# taz.de -- Schuldenkrise in Griechenland: Gespräche vorerst gescheitert
       
       > Keine Kooperationsbereitschaft, neue Staatsausgaben in Griechenland.
       > Gespräche mit den Geldgebern gelten als gescheitert. Die EZB erweitert
       > aber ihre Notkredite.
       
 (IMG) Bild: Das hält man in Athen von der Troika.
       
       BRÜSSEL/ATHEN dpa/afp | Die Gespräche zwischen der griechischen Regierung
       und den internationalen Geldgebern über die weitere Zusammenarbeit sind
       vorerst gescheitert. Politische Kreise in Athen bestätigten am
       Mittwochabend eine entsprechende Meldung von Handelsblatt Online, in
       Brüssel hieß es, die Gespräche seien auf Eis gelegt worden. Athen zeige
       keinerlei Kooperationsbereitschaft, berichteten Vertreter von
       EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem
       Währungsfonds (IWF) nach Angaben des Blattes nach einer Telefonschalte mit
       dem Finanzministerium in Griechenland.
       
       Zudem habe die Regierung in Athen ohne Rücksprache neue Staatsausgaben
       beschlossen und verstoße damit gegen Vereinbarungen. Damit sei die Chance,
       die Auflagen des laufenden Hilfsprogramms bis Ende April zu erfüllen, nur
       noch gering. Die Griechen hätten die Troika-Institutionen „wieder vor die
       Tür gesetzt“, hieß es laut Handelsblatt in Brüssel.
       
       Beim EU-Gipfel wollen Europas Spitzen unterdessen einen Ausweg aus der
       bedrohlichen Griechenland-Krise suchen. Dazu ist ein Krisentreffen in
       kleiner Runde am Donnerstagabend geplant, an dem unter anderen Kanzlerin
       Angela Merkel (CDU) und Griechenlands Premier Alexis Tsipras teilnehmen
       werden.
       
       Unmittelbar vom dem Spitzentreffen zeigte sich EU-Kommissionschef
       Jean-Claude Juncker unzufrieden mit den Fortschritten in Griechenland: „Ich
       bleibe beunruhigt.“ Offizielle Themen des am Donnerstag beginnenden
       Frühjahrsgipfels sind die gemeinsame Energiepolitik, das transatlantische
       Handelsabkommen TTIP und der weitere Kurs in der Ukraine-Krise.
       
       ## In Griechenland wird das Geld knapp
       
       In Athen wird knapp zwei Monate nach dem Machtwechsel das Geld knapp. Der
       linksgerichtete Tsipras will beim Gipfel für eine politische Lösung im
       Schuldenstreit werben, um an frisches Geld zu kommen.
       
       Der Sprecher von EU-Gipfelchef Donald Tusk teilte mit, dieser werde auf
       Anfrage von Tsipras das Extratreffen nach Abschluss des ersten Gipfeltages
       einberufen. Geplant ist eine Siebener-Runde: Neben Tusk, Merkel und Tsipras
       sitzen Frankreichs Präsident François Hollande, der Präsident der
       Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sowie EU-Kommissionschef
       Juncker und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Tisch.
       
       Ein Diplomat sagte: „Die Lage verschlechtert sich, wir müssen eine Lösung
       finden.“ Der Chef der Liberalen im Europaparlament, Guy Verhofstadt,
       forderte von Tsipras Reformbereitschaft. „Es ist sehr enttäuschend, dass
       wir seit Monaten auf einen ernsthaften Reformplan warten.“ Der frühere
       belgische Premier kritisierte auch die antieuropäische und antideutsche
       Rhetorik der Tsipras-Regierung.
       
       Deutschland und andere Kreditgeber pochen im Schuldenstreit darauf,
       Bedingungen der Euro-Finanzminister einzuhalten. Das bedeutet: Neue
       Hilfsmilliarden sind strikt an Reformen und den Abschluss des schon zweimal
       verlängerten Hilfsprogramms gebunden. Merkel hat Tsipras für Montag nach
       Berlin eingeladen.
       
