# taz.de -- Linksradikale Zusammenschlüsse: Kuscheln im Bündnis
       
       > Die Antifaschistische Linke Berlin ist aufgelöst, manche Aktivisten sehen
       > Potenziale in einer größeren Vernetzung. Welche Bündnisse gibt es?
       
 (IMG) Bild: Block der Interventionistischen Linken auf der Blockupy-Demonstration 2013
       
       ## Interventionistische Linke (IL)
       
       Gründung: 2005
       
       Gruppen: Avanti – Projekt undogmatische Linke mit Ortsgruppen in sechs
       norddeutschen Städten und Berlin, Gruppe FelS, dissident Marburg, Kampagne
       Libertad! u.a.. Auch Einzelpersonen können Mitglied werden, der wohl
       bekannteste unter ihnen ist der Philosoph Thomas Seibert. Die
       [1][Antifaschistische Linke Berlin] war ebenso ein Teil, für einige ihrer
       Aktivisten wird es im Rahmen der IL weitergehen, eventuell in einer
       gemeinsamen IL Berlin-Gruppe.
       
       Theorie & Praxis: Theorie ist was für antideutsche Philosophen, bei der IL
       macht man vor allem Kampagnen. Die Massenproteste, die Deutschlands größten
       Naziaufmarsch zum Erliegen brachten ([2][“Dresden nazifrei“]), die
       Kampagnen [3][“Block G8“] und [4][“Castor schottern“] oder die
       Mobilisierung gegen die europäische Krisenpolitik ([5][Blockupy]) – überall
       gelang es den Post-Autonomen über ihr eigenes Spektrum hinaus tausende
       Aktivisten auf die Straße zu bekommen.
       
       Bündnisfähigkeit: Mit der Linkspartei wird gekuschelt, vielleicht auch,
       weil die Partei für einige Genossen Arbeitgeber ist. Insgesamt breite
       Bündnisorientierung, die nicht nur theoretisch behauptet, sondern praktisch
       umgesetzt wird. Selbst Kirchenvertreter und Gewerkschafter dürfen bisweilen
       auf der radikalen Welle mitsurfen. Mit Blockupy versucht man seit einiger
       Zeit ein europaweites Protestbündnis auf die Beine zu stellen.
       
       Relevanz: Prägender Akteur der radikalen Linken in den vergangenen Jahren.
       Maßgeblicher Einfluss auf die Etablierung des Konzeptes [6][massenhaften
       zivilen Ungehorsams].
       
       Slogan: Die Krise heißt Kapitalismus
       
       Militanz: Gewalt ist höchstens Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Das
       alt-autonome Abfeiern des schwarzen Blockes ist dem massenhaften
       Widersetzen von staatlichen Ordnungsvorstellungen gewichen. Hier agieren
       keine Hobby-Autonomen, sondern strategische Politikplaner.
       
       ## umsGanze!
       
       Gründung: 2006
       
       Gruppen: Insgesamt elf, darunter T.O.P Berlin, Radical (M) Göttingen,
       Kritik & Praxis Frankfurt, LevelUp Tübingen, Antifa AK Köln, autonome
       antifa Wien
       
       Theorie & Praxis: Im Gegensatz zur IL vereint das „kommunistische Bündnis“
       Gruppen aus dem antideutschen Spektrum. Die Kritik an Nationalismus und
       Antisemitismus führt nicht zwangsläufig zu einer bedingungslosen
       Israel/USA-Solidarität. Theoriearbeit wird groß geschrieben,
       Mobilisierungsflyer sind schon einmal vier Seiten lang; doch auch die
       Praxis kommt nicht zu kurz – jedenfalls wenn es gegen Deutschland geht. Auf
       die Straße geht man gegen Jubiläumsfeierlichkeiten zur deutschen
       Wiedervereinigung oder wie am [7][31. März 2012 am europaweiten Aktionstag
       gegen Kapitalismus in Frankfurt (M31)]. Ergebnis: 6.000 Teilnehmer, eine
       Million Euro Sachschaden, 450 Festnahmen.
       
       Bündnisfähigkeit: War M31 noch ein eigener Akzent in Abgrenzung vor den
       ersten Blockupy-Protesten, demonstriert man inzwischen zusammen mit der IL
       gegen die europäische Krisenpolitik. Dem verstärkten Bemühen um eine
       Zusammenarbeit innerhalb der radikalen Linken steht eine tiefe Skepsis
       gegenüber Akteuren außerhalb dieses Spektrums gegenüber.
       
