# taz.de -- Spielberichte zur Europameisterschaft: England trifft halt noch schlechter
       
       > Italien ist Männerfußballeuropameister. Im Elfmeterschießen wurde Elfer
       > um Elfer verschossen. Italien traf ein Mal mehr. Das Finale in drei
       > Sätzen.
       
 (IMG) Bild: Gianluigi Donnarumma lässt den Elfer von Jadon Sancho nicht ins Tor
       
       Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze. Das ist das Prinzip des schnellen
       Spielberichts auf taz.de bei dieser Europameisterschaft. Kurz nach dem
       Schlusspfiff stehen die Sätze auf der Seite. Die Behauptung, die wir da
       aufstellen: Jedes Fußballspiel lässt sich in drei Sätzen beschreiben. Und
       wenn wirklich mal ganz viel passiert auf dem Rasen? Dann sind es eben drei
       lange Sätze. Und wenn nichts passiert? Dann kann es auch mal aussehen wie
       ein Haiku. 
       
       ## Italien – England i. E. 3:2 (0:1/1:1/1:1)
       
       Ausgangslage: Zwei defensiv ausgerichtete Teams stehen im EM-Finale, und
       Italien dürfte auf taktisch höherem Niveau stehen als England.
       
       Aber: England sorgt mit einem frühen Tor (3. Minute, Shaw) dafür, dass
       Italien erstmal nicht so spielen kann, wie es erfolgversprechend geplant
       war, und erst ab der 67. Minute (1:1, Bonucci) ist Italien seinen
       Möglichkeiten gemäß im Spiel.
       
       Also: Es geht in die Verlängerung, wo nichts Verwertbares passiert, also:
       Es kommt zum Elfmeterschießen, und da ist es dann passiert. (mak)
       
       ## England – Dänemark 2:1 n. V. (1:1/1:1)
       
       Kasper Schmeichel hält den schmeichelhaften Eflmeter für England nicht gut
       genug, so dass Harry Kane per Nachschuss in der Verlängerung sein
       überlegenes Team endlich in Führung bringen kann.
       
       Davor war der Ball, den Damsgaard per Feistoß abgefeuert hat, ins Tor
       gefallen, Englands Stürmer Harry Kane hatte sich immer wieder ins
       Mitteldfeld fallen lassen und so waren zwei Tore in 90 Minuten gefallen.
       
       Dass der Fußball nun bis zum Finale zu Hause bleiben darf, ist schon in
       Ordnung, weil Dänemark nur 30 Minuten wirklich mithalten konnte. (arue)
       
       ## Italien – Spanien 4:2 im Elfm. (1:1/1:1/0:0)
       
       Genau nach einer Stunde wird klar, dass es doch gar nicht so entscheidend
       ist, ob Spanien oder Italien sein Offensivspiel durchsetzt, sondern wer die
       Tore erzielt und das ist erst einmal die häufig in die Defensive gedrängte
       Squadra Azzurra, die einen von Torhüter Gianluigi Donnarumma eingeleiteten
       Konter durch Federico Chiesa cool vollendet.
       
       Just der in seiner Heimat sehr umstrittene und eingewechselte Alvaro Morata
       zeigt seinen spanischen Teamkollegen, insbesondere den bei Großchancen
       zuvor höchst glücklosen Mikel Oyarzabal, und letztlich auch sich selbst,
       wie einfach es doch sein kann, schönen Fußball auch mit einem Treffer zu
       verbinden und sorgt nach einem Doppelpass mit dem auffälligen Dani Olmo für
       die wohl von allen neutralen Beobachter:innen erhoffte Verlängerung
       dieser tollen Partie.
       
       Mit der Kraft nimmt in der Verlängerung allerdings auch das Niveau ab,
       weshalb letztlich das Elfmeterschießen entscheiden muss und ausgerechnet
       Morata mit seinem Fehlversuch doch noch zur tragischen Figur wird. (jok)
       
       Ukraine – England 0:4 (0:1) 
       
       Ganz sicher hat die Ukraine einen Matchplan gehabt, und man kann sich auch
       in etwa vorstellen, wie der ausgesehen hätte, hinten betonieren, vorne in
       der 80. Minute das 1:0 machen, aber wenn der Plan nach vier Minuten über
       den Haufen geworfen wird und man keinen zweiten hat, geht das eben 0:4 aus.
       
       Der Klassenunterschied zwischen hinten humorlosen und vorne ebenso
       hochklassigen Engländern und den Ukrainern, die vor lauter Verteidigen
       nicht mehr zum Spielaufbau kamen, ist einfach zu groß, und so hält England
       weiter die Null, nicht die Ukraine, und steht mehr als würdig im
       Halbfinale.
       
       Football's coming Home. (Alina Schwermer)
       
       ## Tschechien – Dänemark 1:2 (0:2)
       
       Diese Viertelfinalbegegnung war natürlich ein Knaller, vor allem in
       Dänemark und, nicht zu vergessen, in Tschechien.
       
       Entsprechend ging es in der ersten Halbzeit mit kontrollierten, aber so gar
       nicht durchschlagskräftigen Tschechen und effizienten dänischen Kontern los
       (2:0 zur Pause), und genauso entsprechend ging es mit sehr überlegenen
       Tschechen in die zweite Hälfte, was aber vielleicht zehn, fünfzehn Minuten
       gedauert hat (2:1 seit der 49.), ehe sich die Lage der ersten Halbzeit
       wieder eingestellt hatte, zu der vor allem zwei tschechische Kopfverbände
       kamen.
       
       Also heißt es nach neunzig Minuten „heldig Danmark“, ein Dänemark, das
       Glück gehabt hat. (Martin Krauss)
       
       ## Belgien – Italien 1:2 (1:2)
       
       Aha, so sieht also ein Fußballspiel aus, in dem zwei Teams Spielkultur
       pflegen, mag sich der Schiedsrichter gedacht haben, als er beim Stand von
       2:0 für lustvoll angreifende Italiener nach einem handelsüblichen Zweikampf
       den Belgiern kurz vor der Pause einen Elfmeter geschenkt und auf diese
       Weise die Partie offen gehalten hat.
       
       Es war aber auch wirklich zauberhaft zuzusehen, wie munter sich die
       Italiener im Angriff bewegt haben, wie sie sich so immer wieder Platz
       verschafft haben, und ebenso faszinierend war das Tempo, in dem die Belgier
       immer wieder vor das Tor der Italiener gezogen sind.
       
