# taz.de -- EU-Gipfel zu Griechenlands Schulden: Hoffnung auf Deeskalation
       
       > In Berlin wird der erste Besuch des griechischen Regierungschefs Tsipras
       > erwartet. EU-Währungskommissar Moscovici schließt einen Euro-Austritt
       > nicht aus.
       
 (IMG) Bild: EU-Währungskommissar Moscovici warnt: Ein Euro-Austritt Griechenlands würde „großen Schaden“ bringen.
       
       BERLIN/BRÜSSEL dpa | EU-Währungskommissar Pierre Moscovici schließt wie
       zuvor Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble einen Austritt Griechenlands
       aus dem Euro nicht aus. „Wir werden Griechenland nicht zu jedem Preis in
       der Euro-Zone halten, sondern zu strikten Bedingungen, die für beide Seiten
       akzeptabel sind“, sagte er der Welt.
       
       Moscovici warnte in der Welt, ein Austritt Griechenlands würde der
       Euro-Zone „großen Schaden“ zufügen. Der Euro sei mehr als nur ein System
       fester Wechselkurse, er sei eine Einheitswährung. „Wird ein Teil davon
       herausgebrochen, nimmt der Währungsraum als ganzes Schaden, weil seine
       Integrität in Frage gestellt wird.“
       
       Moscovici stellte Athen ein Entgegenkommen in Aussicht, sollte sich die
       Regierung kooperationsbereit zeigen. Allen Beteiligten sei klar, „ein
       mögliches drittes Rettungspaket muss anders aussehen als seine Vorgänger“,
       sagte der EU-Kommissar.
       
       Unterdessen dringt der griechische Regierungschef Alexis Tsipras angesichts
       des heftigen Streits im Schuldenstreit mit den europäischen Geldgebern auf
       eine Lösung auf EU-Spitzenebene. Für den am Donnerstag beginnenden
       Brüsseler Gipfel beantragte er bei EU-Ratspräsident Donald Tusk ein
       Fünfer-Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsidenten
       François Hollande, dem Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, und
       EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, wie das griechische
       Staatsradio unter Berufung auf Regierungskreise in Athen berichtete.
       
       ## Merkel sieht Vermittlungspflicht
       
       Aus Brüssel verlautete lediglich, dass Tusk angesichts der angespannten
       Finanzlage Griechenlands ein Extratreffen am Rande des Frühjahrsgipfels
       plane. Details wie die Teilnehmer der Runde blieben offen. Bereits in der
       Vergangenheit war Tsipras mit seiner Weigerung, nicht länger mit den
       „Technokraten“ der Geldgeber-Troika zu sprechen und stattdessen eine
       „politische Lösung“ der Schuldenkrise zu suchen, auf Ablehnung gestoßen.
       
       Die Bundesregierung erhofft sich von dem EU-Gipfel eine Deeskalation des
       Streits mit der Regierung in Athen. Merkel nannte es am Dienstag eine
       Pflicht der Bundesrepublik, im Schuldenstreit zwischen Griechenland und
       Staaten der Eurozone zu vermitteln. Merkel hat Tsipras für Montag nach
       Berlin eingeladen.
       
       Zuvor hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kritisiert, die
       griechische Regierung habe das Vertrauen der europäischen Partner komplett
       verloren. „Sie haben alles Vertrauen zerstört. Das ist ein schwerer
       Rückschlag“, sagte Schäuble.
       
       Mit ihrer Ablehnung von Entschädigungszahlungen an Griechenland für
       Verbrechen der Nationalsozialisten gerät die Bundesregierung zunehmend in
       die Kritik. „Wir sollten die Frage der Entschädigungen nicht mit der
       aktuellen Debatte über die Euro-Krise verknüpfen. Aber unabhängig davon bin
       ich der Meinung, dass wir die Entschädigungsdiskussion führen müssen“,
       sagte SPD-Vize Ralf Stegner Spiegel Online. Auch Grünen-Fraktionschef Anton
       Hofreiter kritisierte das kategorische Nein.
       
       Griechenlands Präsident Prokopis Pavlopoulos will alle rechtlichen Mittel
       ausschöpfen, damit sein Land Reparationen bekommt und ein Zwangskredit von
       1942 zurückgezahlt wird. Einige Historiker und Völkerrechtler betonen, dass
       besonders die Forderungen auf Rückzahlung des Zwangskredits aussichtsreich
       seien. Athen will hier elf Milliarden Euro. Im einzigen
       Entschädigungsabkommen mit Griechenland wurde vor 55 Jahren eine Zahlung
       von 115 Millionen Mark vereinbart. Im Krieg verübte die SS schlimme
       Massaker auch in Griechenland, zum Beispiel im Juni 1944 im Ort Distomo.
       
       18 Mar 2015
       
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