# taz.de -- Vorbereitungen von Blockupy: Hoffen auf europäische Protestgäste
       
       > Es soll ein Protestereignis der Sonderklasse werden. Doch damit auch
       > jemand kommt, empfiehlt die radikale Linke: Urlaub beantragen!
       
 (IMG) Bild: Urlaub gestrichen: Diese Jungs müssen am 18. März sicher wieder arbeiten.
       
       FRANKFURT AM MAIN taz | Es ist zwar wieder nur ein Stuhlkreis, aber diesmal
       einer mit Entscheidungsgewalt. Im DGB-Haus Frankfurt, sitzen am Sonntag die
       guten alten Blockupy-Linken herum. 130 sind es an der Zahl – und endlich
       haben sie den Plan: Drei Jahre lang hat das Bündnis darauf hingearbeitet,
       an der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt ein Protestspektakel mit
       europäischer Ausstrahlung auf den Weg zu bringen. Jetzt stehen, endlich,
       auch die Einzelheiten fest. Das Bündnis ist spät dran.
       
       In zwei Monaten, am 18. März, soll es so weit sein: Wenn in Frankfurt die
       EZB ihren längst erfolgten Umzug in einen Neubau mit Staatsgästen feiert,
       möchte das Bündnis Tausende Menschen dazu bewegen, Zufahrtsstraßen zu
       blockieren und den Alltagsbetrieb in der Innenstadt lahmzulegen. In der
       linken Szene kommt diesem Termin bislang eine weitaus größere Bedeutung zu
       als etwa den Protesten gegen den G-7-Gipfel, der Anfang Juni im bayrischen
       Bergdörfchen Elmau stattfinden soll.
       
       Allein: Obwohl das Bündnis seit langem auf die Eröffnungsfeier fokussiert
       ist, konnte es bislang keine Einzelheiten präsentieren. Das ist nun anders.
       Geht es nach Schätzungen aus Reihen der Organisatoren, so könnten sich an
       den Protesten allein bis zu 3.000 Aktivisten aus anderen europäischen
       Ländern beteiligen. Der Aufruf zu den Protesten, die sich gegen die
       europäische Sparpolitik richten und immer wieder sehr große Nähe zur
       griechischen Linkspartei Syriza erkennen lassen, wurde in 17 Sprachen
       übersetzt. Sowohl aus Skandinavien als auch aus Südeuropa sollen inzwischen
       Busse mit Unterstützern zugesagt worden sein. Das könnte Rettung sein, in
       letzter Sekunde.
       
       Denn zwischendurch konnte bei den zwar durchaus gut besuchten
       Aktivistentreffen der Eindruck entstehen, dass es sich um ein
       überschaubares Bewegungsprojekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung handelt – mit
       angeschlossenem Syriza-Austauschprogramm. Die stete Bezugnahme zur
       griechischen Linkspartei sorgte auch unter Beteiligten immer wieder für
       Diskussionen: Wie relevant ist für eine europäische Linke das, was derzeit
       in Griechenland zur Debatte steht, wo die anstehende Wahl Syriza an die
       Macht verhelfen könnte? Dass die Debatte darüber brandaktuell ist, kommt
       zumindest auch dem Blockupy-Bündnis gelegen.
       
       Der Entschluss: Noch ehe die EZB-Feierlichkeiten am 18. März beginnen,
       wollen die Aktivisten am frühen Morgen die Zufahrtswege mit
       Straßenblockaden versperren. Mittags soll es eine Kundgebung, am Nachmittag
       eine familienfreundliche Großdemonstration geben.
       
       Um die Anreise von Aktivisten aus dem Ausland zu unterstützen, vertreibt
       das Bündnis Solidaritätstickets – für 100 Euro sollen so die Kosten für
       europäische Protestgäste aufgefangen werden. Zentral ist aber vor allem die
       Frage, wer, mitten in der Woche, aus dem Inland anreist. Deshalb wirbt das
       Bündnis in seiner Mobilisierungskampagne nicht mit politischen Botschaften,
       sondern mit einer pragmatischen Parole: „18nulldrei. Ich nehm mir frei.“
       Die, ganz lustige, Botschaft: Zur Unterbrechung des kapitalistischen
       Wahnsinns – einfach mal einen Urlaubsantrag stellen.
       
       19 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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