       Wenn am Ende nicht so oft italienische Spieler so lange am Boden gelegen
       hätten, weil man ihnen mehr oder weniger weh getan hatte, dann fiele das
       Urteil über dieses Spiel, das am Ende einen verdienten Sieger gefunden hat,
       noch besser aus. (Andreas Rüttenauer)
       
       Schweiz – Spanien 1:3 n. Elfm. (1:1, 1:1, 0:1) 
       
       Unglücklicher hätte schon die Anfangsphase für den Weltmeisterbesieger kaum
       laufen können, denn der Xhaka-Ersatz Denis Zakaria lenkt in der 8. Minute
       den Ball ins eigene Netz und treibt den EM-Eigentorrekord weiter in die
       Höhe, Stürmer Breel Embolo muss nur wenige Minuten später ausgetauscht
       werden und auch sonst scheint nicht ein Schweizer von Fortuna geküsst oder
       wenigstens ein bisschen gemocht worden zu sein.
       
       Zwar beweist in dem schnarchnasigen Spiel auch die spanische Abwehr ihr
       Talent zum Slapstick, wovon zwischenzeitlich Xherdan Shaqiri mit seinem
       Ausgleichstreffer profitiert, doch die Rote Karte für den Schweizer Remo
       Freuler (77. Minute) ist wiederum eine höchst unglückliche und zu harte
       Entscheidung und eine schwere Hypothek für den Außenseiter in der
       Verlängerung.
       
       Im Elfmeterschießen entscheidet bekanntlich sowieso das Glück und das ist
       an diesem Abend in St. Petersburg eindeutig nicht auf Seiten der dreimal
       patzenden Schweizer, so dass dieses Mal Torhüter Yann Sommer nicht gefeiert
       wird, obwohl zwei Spanier nicht treffen. (jok)
       
       England – Deutschland 2:0 (0:0) 
       
       Nach Hamann (Didi, Tor zum 1:0 in Wembley 2000) kam lange nichts.
       
       Dann kamen Pfund Sterling und Citizen Kane – und eben nicht Thomas Müller
       (Riesenchance zum 1:1 vergeben).
       
       Jetzt darf das Märchen für England weitergehen – während für uns und Jogi
       alles vorbei ist. (René Hamann)
       
       ## Schweden – Ukraine 1:2 (1:1, 1:1) n. V.
       
       Leider wollte sich niemand aus dem Kreis der Dreisatz-Autor:innen dieses
       Spiel ansehen.
       
       Dabei soll es farblich ganz gut gewirkt haben – blau-gelb wie ein
       Ikea-Derby irgendwie.
       
       Am Ende hat ein Last-Minute-Tor in der Verlängerung all diejenigen, die
       sich das Spiel sowieso nicht angesehen haben, auch noch um ein
       Elfmeterschießen gebracht. (Andreas Rüttenauer)
       
       Frankreich – Schweiz im Elfmeterschießen: 4: 5/3:3 (0:1) 
       
       Was schreibt man zu so einem Fußballspiel? Uff, so viele schöne Szenen, so
       viele Emotionen und am Ende schmeißt der Underdog tatsächlich den
       Weltmeister aus dem Turnier.
       
       Kylian Mbappé scheitert nach dem furiosen Spiel beim finalen Elfmeter des
       Abends an Yann Sommer – eine kleine Sensation für den Schweizer Keeper und
       alle Menschen im Stadion, vor den Bildschirmen, in den Kneipen sind sowieso
       schon seit Beginn der zweiten Hälfte komplett geschwitzt und heiser, was
       für ein geiler Fußballabend.
       
       Noch müdere Augen morgen im Dienst sind es wert, sich die beiden Blitztore
       von Karim Benzema (57',59'), das Traumtor von Paul Pogba (75') und die
       anschließende Schweizer Aufholjagd (81', 90') noch mal in den
       Wiederholungen anzusehen und sich nach den zig aufregenden Momenten
       zurückzuerinnern: Dieser Krimi begann bereits in der 15. Minute mit einem
       überraschendem Führungstreffer der Schweiz durch den Kopfball von Haris
       Seferović … und damit jetzt ab in die Eistonne. (Linda Gerner)
       
       ## Kroatien – Spanien 3:5 n. Verl. (1:1/3:3)
       
       Die eine Hälfte des Dorfes an der kroatischen Adria und ein anwesender
       deutscher Tourist verschlafen die erste Hälfte des Spiels, weil es extrem
       heiß ist und jeder gewöhnliche Dalmatiner um 18 Uhr noch seinen
       Mittagsschlaf hält oder grade erst beendet, weswegen es beim bisher
       überflüssigsten Eigentor dieses Wettbewerbs komplett uneuphorisch bleibt im
       Dorf, was aber auch daran liegen kann, dass diese Führung selbst den
       patriotischsten Patrioten im Dorf etwas unangenehm ist und außerdem ist
       Portugal schon ausgeschieden und damit sind die Kroaten mindestens einen
       Tag länger dabei gewesen und das ist schon was.
       
       Bis auf die 6,5 Minuten in der 2. Halbzeit, in der die Schachbretter mal
       kurz vors gegnerische Tor kommen, setzen sich die meisten wieder in den
       Schatten oder gehen Blumen gießen, weil sie sich das Elend nicht angucken
       wollen, denn sie sind sich alle einig: „Die hätten nach der Vorrunde nach
       Hause fahren müssen.“
       
       Die Meinung ändert sich allerdings 5 Minuten vor Schluss, weil die Kroaten
       jetzt um die Kriegswürde spielen und nach dem 5:3 am Ende heißt es: „Der
       Trainer kann nach Hause fahren“, weil er unnötig auf Viererkette umgestellt
       hat und außerdem war es sowieso viel zu heiß. (Doris Akrap)
       
       ## Belgien – Portugal 1:0 (1:0)
       
       Titelverteidiger gegen Weltranglistenerster – das sollte eigentlich der
       erste Kracher der K.-o.-Phase werden.
       
