# taz.de -- Studentenmassaker in Mexiko: Verschleppte Studenten für tot erklärt
       
       > Die 43 in Mexiko entführten Studenten sind alle tot. Die Angehörigen
       > wollen das Ende der Ermittlungen nicht hinnehmen.
       
 (IMG) Bild: Die Eltern der ermordeten Studenten bei einer Pressekonferenz.
       
       MEXIKO-STADT dpa | Vier Monate nach der Entführung Dutzender Studenten in
       Mexiko haben die Behörden die jungen Leute für tot erklärt. „Die Beweise
       erlauben uns festzustellen, dass die Studenten entführt, getötet und
       verbrannt wurden“, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam am
       Dienstag. „Das ist die Wahrheit. Daran gibt es keinen Zweifel.“ Damit
       schließen die Ermittler die Untersuchung des Verbrechens praktisch ab.
       
       „Es war eine umfassende, profunde und ernsthafte Ermittlung, mit vielen
       Elementen“, sagte Murillo Karam in einer über einstündigen Pressekonferenz,
       in der er zahlreiche Zeugenaussagen und gerichtsmedizinische
       Ermittlungsergebnisse vorlegte. Er werde die Verdächtigen wegen Mordes
       anklagen.
       
       Am 26. September hatten Polizisten in der Stadt Iguala im Bundesstaat
       Guerrero 43 Studenten des linken Lehrerseminars Ayotzinapa entführt und sie
       der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ übergeben. Mehrere
       Bandenmitglieder räumten den Mord an den jungen Leuten ein. Ihre Leichen
       übergossen sie demnach auf einer Müllkippe mit Diesel und steckten sie in
       Brand.
       
       Offenbar wollte der Bürgermeister von Iguala verhindern, dass die Studenten
       eine Rede seiner Frau störten. Das Paar soll enge Kontakte zum
       organisierten Verbrechen unterhalten haben. Die „Guerreros Unidos“ wiederum
       gingen wohl davon aus, unter den Studenten seien Anhänger der verfeindeten
       Bande „Los Rojos“.
       
       ## Zweifel an Ermittlungsergebnissen
       
       Die Tat rückte die engen Verbindungen zwischen Politikern,
       Sicherheitskräften und Verbrechern in Mexiko erneut in den Fokus. Bislang
       wurden 99 Verdächtige festgenommen, darunter das Bürgermeisterehepaar von
       Iguala, Polizisten und mutmaßliche Bandenmitglieder. Der Fall löste in
       Mexiko Massenproteste aus.
       
       Die Familien der Opfer zweifeln die bisherigen Ermittlungsergebnisse an.
       „Die Regierung will den Fall aus politischen Gründen schnell schließen,
       egal welchen Schmerz sie uns damit bereitet“, sagte der Sprecher der
       Angehörigen, Felipe de la Cruz.
       
       Der Anwalt der Angehörigen, Vidulfo Rosales, erklärte, es gebe noch immer
       zahlreiche Ungereimtheiten. Er kündigte eine Anzeige gegen die mexikanische
       Regierung vor dem UN-Komitee gegen das Verschwindenlassen an. „Der Fall ist
       nicht ungewöhnlich, sondern typisch für Mexiko“, sagte er.
       
       Präsident Enrique Peña Nieto rief die Mexikaner am Dienstag auf, nach vorne
       zu schauen. „Es ist klar, dass die Regierung bei der Suche und den
       Ermittlungen beispiellose Anstrengungen unternommen hat“, sagte der
       Staatschef. „Ich bin aber auch überzeugt, dass wir nicht in diesem Moment
       des Schmerzes verharren dürfen.“
       
       Bislang wurde erst eines der Opfer zweifelsfrei identifiziert. Im
       Gerichtsmedizinischen Institut in Innsbruck versuchen Wissenschaftler
       derzeit, die Identität der weiteren Toten zu ermitteln. Die Knochenreste
       sind allerdings stark verkohlt, was eine Bestimmung mittels Gentest
       schwierig macht.
       
       28 Jan 2015
       
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