# taz.de -- Wie AfDler Wahlkampf machen sollen: Sauber, gebügelt und nüchtern
       
       > In ihrem „Leitfaden Bundestagswahl“ erklärt die AfD ihren Leuten unter
       > anderem, dass sie nicht besoffen Internet-Posts absetzen sollen.
       
 (IMG) Bild: Schlau: Die AfDler Daniel Roi und Tino Chrupalla trinken Wasser beim Wahlkampf in Bitterfeld-Wolfen
       
       „Ran an die Menschen und lächeln“, empfiehlt das Kampagnenteam der AfD zur
       Bundestagswahl 2021. Denn diese Wahl sei für die gesamte Partei die größte
       Herausforderung der Parteigeschichte, da der Druck auf sie von allen Seiten
       zunehme, schreibt das Team.
       
       In dem 76-Seiten starken „Leitfaden Bundestagswahl“ erklärt die AfD, wer im
       Wahlkampf gezielt angesprochen werden soll: „die normalen Menschen, die ihr
       normales Deutschland behalten wollen“, die „Arbeiter“, die „Landwirte“,
       „der Arbeitgeber, der Selbstständige“, die „den Laden in Deutschland am
       Laufen halten und Steuern zahlen“. Das Gegenbild offenbart die
       Ressentiments gegen jene, die staatliche Leistungen erhalten – ungeachtet
       der Tatsache, dass auch Teile ihrer eigenen Wahlklientel Sozialleistungen
       erhalten.
       
       In Hamburg, so wünscht es sich die Mutterpartei, sollen sich die
       Wahlkämpfer auf die Bezirke konzentrieren, in denen die AfD-Wahlergebnisse
       zuletzt stark waren. Da ist das eventuell sogar möglich. In allen anderen
       Nord-Landesverbänden wird aufgrund der Macht- und Richtungsstreitigkeiten
       der Wunsch nach einem geschlossenen, gemeinsamen Wahlkampf schwieriger
       umzusetzen sein. Nach internem Streit konnte sich erst im zweiten Anlauf
       Joachim Wundrak als AfD-Spitzenkandidat in Niedersachsen durchsetzen. In
       Bremen war die Kandidatur nicht minder schwierig.
       
       Der Leitfaden weist darauf hin, dass zwar in den sozialen Medien via
       Facebook oder Twitter stark um die Wähler:innen geworben werden müsse,
       aber auch im „öffentlichen Raum“ bei Vereinen und Kirchengemeinden Stimmen
       gewonnen werden sollen. Denn „über die Sozialen Medien“ sowie über die
       „alternative Presse“ könnten sie „nur ca. 20 bis 40 Prozent der
       potenziellen Wähler“ erreichen.
       
       ## Riskanter Kontakt
       
       Doch der direkte Kontakt birgt Risiken. Das Kampagnenteam kennt die
       Parteimitglieder – und gibt seitenlang Empfehlungen zum persönlichen
       Auftreten. Für die sozialen Medien ist eine Ermahnung hervorgehoben: „Erst
       denken, dann tippen.“ Und dann: „Niemals mit Alkohol Soziale Netzwerke
       bedienen.“ In der Fußgängerzone sei „gepflegte Kleidung ein Muss für das
       Standpersonal“, „sauber und gebügelt“ – dazu eine Rasur und gewaschene
       Haare.
       
       Das Team stimmt die Helfer:innen auch auf unterschiedliche Reaktionen im
       Straßenwahlkampf ein: „Während Sie in den ländlichen Regionen
       Mecklenburg-Vorpommerns mit Zustimmung begrüßt werden, kann es Ihnen in
       Hamburg passieren, dass Menschen ohne Anstand der Meinung sind, Sie
       anspucken zu müssen.“ Eine Beobachter:in solle mit einer Kamera daher
       etwas weiter entfernt stehen.
       
       Auffallend: Im Leitfaden finden sich kaum Sprachermahnungen. Allein die
       Wortwahl „Lücken- oder Lügenpresse“ solle vermieden werden, weil das bei
       der Pressearbeit „nicht zielführend“ sei. Dieser Vorschlag, so darf der
       nächste Satz verstanden werden, ist alleine der Situation geschuldet, dass
       die AfD über die verhassten Medien mehr als 60 Prozent der Wähler:innen
       erreicht.
       
       15 Jul 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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