       Stattdessen belauern sich beide 40 Minuten lang, bis Hazard (BVB) aus 20
       Metern abzieht und Ruiz Patrizio nicht gut aussehen lässt, woraufhin es in
       der 2. Halbzeit intensiv, ja geradezu wild zugeht, ohne dass die
       Portugiesen es schaffen, den Ausgleich zu erzielen, weil Guerreiro (BVB)
       mit rechts nur den Pfosten trifft und sich Meunier (BVB), Witsel (BVB) und
       Hazard (BVB) defensiv voll reinhängen und überhaupt die Belgier fast eine
       ganze Halbzeit ohne De Bruyne fighten bis zum Umfallen.
       
       Thorgan Hazard (BVB) bringt mit dem goldenen Tor die goldene Generation ins
       Viertelfinale und trifft dort auf Italien mit Ciro Immobile (ehemals BVB).
       (Stefan Mahlke)
       
       Niederlande – Tschechien 0:2 (0:0) 
       
       Die EM hat ihre ersten ganz großen Helden.
       
       Aufopferungsvoll kämpfende Tschechen, die eigentlich hier nur den
       Niederländern den roten Teppich ausrollen sollten, haben sich in einen
       wahren Rausch gespielt und dieses niederländische Team nicht nur
       niedergerungen, sondern niedergespielt, völlig verdient, mutig und im
       Spielverlauf immer schöner, mit 2:0 durch Holeš und Schick, die
       mitgereisten Fans sind außer sich, und es gibt doch einen Fußballgott.
       
       Die Niederländer spielten körperlos, uninspiriert, völlig unter Schock.
       (Alina Schwermer)
       
       ## Italien – Österreich 2:1 n. Verl. (0:0)
       
       Wider Erwarten ist die Partie zwischen den klar favorisierten Italienern,
       die bei dieser EM am meisten mit Lob überschüttet wurden, und den
       Österreichern, deren Achtelfinalteilnahme allein schon Grund für ein
       Volksfest ist, die bislang spannendste dieses Turniers.
       
       Die anfangs überaus zurückhaltenden Ösis bereiten der italienischen Abwehr
       in der zweiten Hälfte ungewohnte Schwierigkeiten, die zweimal nur mit Hilfe
       des Videoschiedsrichters (kein Tor, Abseits und kein Elfmeter) geklärt
       werden können, sodass immerhin der Weltrekord der italienischen
       Torhüterlegende Dino Zoff aus den 70er Jahren, nämlich 1.143 Minuten ohne
       Gegentor, geknackt werden kann, was im Wembley-Stadion allerdings nicht die
       Bohne interessiert, viel zu packend ist doch diese Begegnung, die
       schließlich in die Verlängerung geht.
       
       Die eingewechselten Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (110.)
       beruhigen aber mit ihren Treffern ihre nervlich bestimmt arg strapazierten
       Landsleute, die schon alles Mögliche in den letzten Nächten
       zusammengeträumt haben, aber gewiss nicht ein Ausscheiden der Squadra
       Azzurra gegen Österreich, wobei dann nach dem Anschlusstreffer von Sasa
       Kalajdzic doch noch ein wenig gezittert werden muss. (jok)
       
       ## Wales – Dänemark 0:4 (0:1)
       
       Auch in dieser Höhe verdienter Sieg der Skandinavier, deren Fans sich nur
       12 Stunden in Holland aufhalten durften; egal, es dürfte eine fröhliche
       Zeit in Amsterdam und auf der Piste gewesen sein.
       
       Sie reden jetzt wieder viel über dieses ominöse Jahr 1992.
       
       Die Dänen sind ein echtes Team, sie gewinnen Kraft aus einem Drama, das sie
       von Spiel zu Spiel in neue Höhen hebt; jetzt geht's nach Baku –
       Viertelfinale. (mv)
       
       ## Deutschland – Ungarn 2:2 (0:1)
       
       Ob nun in der Regenbogenfrage oder auf dem Platz – die Deutschen können
       Drama.
       
       Dass das Spiel am Ende dramatischer werden könnte als die
       Auseinandersetzung um die Beleuchtung der EM-Arena, war kaum vorstellbar,
       und dann lagen die Deutschen schnell zurück, nach dem Ausgleich dann sofort
       noch mal, bevor von irgendwoher die Erlösung durch das 2:2 kam, das den
       Achtelfinaleinzug bedeutete, was Leon Goretzka, den Torschützen, doch glatt
       dazu veranlasste, ein Herzchen in die Kurve mit den finstersten Fans der
       Ungarn zu schicken, wofür ihm an dieser Stelle von Herzen gedankt sei.
       
       Nervensägige Ungarn, die einen schier perfekten Überfallfußball zelebriert
       haben, waren da gegen bemühte Deutsche am Werk, die für etwas gefeiert
       wurden, wofür die hinnudunnemals mal gefürchtet waren: für ihren
       Kampfgeist.
       
       ## Frankreich – Portugal 2:2 (1:1)
       
       Im Stadion in Budapest läuft ja eigentlich Portugal gegen Frankreich, aber
       am lautesten wird es dann, wenn die Ungarn im Parallelspiel treffen, also
       zu mindestens 50 Prozent gucken wir hier ein Ungarnspiel.
       
       Elfmeter sind eine lustige Sache, bringen aber, wenn sie drei von vier
       Toren liefern, eine so komische Dramatik, so, wie wenn sich bei Marvel alle
       schon nach fünf Minuten prügeln würden und am Ende nichts mehr passiert,
       also keine Ahnung, wie dieses Spiel ohne diese Elfmeter ausgegangen wäre,
       wobei, na ja, 1:0 für Frankreich eben.
       
       Die letzten zwanzig Minuten spazieren unter Pfiffen beide mit dem 2:2 in
       die K.-o-Runde.
       
       ## Slowakei – Spanien 0:5 (0:2)
       
       Eigentore und Elfmeter-Fehlschüsse sind ‚n Ding bei dieser EM (insgesamt
       schon acht Eigentore) – damit kann auch die Partie zwischen den Slowaken
       und den Spaniern in Sevilla aufwarten: Erst verschießt Álvaro Morata in der
       12. Minute den Foulelfmeter, dann hilft der slowakische Keeper Martin
       Dúbravka in der 30. Minute mit einem unglücklichen, an Volleyball
       erinnernden Eigentor das spanische Torfestival zu eröffnen und auch das 5:0
       erzielt in der 71. Minute der slowakische Juraj Kucka für das gegnerische
       Team.
       