       ## EZB erweitert Notkredite
       
       Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Rahmen der Notkredite für die
       angeschlagenen griechischen Banken erneut angehoben. Die EZB habe das Limit
       für sogenannte ELA-Kredite um 400 Millionen Euro erhöht, erfuhr die
       Nachrichtenagentur AFP am Mittwochabend aus griechischen Bankkreisen. In
       der vergangenen Woche hatte die Zentralbank den Rahmen noch um 600
       Millionen Euro erweitert. Insgesamt liegt das Kreditlimit nun bei 69,8
       Milliarden Euro.
       
       Da die EZB seit Mitte Februar keine griechischen Staatsanleihen mehr als
       Sicherheit für Kredite akzeptiert, müssen sich die Banken des Landes über
       das ELA-Programm von der Athener Zentralbank Geld besorgen. Die Abkürzung
       ELA steht für die englische Bezeichnung „Emergency Liquidity Assistance“.
       Die Kredite werden zu deutlich schlechteren Konditionen vergeben. Die EZB
       entscheidet derzeit einmal pro Woche darüber, wie viel Geld die griechische
       Notenbank ihren Banken zur Verfügung stellen darf.
       
       19 Mar 2015
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Alexis Tsipras
 (DIR) Schuldenkrise
 (DIR) Troika
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Steuersünder
 (DIR) Steuern
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Jan Böhmermann
 (DIR) Sparpolitik
 (DIR) Eurozone
 (DIR) EZB
 (DIR) Finanzpolitik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutsch-griechischer Gipfel: Die Krise wird Chefsache
       
       Nach den scharfen Tönen von Finanzminister Wolfgang Schäuble, versucht die
       Kanzlerin zu deeskalieren. Ein „Wer, wie, was?“ zum Treffen mit Tsipras.
       
 (DIR) Kritik an griechischer Regierung: Zeitung wirft Minister Korruption vor
       
       Als Anwalt soll Vize-Innenminister Giorgos Katrougalos entlassene Beatmte
       vertreten haben. Als Minister hatte er dann angekündigt, dass diese wieder
       eingestellt werden.
       
 (DIR) Schuldenkrise in Griechenland: Athen will Steuerschulden eintreiben
       
       Das Parlament verabschiedet ein Gesetz, das säumigen Steuerzahlern die
       Rückzahlung erleichert. Die Regierung will so knapp neun Milliarden Euro
       einnehmen.
       
 (DIR) Kommentar Griechenland: Lasst die Griechen wurschteln
       
       Die ständigen Gipfel bringen nichts. Deutschland und die EU müssen
       pragmatisch handeln und festlegen: kein neues Geld. Ansonsten macht, was
       ihr wollt.
       
 (DIR) EU-Gipfel in Brüssel: Athen verspricht Reformliste
       
       Bei einem Sondertreffen zur Griechenlandkrise sicherte Regierungschef
       Tsipras eine vollständige Liste von Reformen zu. Erneut kritisierte er die
       Troika.
       
 (DIR) Der Mittelfinger von Varoufakis: Fake, alles Fake!
       
       ZDF-Moderator Jan Böhmermann sagt, er habe das Mittelfinger-Video von
       Varoufakis gefälscht. Einiges spricht dafür. Es wäre ein epischer
       Medien-Hack.
       
 (DIR) Kommentar Blockupy-Proteste: Kein Recht auf Krawall
       
       Es ist richtig, gegen Ausgrenzung zu demonstrieren. Trotzdem ist die Gewalt
       bei Blockupy ärgerlich. Die Veranstalter hätten es anders regeln müssen.
       
 (DIR) EU-Gipfel zu Griechenlands Schulden: Hoffnung auf Deeskalation
       
       In Berlin wird der erste Besuch des griechischen Regierungschefs Tsipras
       erwartet. EU-Währungskommissar Moscovici schließt einen Euro-Austritt nicht
       aus.
       
 (DIR) Blockupy-Protest in Frankfurt: Widerstand dem Kapitalismus
       
       Zehntausende kamen nach Frankfurt, um gegen die EZB zu demonstrieren. Am
       Morgen kam es zu Ausschreitungen, nachmittags blieb es friedlich. Protokoll
       des Tages.
       
 (DIR) Kommentar Schäubles Griechenlandkritik: Nur die Kanonenboote fehlen
       
       Der Bundesfinanzminister lässt die griechischen Arbeitslosen weiter leiden,
       damit nicht halb Südeuropa ihn und seine Politik in Frage stellt.