       Relevanz: Mobilisieren kann man fast so gut wie die IL, die öffentliche
       Wahrnehmung leidet jedoch unter einem radikaleren, eher auf Abgrenzung
       bedachten Auftreten.
       
       Slogan: Staat.Nation.Kapital.Scheiße!
       
       Militanz: Das Verhältnis ist ambivalent und spiegelt sich im szeneinternen
       Image wider: Antideutsche Hipster, die tagsüber Latte Macchiato in
       Szene-Kaffees trinken, schlüpfen abends in ihre Black-Block-Markenkleidung.
       
       ## Revolutionäres Bündnis 3A
       
       Gründung: 2010
       
       Gruppen: Rote Szene Hamburg, Antifaschistische Offensive Leipzig,
       Antikapitalistische Aktion Bonn, Antifaschistische Revolutionäre Aktion
       Berlin (ARAB) u.a.
       
       Theorie & Praxis: Die [8][anti-imperialistischen Gruppen] bemühen sich, so
       sagen es die drei A‘sm, um Antifaschismus, Antimilitarismus und
       Antikapitalismus. Protestiert wird gegen die [9][Sicherheitskonferenz in
       München] oder den Afghanistankrieg und für den revolutionären 1. Mai, stets
       klassenkämpferischer Rhetorik. Und alljährlich sieht man die Genossen auf
       der traditionellen „Liebknecht-Luxemburg-Lenin“-[10][Demonstration] in
       Berlin.
       
       Bündnisfähigkeit: Für Blockupy 2014 und die Anti G7/G8-Proteste 2015 ruft
       man zusammen mit der IL und anderen linken Gruppen auf. Außerhalb des
       Spektrums wird es aufgrund der eigenen gesellschaftlichen Marginalität eher
       schwierig – zumindest im eigenen Land. International hält man die Fahnen
       der Freiheitskämpfer hoch, gute Kontakte bestehen insbesondere zu
       kurdischen Gruppen.
       
       Relevanz: Die öffentliche Wahrnehmung des Bündnisses geht gegen Null,
       selbst zu einem Wikipedia-Eintrag hat es noch nicht gereicht.
       
       Slogan: Für den Kommunismus
       
       Militanz: Propagiert wird der Kampf Klasse gegen Klasse, mangels
       Klassenbewusstsein der breiten Masse kommt es dazu aber nicht. Ob sich der
       Antimilitarismus auch in direkten Aktionen niederschlägt, wissen nur die
       Beteiligten selbst.
       
       ## Neue antikapitalistische Organisation (NaO-Prozess)
       
       Gründung: Im Diskussionsprozess befindet man sich seit 2010. Im Dezember
       2013 erschien das Manifest, das zum Aufbau einer bundesweiten Struktur mit
       eigenen //:NaO-Ortsgruppen aufruft.
       
       Gruppen: Am Prozess beteiligt sind die Gruppen Revolutionärer
       Sozialistischer Bund, Sozialistische Initiative Berlin, Gruppe
       Arbeitermacht, internationale sozialistische linke und Revolution.
       Eigenständige NaO-Gruppen existieren bereits in Potsdam und Berlin.
       
       Theorie & Praxis: Lange Organisationsprozesse brauchen viel Papier.
       
       Bündnisfähigkeit: Die Frage stellt sich zuallererst nach innen. Es bleibt
       spannend, ob sich die teilweise eher sektiererisch agierenden Gruppen,
       wirklich zu einem Bündnis zusammenraufen können. Nach Außen übt man sich
       schon einmal in der Abgrenzung zur IL, der man Anschlussfähigkeit an
       „sozialdemokratische und linksliberale BündnispartnerInnen“ vorwirft. Das
       will man bei NaO nicht, dennoch bzw. deshalb werden die Forderungen nach
       „Klassenkampf“ und „Einheitsfront“ wohl auf absehbare Zeit unerfüllt
       bleiben.
       
       Relevanz: siehe Bündnisfähigkeit
       
       Slogan: One solution: Revolution
       
       Militanz: Worte können eine Waffe sein
       
       10 Sep 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Autonome-in-Berlin/!145692/
 (DIR) [2] /Bunte-Demonstration-in-Dresden/!88001/
 (DIR) [3] /!598/
 (DIR) [4] /Blockaden-gegen-den-Castortransport/!82752/
 (DIR) [5] /Blockupy-Protest-europaweit/!128082/
 (DIR) [6] /!86442/
 (DIR) [7] /!90745/
 (DIR) [8] http://3a-rb.org/
 (DIR) [9] /Demo-gegen-Sicherheitskonferenz/!12211/
 (DIR) [10] /Luxemburg-Liebknecht-Gedenken/!130860/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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