       Ein Spiel, das aufgrund des bisherigen Auftritts des spanischen Teams mit
       nervösen Reaktionen des passionierten Fans begann (NEIN! JETZT! UND DANN SO
       EIN SCHWACHER PASS! SO UNENTSCHLOSSEN! WENN DER ELFMETER NICHT REINGEHT,
       MACHE ICH SOFORT AUS, ICH LÖSCH DIE KICKERAPP – MEINE GÜTE) – war dann
       größtenteils sehr schön anzusehen, außer aus slowakischer
       Torwart-Perspektive.
       
       Die Slowakei ist also leider kein Überraschungsteam dieser EM, Spanien doch
       noch sicher im Achtelfinale, und hier der Vollständigkeit halber noch alle
       fünf Tore: 30‘ Dúbravka (ET), 45'+3 Laporte, 56‘ Sarabia, 67' Ferran
       Torres, 71‘ Kucka (ET). Linda Gerner
       
       Schweden – Polen 3:2 (1:0) 
       
       An [1][Weltfußballer Robert Lewandowski] lag es nicht: Auch gegen Schweden
       traf der polnische Stürmer doppelt (61' und 84‘) und auch zu Beginn zweimal
       die Latte binnen Sekunden.
       
       Schade für Polen, Grattis an Schweden zum ersten Platz der Gruppe E.
       
       Bleibt jetzt noch die spannende Frage des Abends, gegen wen die Gelb-Blauen
       im Achtelfinale ran müssen. (lg)
       
       ## Kroatien – Schottland 3:1 (1:1)
       
       Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien
       nationaler Feiertag ist, kämpfen die Kroaten um Leben und Tod.
       
       In der Strandbar an der südlichen Adria sind sich die alten Fischer zur
       Halbzeit, in der es 1:1 steht, sicher, dass die Kroaten nach Hause fahren
       können, weil sie es einfach nicht können, weil sie nicht wissen, wie man
       Fußball spielt, weil die Abwehr nicht weiß, wie man abwehrt, weil Rebić
       nicht spielt, weil Modrić nicht alles machen kann, weil Bill Gates Schuld
       ist, weil das Spiel dreckig ist und plötzlich fallen Tische und Stühle um,
       es wird gesprungen und Arme in die Luft gerissen und „Ajde Ajde Ajde“
       gerufen und dann nochmal und danach reden die Alten nur noch über
       Prostataprobleme, wie schlimm es ist, wenn man nachts pinkeln muss, wie weh
       das tut und wie es sein kann, dass der eine noch drei Mal die Woche mit
       seiner Ehefrau Sex hat, dass das „ in unserem Alter“ gar nicht mehr geht
       und dann wird abgepfiffen.
       
       Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien
       nationaler Feiertag ist, haben die Kroaten den Kampf um Leben und Tod
       gewonnen. Doris Akrap
       
       ## Tschechien – England 0:1 (0:1)
       
       Die Lage im Wembley-Stadion gleicht anfangs der Coronalage: das englische
       Spiel ist variantenreicher und gefährlicher, so dass Raheem Sterling
       bereits nach 12 Minuten zum 1:0 einköpfen kann.
       
       Trainer Gareth Southgate gönnt seinen schärfsten Kritikern und Jadon Sancho
       dessen ersten EM-Einsatz in der 84. Minute, auch weil das Spiel
       mittlerweile sehr lahmt.
       
       Die Engländer können als effizienter Gruppenerster (zwei Tore, sieben
       Punkte) weiter in London bleiben und im besten Fall nach aktuellen
       Verhandlungen mit der Uefa im Halbfinale und Finale trotz Delta-Variante
       vor 60.000 Zuschauern spielen. (jok)
       
       ## Finnland – Belgien 0:2 (0:0)
       
       Fast Finish für Finnland durch ballsichere, bemühte Belgier, die (mit De
       Bruyne von Beginn) das Spiel beherrschen – in der ersten Hälfte aber ohne
       ganz gefährliche Abschlüsse.
       
       Tragisch dann das Eigentor vom starken finnischen Torhüter Lukáš Hrádecký,
       der in der 74. Minute nach einer Ecke den von Vermaelen geköpften Ball
       nicht erwischte und mit dem eigenen Arm ins Tor beförderte – was aber, etwa
       nach dem vorherigen Abseitstreffer von Romelu Lukaku, trotzdem die
       überfällige Führung für die Belgier bedeutete, und: Lukaku konnte dann in
       der 81. Minute nochmal den Ball im Tornetz versenken, dieses Mal ganz
       regulär.
       
       So richtig Spaß machte das taktische, eher ruhige Spiel dann aber durch die
       parallel eingeschaltete Russland–Dänemark-Partie und die Frage der
       Platzierungen der Gruppe B: Belgien, Dänemark sind sicher weiter, Russland
       ist raus, Finnland wird wohl noch ums Achtelfinale zittern müssen. Linda
       Gerner
       
       ## Russland – Dänemark 1:4 (0:1)
       
       Die Dänen versuchen sich nach dem Drama um Christian Eriksen, unterstützt
       von enthusiastischen Fans in rot-weiß im fast vollbesetzten
       „Parken“-Stadion von Kopenhagen, in die K.-o.-Runde zu spielen.
       
       Und das schaffen sie nach feinen Fernschüssen von Damsgaard und
       Christensen, einem Abstaubertor durch Poulsen (nach kapitalem Fehler eines
       russischen Defensiven) und einem zweifelhaften Elfer der Russen
       tatsächlich; Maehle darf dann, als Russland förmlich auseinanderbricht,
       auch noch mal.
       
       Weil die Belgier im Parallelspiel helfen, werden die Dänen sogar
       Gruppenzweiter, was zu etlichen Bierduschen im „Parken“ führt. (mv)
       
       ## Ukraine – Österreich 0:1 (0:1)
       
       Die Ukraine hat offenbar überhaupt keine Lust auf ein Spiel gegen Italien.
       
       Der torgefährliche Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner schießt nach
       einer Standardsituation (Ecke) recht früh (21. Minute) das Tor des Tages.
       
       Österreich ist erstaunlicherweise nicht sonderlich gefordert gewesen, gegen
       Italien wird sich das gewiss ändern.
       
