# taz.de -- Spanischer Boykott gegen Fußballverband: Feministische Weltmeisterinnen > Die besten Fußballerinnen Spaniens boykottieren weiter das Nationalteam – > ein beispielloser Kampf. Spieler:innen anderswo sollten genau > hinschauen. (IMG) Bild: Nicht nur auf dem Platz Weltklasse: Die Spanierinnen jubeln nach dem Titelgewinn Am Anfang waren sie „Las 15“, mittlerweile sind sie „Las 39“: Die spanischen Spitzenspielerinnen, die sich weigern, für ihr Nationalteam anzutreten, darunter fast alle Weltmeisterinnen. #SeAcabó („Es ist vorbei“, auch zu lesen als „Schluss damit!“) lautet der Hashtag, unter dem am Freitag etwa Alexia Putellas, Mapi León, Jenni Hermoso oder Aitana Bonmatí [1][ein gemeinsames Manifest der 39 posteten]. Die Rücktritte von Luis Rubiales und Trainer Jorge Vilda nach [2][dem Übergriff gegen Jenni Hermoso] reichen ihnen nicht. Sie fordern neue Strukturen, null Toleranz gegenüber Sexismus, den Rücktritt des Verbandspräsidenten und die Neubesetzung diverser Gremien – darunter der Kommunikationsabteilung, [3][die Jenni Hermoso Worte in den Mund gelegt haben soll]. Man muss sich die Kraft dessen erst einmal bewusst machen. 39 Spielerinnen, die sich mit zwei Personaländerungen nicht abspeisen lassen, die sich unter dem enormen Druck des Establishments in kaum bröckelnder Front auf ein gemeinsames Manifest einigen. Was für große Weltmeisterinnen das sind. Es handelt sich um einen der größten Sportboykotte der jüngeren Geschichte. Und er erinnert daran, dass es im Fußball der Frauen tatsächlich noch um mehr geht als bloß Fußball. Stets hat der Verband RFEF seine Spielerinnen dabei unterschätzt. Rubiales glaubte, er könne Hermoso erpressen und [4][sich selbst öffentlich zum Opfer machen]; Vilda glaubte, er könne gegen die Kabine weiterregieren. Beide stürzten über ihre Arroganz. [5][Der kommerzielle Erfolg der WM] und der spanische Titelgewinn haben die Machtverhältnisse im Verband ins Wanken gebracht. Während des Turniers hieß es gern, ein spanischer Titel stärke doch nur diesen Verband. Irrtum: Erst der Pokal gab den 39 die Macht, für Wandel zu sorgen. „Wir glauben, dass der Moment gekommen ist, zu kämpfen und zu zeigen, dass diese Praktiken keinen Platz in unserem Fußball und unserer Gesellschaft haben“, schreiben die Spanierinnen. ## Spieler:innen sollten genau hinschauen Lange Zeit galten die US-Amerikanerinnen als strahlkräftigste feministische Kämpferinnen im Frauenfußball. Auch in der Hinsicht beginnt mit der WM eine neue Ära. Fragt sich nur: Wo ist das spanische Männernationalteam? Warum ist nur Borja Iglesias solidarisch zurückgetreten? Wieder einmal hat der Männerfußball nichts kapiert. Spieler:innen in Deutschland und anderswo sollten genau hinschauen, was in Spanien passiert. Sie haben viel mehr Macht im Ringen um einen besseren Fußball, als sie denken. Es ist ein Jammer, dass sie diese kaum nutzen. 17 Sep 2023 ## LINKS (DIR) [1] https://twitter.com/Jennihermoso/status/1702788375609069705/photo/1 (DIR) [2] /Uebergriffiger-Fussballfunktionaer-bei-WM/!5950862 (DIR) [3] /Nach-Uebergriff-beim-WM-Finale/!5951211 (DIR) [4] /Zuspitzung-in-der-Causa-Luis-Rubiales/!5953043 (DIR) [5] /Sportkritik-und-Fussball-WM/!5950692 ## AUTOREN (DIR) Alina Schwermer ## TAGS (DIR) Fußball (DIR) Streik (DIR) Spanien (DIR) Frauenfußball (DIR) Boykott (DIR) Kolumne Press-Schlag (DIR) Spanien (DIR) Fußball (DIR) Fußball (DIR) Feminismus (DIR) Fußball (DIR) Schwerpunkt #metoo (DIR) Spanien ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Spaniens Überraschungsteam aus Girona: Ode an den Fußball Der Girona FC wirbelt die spanische Liga durcheinander. Míchel, der Trainer des Spitzenreiters, lässt sich von Pep Guardiola inspirieren. (DIR) Solidarität im Frauenfußball: Streiken, spielen und siegen Spaniens Fußballerinnen gewinnen gegen Schweden und schreiben ihre verrückte Geschichte fort. Spielerinnen anderer Teams solidarisieren sich. (DIR) Einigung mit Spaniens Fußballerinnen: Zurück auf dem Platz Der Großteil der streikenden Spielerinnen des Weltmeisterteams wird zum Spiel gegen Schweden reisen. Verband und Sportbehörde versprechen Reformen. (DIR) Der Kampf von Spaniens Fußballerinnen: Einberufungsbefehl zum Spiel Gegen ihren Willen werden Spielerinnen des spanischen Weltmeisterteams für die Auswahl nominiert. Den Streikenden drohen hohe Strafen. (DIR) Machismo in Spanien: Francos Erbe Der Fall Rubiales legt die Spaltung des Landes offen. Es geht um kulturelle Hegemonie. Doch auch innerhalb der Konservativen tun sich Risse auf. (DIR) Rücktritt von Luis Rubiales: Der Kampf geht weiter Der Rücktritt des spanischen Zwangsküssers war überfällig. Doch bis zur Gleichstellung nicht nur von Sportlerinnen ist es noch ein weiter Weg. (DIR) Spanischer Fußballpräsident tritt zurück: Nur ein Kopf einer Hydra Rubiales tritt nach langem Zaudern vom Amt des spanischen Fußballpräsidenten zurück. Der Druck des Weltverbands dürfte entscheidend gewesen sein.