       ## Nordmazedonien – Niederlande 0:3 (0:1)
       
       Goran Pandev, ein ganz Großer von den ganz Kleinen, beendet in Amsterdam
       seine Fußballkarriere in der 68.Minute und sorgt für die ganz großen
       Emotionen bei seinem Abgang durch das Spalier seiner Kollegen in einer
       Partie, die auch sonst mehr einem unterhaltsamen Abschiedskick denn einer
       ernsthaften EM-Begegnung gleicht.
       
       Das nordmazedonische Team kann nur am Anfang mit einem Abseitstor und einem
       Pfostenschuss ein wenig Schrecken verbreiten, aber der Zwang, offensiv
       auftreten zu müssen, kommt letztlich dem Geschwindigkeitsfußball ihres
       Gegner allzu sehr entgegen.
       
       Die Niederlande erreichen das Optimum (drei Siege und das Achtelfinale),
       Nordmazedonien trotz wackerer Auftritte das Minimum (drei Niederlagen und
       die vorzeitige Heimfahrt), aber Grund zur Freude haben beide nach dem
       Schlusspfiff. (jok)
       
       ## Schweiz – Türkei 3:1 (2:0)
       
       Die Türkei war so einfallslos wie gegen Italien und Wales, denn ohne Herz
       lässt sich auch kein Fußball spielen, ganz egal wie viele Türkei-Fahnen im
       Stadion in Baku wehen.
       
       Irfan Can zirkelt den Ball zwar in der 62. bilderbuchmäßig unter die Latte,
       aber der traumhafte Schuss ist nichts weiter als ein verzweifeltes
       Lebenszeichen.
       
       Am Ende siegen die Schweizer mit zwei Toren von Shaqiri und einem Tor von
       Seferovic und die Türkei muss jetzt nach den elenden Auftritten bei dieser
       EM anfangen, über grundsätzliche Reformen nachzudenken. (vag)
       
       ## Italien – Wales 1:0 (1:0)
       
       Italien siegt mit einer B-Mannschaft, wird souverän Gruppensieger, kann
       Standards, schießt dementsprechend das erste Tor des Turniers nach einem
       solchen und wirkt insgesamt auch in der Zweitbesetzung mental ehrgeizig und
       physisch griffig, wenn auch anfällig bei – Standards.
       
       Höhepunkte ballen sich in den 50er-Minuten, als (53.) Bernadeschi einen
       Freistoß an den linken Pfosten zirkelt, auf der anderen Seite (55.) Ramsey
       allein vor Donnarumma nicht weiß, was tun, und schließlich in derselben
       Minute in der Mitte des Feldes Ampadu Bernadeschi so verletzungsgefährlich
       gegen das Sprunggelenk tritt, dass Schiri Hațegan ein hartes Rot zeigt.
       
       Wer sich aus der Gruppe B mit dem Gruppenzweiten Wales (erster
       Befreiungsschlag 31.) im Achtelfinale wird auseinandersetzen müssen, kann
       sich auf harten Widerstand gefasst machen – schön wird's dabei eher nicht
       werden. (waam)
       
       ## Spanien – Polen 1:1 (1:0)
       
       Spanien passt sich trotz Führung mal wieder um den Erfolg.
       
       Lewandowski benötigt sogar zwei Chancen für ein Tor.
       
       Es braucht nun Mut, um auf einen spanischen Sieg gegen die Slowakei im
       abschließenden Spiel zu setzen. (jok)
       
       ## Portugal – Deutschland 2:4 (1:2)
       
       Zunächst wollten die Deutschen mehr und konnten das Tor wie gewohnt nicht
       treffen, wohingegen die Portugiesen mehr konnten und noch dazu Cristiano
       Ronaldo hatten, dessen Führungstreffer nach zwei portugiesischen Eigentoren
       indes schnell nichts mehr wert war.
       
       Dann passierte etwas, was man schon lange nicht mehr gesehen hatte bei
       einem großen Turnier, und die Deutschen trafen höchstselbst ins gegnerische
       Tor – zwei Mal gleich, und weil die Portugiesen nur noch einmal trafen,
       freuten sich die deutschen Fans in München gar sehr.
       
       Das 3:1 durch Kai Havertz wird man wahrscheinlich noch häufig sehen bei
       dieser EM, weil es so schön herausgespielt war, dass es in keinem
       Zusammenschnitt der Höhepunkte dieses Turniers fehlen sollte. (arue)
       
       ## Ungarn – Frankreich 1:1 (0:1)
       
       Gut, dass wir nicht „wir“ schreiben, wenn es ums deutsche Team geht, sonst
       hätten wir uns fragen müssen, ob wir jetzt schon schlechter sind als
       Ungarn.
       
       Die haben gegen Frankreich doch glatt ein Tor geschossen und bis zur 66.
       Minute geführt.
       
       Dominanz allein schießt keine Tore. (arue)
       
       ## England – Schottland 0:0
       
       Battle of Britain?
       
       Äh.
       
       Kann man halt doch schon irgendwie sagen, oder? (mv)
       
       (Offenlegung: Der Autor ist in Halbzeit zwei eingeschlafen, musste kurz vor
       Schluss geweckt werden und sich dann sehr kurz fassen.) 
       
       ## Kroatien – Tschechien 1:1 (0:1)
       
       Der Vizeweltmeister Kroatien ist wie schon beim Spiel gegen England kaum
       wiederzuerkennen, weil nur selten mal eine Idee aufblitzt, wie man das
       tschechische Tor in Gefahr bringen könnte, und der große Ballstreichler
       Luca Modric sogar hinten rumgrätscht, um im lückenhaften Abwehrgebilde
       auszuhelfen.
       
       Der torgefährlichste Stürmer der EM, der Tscheche Patrick Schick, lässt
       sich dagegen auch nicht von einem Ellbogenschlag von Dejan Lovren im
       Strafraum beeindrucken und verwandelt den fälligen Elfmeter trotz blutender
       Nase.
       
       Nachdem Ivan Perisic ausgleicht, passiert nicht mehr allzu viel, weil beide
       Teams aus taktischen Überlegungen allzu großes Risiko meiden, was im Falle
       von Kroatien nun bedeutet, dass man im abschließenden Gruppenspiel gegen
       Schottland nicht mehr groß taktieren kann. Johannes Kopp
       
       ## Schweden – Slowakei 1:0 (0:0)
       
       Das Spiel ist erwartungsgemäß zäh, da sich zwei Teams gegenüberstehen,
       deren Stärke vornehmlich im Reagieren und nicht im Agieren liegt.
       
       Erst warten die Slowaken ab, dann warten die Schweden ab, dann fällt denen
       zu ihrem Glück irgendwann auf, dass sie aus tabellarischen Gründen doch
       mehr tun müssen als die Slowaken und erarbeiten sich einen Elfmeter, der
       Höhepunkt eines zähen Sommernachmittags in Sankt Petersburg, den Emil
       Forsberg zum 1:0 vollendet.
       
       Aus fußballästhetischer Sicht war das eine Partie, die selbst begabteste
       Gutfinder nicht schönzureden vermögen. Johannes Kopp
       
       ## Niederlande – Österreich 2:0 (1:0)
       
       Während Arnautovic wegen seiner frechen Goschn auf der Tribüne tachiniert,
       verursacht sein persönlicher Goschn-Halter Alaba einen Penalty, den Depay
       verwandelt.
       
       In Halbzeit zwei schießt Alaba fast ein Tor, Dumfries tatsächlich, und
       Oranje steht fix im Achtelfinale.
       
       Ein Spiel, von dem nichts bleiben wird, aber es musste halt aus Gründen
       gespielt werden – und dann die Frage: Warum sehen die Ösi-Fans eigentlich
       immer aus wie Karikaturen von Gerhard Haderer? (mv)
       
       ## Dänemark – Belgien 1:2 (1:0)
       
       Erst klatschen die dänischen Nationalspieler vor dem Anpfiff den knienden
       belgischen Kollegen für ihre Anti-Rassismus-Geste zu, dann klatschen,
       johlen und schreien die rot-weißen Fans, weil Yussuf Poulsen Dänemark schon
       in der zweiten Minute einen gegnerischen Fehler kühl zur 1:0-Führung nutzt,
       und nach 10 Minuten klatschen dann alle im Kopenhagener Stadion 60 Sekunden
       lang für Christian Eriksen, der im ersten EM-Spiel für Dänemark nach einem
       Herzstillstand ins Leben zurückgeholt werden musste.
       
       Mit der Einwechslung des gerade erst genesenen Ausnahmespielers Kevin de
       Bruyne können die Belgier das Spiel wenden, weil der 29-Jährige an beiden
       wunderschön herauskombinierten Toren beteiligt ist und sich somit einen
       Sonderapplaus verdient – einmal als Vorbereiter, einmal als Vollstrecker.
       
       Dänemark trifft in der Schlussphase immerhin noch einmal die Latte, muss
       aber jetzt im letzten Gruppenspiel gegen Russland gewinnen, um dann noch
       Chancen aufs Achtelfinale zu haben. Johannes Kopp
       
       ## Ukraine – Nordmazedonien 2:1 (2:0)
       
       Ein schönes Beispiel für ein ausgeglichen und zugleich beidseitig offensiv
       geführtes Fußballspiel war an diesem Bukarester Nachmittag zu besichtigen,
       als die Ukraine Nordmazedonien 2:1 bezwang, wobei, was die Dramatik
       illustriert, ein Elfmeter der Nordmazedonier drin war und einer der
       Ukrainer nicht.
       
       Was die Nordmazedonier auszeichnete, großer Einsatz und mutige Aktionen,
       vor allem in der zweiten Halbzeit, das konnten die Ukrainer mit
       spielerischer und technischer Überlegenheit wettmachen.
       
       Das hat zwar gereicht – siehe Ergebnis –, aber es ist doch auch sehr schön
       anzusehen, wenn ein Team, das führt, es partout nicht schafft, seinen Sieg
       in aller Ruhe nach Hause zu schaukeln, sondern bis zum Schluss zittern
       muss. Martin Krauss
       
       ## Italien – Schweiz 3:0 (1:0)
       
       Schon erstaunlich, wie dieses Team aus Nesthockern – in der Startelf kickt
       nur Jorginho nicht auf dem Stiefel – dominant und effektiv Fußball spielt.
       
       Sie wissen aber auch, worauf es ankommt, und Bonucci verrät es: „Demut und
       mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“
       
       Tore durch Locatelli (2) und Immobile. (mv)
       
       ## Türkei – Wales 0:2 (0:1)
       
       Die Waliser in den Farben Australiens (gelb-grün) sind den Türken zwar
       statistisch unterlegen (Ballbesitz, Passgenauigkeit, Pässe, Schüsse), aber
       die Mannen von der Insel kicken intelligent und dosiert.
       
       Gareth Bale spielt immer wieder clevere Steilpässe auf Aaron Ramsey, und
       die dritte Ramsey-Chance sitzt dann, wenngleich auch Bale hätte einnetzen
       können, denn er vergibt unter anderem einen Elfmeter.
       
       Die Türkei, die eine so überzeugende EM-Quali spielte, ist nun nach Tor
       zwei durch Roberts in der Nachspielzeit wohl schon raus, und das unter den
       Augen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan in panturkischen Gefilden.
       (mv)
       
       ## Finnland – Russland 0:1 (0:1)
       
       Wer tief verteidigt, kommt nicht so schnell nach vorne.
       
       Bis zu diesem Spiel, in D nur über Magenta TV zu empfangen, wusste kaum
       jemand, was Geoblocking ist.
       
       Für die biederen Russen waren die Finnen zu bieder: 1:0. René Hamann
       
       ## Frankreich – Deutschland 1:0 (1:0)
       
       Zuerst stürzte der Fallschirmmann von Greenpeace ab (was die Uefa natürlich
       nicht ganz zeigte), dann die Deutschen gegen „spritzige Franzosen“ (B.
       Rethy).
       
       Nach dem 0:1 durch Hummels (ET) wurde deutlich: Die DFB-Elf wie eine
       ordentlich bemühte, fleißige Betriebsmannschaft, die Franzosen flüssig wie
       Weltmeister.
       
       Verdienter Sieg. René Hamann
       
       ## Ungarn – Portugal 0:3 (0:0)
       
       Ein Zurück-in-die-Zukunft-Spiel, weil das fast volle Stadion in Budapest
       einen Fußball aus der Vor-Corona-Ära präsentierte.
       
       60.000 lärmten und übertrugen diese Energie auf ein Heimteam, das sich
       bravourös mit einer 5-3-2-Defensive wehrte gegen Ronaldo, Bernardo Silva
       und Co.
       
       Die Ungarn brachten es nur zu einem Abseitstor, die Portugiesen schossen
       ihre Tore erst spät: Der eine Ball rollte abgefälscht in den Kasten, die
       anderen Treffer steuerte – logo – Ronaldo bei. (mv)
       
       ## Spanien – Schweden 0:0 (0:0)
       
       Beinahe wäre der radikale Ballverzichtfußball von Schweden kurz vor der
       Pause mit der Führung durch Alexander Isak belohnt worden, weil Spanien
       trotz großer Chancen (Alvaro Morata!) und Ballbesitzanteilen (79 Prozent)
       torlos blieb, doch Marcos Llorente konnte den Ball von der Linie an den
       Pfosten lenken.
       
       Das spanische Team ist zwar mit acht EM-Neulingen in der Startelf
       angetreten, in seiner Durchschlagskraft gleicht es aber den zuletzt so
       harmlosen spanischen Mannschaften bei Großturnieren.
       
       Hätte allerdings Gerard in der 90. Minute seinen Kopfball aus sechs Metern
       im Tor untergebracht, wäre Spanien die 112. Fortsetzung der Taktikdebatte
       über Vor- und Nachteile von Ballbesitzfußball erspart geblieben und der EM
       das erste torlose Remis. Johannes Kopp
       
       ## Polen – Slowakei 1:2 (0:1)
       
       Ein EM-Duell, das in etwa so viel Reiz verströmt wie in der Bundesliga die
       Begegnung zwischen dem FC Augsburg und der SpVgg Greuther Fürth, und das
       deshalb notgedrungen auf das Kräftemessen der beiden Superstars Robert
       Lewandowski und Marek Hamsik verkürzt wird, was aber auch an diesem frühen
       Abend in St. Petersburg nicht von maßgeblicher Bedeutung sein wird.
       
       Entscheidender ist die gelb-rote Karte von Polens defensivem Mittelfeldmann
       Grzegorz Krychowiak in der 62. Minute just in einer Phase, da sein Team
       nach einem Rückstand (18.) und schwacher erster Hälfte prompt mit
       Wiederanpfiff (46.) ausgleichen konnte und auf die Führung drängte.
       
       In Überzahl nimmt der slowakische Innenverteidiger Milan Škriniar den Ball
       nach einer Ecke gekonnt an, erzielt mit einem präzisen Schuss den
       Führungstreffer, der viel dazu beitragen könnte, dass sein Team erneut die
       Gruppenphase übersteht. Johannes Kopp
       
       ## Schottland – Tschechien 0:2 (0:1)
       
       Schottland ist mit nur zwei Macs, nämlich McTominay und McGinn aufgelaufen,
       das hat ein Twitterer, auf den die BBC aufmerksam machte, bemerkt, und dies
       erklärt vielleicht, warum der Gastgeber nur anfänglich und nur so ein
       bisschen den Heimvorteil von immerhin 12.000 Fans nutzen konnte.
       
       Genutzt, was da an gar nicht so vielen Chancen kam, hat der tschechische
       Stürmer Patrik Schick, der sonst bei Bayer Leverkusen trifft, und nun hat
       er mit einem sehr schönen Kopfball (42.) und einem sensationellen
       50-Meter-Schuss (52.) persönlich Schottland alt aussehen lassen.
       
       Zu erwähnen ist auch noch Tomáš Vaclík, der tschechische Torwart, der
       sowohl schottische Torschüsse als auch tschechische Eigentorversuche sehr
       souverän abwehrte, sodass das Fazit doch protschechisch ausfällt: eine
       Mannschaft, mit der man rechnen kann. Martin Krauss
       
       ## Niederlande – Ukraine 3:2 (0:0)
       
       Es war schön, zwei Mannschaften zuzusehen, die Lust hatten, um die Wette zu
       spielen.
       
       Die Niederländer konnten das lange besser als die Ukrainer in ihrer
       Heldentrikotage und hätten viel früher in Führung gehen können, als sie es
       getan haben.
       
       Mit zwei Toren lagen die Ukrainer hinten, bevor es plötzlich 2:2 stand, was
       für eine spannende Schlussphase sorgte, die Denzel Dumfries mit einem
       Kopfball dann doch wieder Richtung Niederlande gedreht hat, was im Ganzen
       so spektakulär war, dass es Grund genug ist, sich dieses Spiel schon mal zu
       merken, bis am Ende des Turniers die besten Partien der EM prämiert werden.
       Andreas Rüttenauer
       
       Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1) 
       
       Österreich spielt wie Österreich, Nordmazedonien viel besser als die
       anderen Himmelsrichtungen-Verbände Südgeorgien, Westsahara, Osttimor und
       die Zentralafrikanische Republik.
       
       Alaba steht zentral in der Defensive, und die Experten sind der Meinung,
       das raube dem Team Kreativität, dabei gab es schon Turniere, da spielte der
       Bald-nicht-mehr-Münchner zentraler, wollte alles machen – und scheiterte.
       
       Erst die Einwechslung von Arnautovic bringt die Wende. Arnautovic muss
       immer spielen. Eiserne Fußballregel. Bitte merken, Herr Foda! Markus Völker
       
       England – Kroatien 1:0 (0:0) 
       
       Auftaktspiel der Gruppe D, erstes Spiel im Finalstadion und bestes Wetter
       in London: Bei 27 Grad traf im Wembley-Stadion ein spannendes, junges
       englisches Team (dabei nach Einwechslung: der jüngste EM-Spieler aller
       Zeiten mit dem 17-jährigen Dortmunder Jude Bellingham) auf die Finalisten
       der WM 2018 – eigentlich eines der vielversprechendsten Spiele der
       Gruppenphase.
       
       England startete in das Spiel furios und energisch, kam in der Anfangsphase
       zu großen Chancen, etwa durch Phil Fodens Schlenzer an den Innenpfosten in
       der fünften Minute, und kontrollierte danach durch Überzahl im Zentrum den
       weiteren Spielverlauf, Kroatien enttäuschte mit einem wenig ambitionierten
       Auftritt.
       
       Der Vizeweltmeister stand meist tief und kompakt, konnte dann aber in der
       57. Minute den einzigen Treffer des Spiels nicht verhindern, bei dem Kalvin
       Phillips den Ball im offenen 6er-Raum der Kroaten annahm, aufdrehte und
       weiterleitete auf Raheem Sterling, der frei vor dem Torwart zum Abschluss
       kam: ein Spielzug, der Lust auf mehr der clever agierenden, spielfreudigen
       Three Lions macht. Linda Gerner
       
       ## Russland – Belgien 0:3 (0:2)
       
       Wer geglaubt hat, Russland könnte wie bei der WM vor drei Jahren mit dem
       eigenen Publikum im Rücken auch bei der EM im Auftaktspiel in Sankt
       Petersburg individuelle Unzulänglichkeiten durch mannschaftliche
       Geschlossenheit kompensieren, sah sich schnell vor allem durch die krassen
       Patzer von Andrei Semyonov und Torhüter Anton Shunin wiederlegt, die dem
       eigentlich im Abseits stehenden Romelu Lukaku und dem in Abstauberposition
       einlaufenden Thomas Meunier zu einfachen Toren verhalfen und dadurch dem
       belgischen Team eine bequeme 2:0-Führung schon nach 34 Minuten bescherten,
       dass die Gäste gar nicht auf die Idee kommen konnten, ihren noch verletzten
       Spielmacher Kevin De Bruyne zu vermissen.
       
       Die zweite Halbzeit war dann nur angesichts ihrer Ereignislosigkeit
       bemerkenswert.
       
       Zum Glück hat in der 88. Minute Lukaku noch seinen zweiten Treffer zum 3:0
       erzielt, denn sonst stünden hier keine drei Sätze. Johannes Kopp
       
       ## Dänemark – Finnland 0:1 (0:0)
       
       [2][Ohne Worte.] 
       
       ## Wales – Schweiz 1:1 (0:0)
       
       In der ersten Halbzeit hat die walisische Abwehr gut zu tun und das
       Schweizer Team absolut kein Glück, dann kommt nach einem Foul von Fabian
       Schär an Daniel James auch noch ein Freistoß direkt vorm linken
       Strafraumeck, aber Gareth Bale verwandelt nicht.
       
       In der 49. Minute köpft Breel Embolo die Schweiz endlich zum 1:0 und setzt
       die Waliser damit weiter unter Druck, die jetzt offener spielen müssen,
       während die Schweiz hinten langsam dicht macht, sich aber nur kurz gegen
       die Drachen wehren kann, weil schließlich Kieffer Moore in der 74. Minute
       zum Ausgleich trifft.
       
       Es war das erste der zehn Spiele, die in Deutschland nicht von den
       Öffentlich-Rechtlichen übertragen werden – aber zum Glück gibt es Menschen,
       die im Internet anonym Streams zur Verfügung stellen, in deren
       Kommentarspalte ein Gefühl von Public Viewing aufkommt und schöne
       Feststellungen Platz finden wie diese hier über einen der Top-Spieler der
       Partie: „Inshallah spielt Embolo bei Gladbach nächste Saison auch so“.
       Johannes Drosdowski
       
       ## Türkei – Italien 0:3 (0:0)
       
       Andrea Bocelli singt zur Eröffnung des Turniers so schön, wie der
       Abendhimmel Roms strahlt, die Fans schmettern maskenlos die italienische
       Hymne und ihre Mannschaft holt sich gleich den Ball, versucht jedoch zu oft
       zu schnell nach innen zu ziehen oder zu spielen und schießt bisweilen doch
       aufs Tor, das die Türken verteidigen, als könnten sie nichts anderes.
       
       Kurz nach der Pause drückt Merih Demiral den Ball mit seinem Körper ins
       eigene Tor und die Italiener freuen sich so wie später über Ciro Immobiles
       und Lorenzo Insignes Treffer, die den Beweis erbringen, dass die sturm- und
       drangvollen Italiener sehr wohl selbst ins gegnerische Tor schießen können.
       
       Dass im ersten Spiel der EM die Mannschaft gewinnt, die sich um einen
       gepflegten Ballvortrag bemüht und nicht diejenige, die bis zu acht Leute
       zum Zwecke der Verteidigung im eigenen Strafraum postiert, ist doch mal
       eine gute Nachricht. Andreas Rüttenauer
       
       ## Wider die Fußballstanze
       
       Das Phrasendreschen gehört zum Fußball wie das Rasenmähen. Der ewige Kampf
       gegen abgenutzte Fußballstanzen macht die Sportberichterstattung so
       herausfordernd. Eigentlich [3][wollen Reporter:innen originell sein]
       und dann rutscht ihnen doch wieder ein „lupenreiner Hattrick“ durch, ein
       „Big Point“, ein „schmerzlich vermisster“ Spielmacher oder es ist von einem
       „engmaschigen Abwehrnetz“ die Rede.
       
       Kein Wunder, dass gerade [4][in der Fußballberichterstattung Künstliche
       Intelligenz] eingesetzt wird. Aus ein paar Spieldaten bastelt ein Programm
       dann einen Spielbericht, der alle passenden Phrasen liefert. Die
       Fußballberichterstattung ist dann nicht viel mehr als ein Zusammensetzen
       von Wörtern aus einem Setzkasten voller Phrasen. Am Ende mag ein stimmiger
       Text dabei entstehen. Originell wird er in den seltensten Fällen sein.
       
       Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze ist daher ein Experiment, mit dem sich
       die taz auf die Suche nach Originalität in der Fußballberichterstattung
       begibt. Zu Beginn dieses Experiments konnten wir noch nicht wissen, was da
       entstehen würde. Eines war indes von Anfang an klar. Alles, was auf dieser
       Seite steht, ist menschengemacht.
       
       Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 11. Juni und wird
       fortlaufend ergänzt.
       
       12 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /40-Tore-Schuetze-Lewandowski/!5767477
 (DIR) [2] /Drama-um-Daenen-Christian-Eriksen/!5774860
 (DIR) [3] /Sportreporterin-Sabine-Toepperwien/!5092194
 (DIR) [4] /KI-und-Fussballuebertragungen/!5721105
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
 (DIR) Johannes Drosdowski
 (DIR) Johannes Kopp
 (DIR) Linda Gerner
 (DIR) Markus Völker
 (DIR) Martin Krauss
 (DIR) René Hamann
 (DIR) Volkan Ağar
 (DIR) Ambros Waibel
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