# taz.de -- Die WM-Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Diese WM könnte das Ende sein. Für Prinz Gauck und für spätkoloniales
       > Folkloregrinsen. Und Jogi Löw könnte auch Baumärkte eröffnen.
       
 (IMG) Bild: Costa Rica? Klasse! Yeltsin Tejeda (li.) und Patrick Pemberton feiern den Sieg gegen Italien.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht bei dieser WM? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Die Schuppenshampooreklame, die Testimonial Mats
       Hummel ins blau-weiße Schalke-Trikot pfercht. Ich bekomme davon Augenkaries
       und Hass auf das Shampoo.
       
       Und was wird besser? 
       
       Ich verzichte auf Haarshampoo.
       
       Hand aufs Herz: Wen vermissen Sie jetzt schon mehr, die Spanier oder die
       Engländer? 
       
       Spanien hat mit einer Weltklasseleistung im Synchronabdanken vor allem
       Prinz Charles das Turnier versaut. Gefahr: Wenn sich einschleift, dass bei
       WM-Niederlagen auch automatisch das Staatsoberhaupt ausgetauscht wird,
       erwarte ich eine menschlich bewegende Rede von Herrn Gauck zum Thema
       Bundeswehreinsatz in Ghana.
       
       Deutschland hat nur 2:2 gegen Ghana gespielt. Nach dem 4:0 gegen Portugal
       war Deutschland doch quasi schon Weltmeister. Wie soll es das Land nur
       schaffen, sich nach diesem Rückschlag noch einmal aufzurichten? 
       
       Mal nüchtern: Das Portugal-Spiel minus großzügiger Elfer minus
       schaupielerisch hochwertige Roter Karte gegen Pepe wäre eher ein 2:0
       gewesen. Der Reflex des Trainers im Ghana-Spiel, in der Not Schweinsteiger
       und Klose einzuwechseln: wie die Reaktion einer Band, deren neues Album
       floppt – dann spielt sie halt ein paar alte Hits. So eröffnet man
       Baumärkte.
       
       Miroslav Klose ist nun neben Ronaldo WM-Rekordtorschütze. Wie soll der DFB
       für ihn bis zur WM 2018 nur Ersatz finden? 
       
       Offensichtlich muss er nur am Salto arbeiten. Noch zur WM 1962 soll Trainer
       Herberger versucht haben, den damals 42-jährigen Fritz Walter zu einem
       Comeback zu überreden: „Fritz, Sie können mich doch nicht im Stich lassen!“
       Da liegt die Latte, steht der Pfosten für Miro. Notfalls auch ohne
       Baumelpurz.
       
       Wer kann Costa Rica noch aufhalten? 
       
       Klasse, oder? Und insgesamt – Ghana, Elfenbeinküste, Nigeria – diese WM
       könnte das Ende des spätkolonialen Folkloregrinsens bringen.
       
       Katrin Müller-Hohenstein darf mit Poldi planschen und Hansi ganz nah
       kommen. Beneiden Sie sie um ihren Job? 
       
       Gegen die senderinterne Vergabe der Moderationsaufgaben ist die
       WM-Auslosung ein müder Kirmesspaß. Beckmann und Delling wurden auch in die
       Nacht belobigt. Das lässt die Marketenderinnenmission für Müller-Hohenstein
       etwas weniger frauenfeindlich erscheinen.
       
       Vor der WM wurde behauptet, dass Volldampffußball im heißen Brasilien nicht
       möglich sei. Und nun sehen wir jede Menge davon. Was sagt uns das? 
       
       Spielerinterviews in zwei Geschmacksrichtungen: a) „Das Wetter kann keine
       Ausrede sein“, und b) „Wobei uns das ungewohnte Wetter natürlich sehr
       zusetzt“. Der Rüdiger-Abramczik-Rhetorik-Pokal geht an den ersten, der a)
       und b) in einem Satz schafft.
       
       Außerdem wurden Massendemonstrationen, Ausschreitungen, Proteste erwartet.
       Bisher blieb es relativ ruhig. Darf man Dilma Rousseff und Sepp Blatter
       schon gratulieren? 
       
       Kroatiens Trainer Kovac argwöhnte, man sei im Auftaktspiel gegen Gastgeber
       Brasilien ebendrum verpfiffen worden von willfährigen Schiris. Neben
       Verschwörungstheorien vergleichsweise real die Frage: Wieso vergleicht ihr
       eine demokratisch gewählte Regierung mit Sepp Blatter?
       
       Apropos Fifa. Die zeigen uns in Werbespots, dass sie sich gegen Wettbetrug
       und für einen gerechten Fußball für alle einsetzen. Mit dieser Kampagne
       dürfte Blatters Laden bald beliebter sein als Greenpeace, oder? 
       
       Die Vollverfifaisierung respektive Follferfifa, äh jedenfalls: Der Spot
       [1][„For the game. For the world“] läuft vor den „Tagesthemen“, in denen
       dann etwa über Manipulation und Korruption bei der Fifa berichtet wird.
       Hier sollten Taliban und Mafia nachdenken, die Spotpreise in der Vorrunde
       liegen zwischen 75.000 und 125.000. Wobei noch zu klären wäre, ob die
       Ausstrahlungen der Fifa-Weihrauch-Filme Teil des Rechtepakets sind und
       damit gratis erfolgen.
       
       Bekommen Sie momentan genug des wohlverdienten Schlafs? 
       
       Mittsommer! Da macht man durch, guckt schwedisch und verzehrt Köttbullar,
       also Fleischklößchen mit Preiselbeersoße – das sieht genau so aus wie
       Thomas Müller in der Schlussminute.
       
       Wo ist eigentlich dieses WM-Maskottchen „Fuleco“? 
       
       Nicht im Wörterbuch. Anders als ein Dutzend Qualitätsmedien aus der Welt
       abgeschrieben hatten, gibt es kein gleichlautendes Slangwort für „Arsch“ im
       brasilianischen Portugiesisch. Vielleicht Rache für die Schmach der
       Autobauer, die sich dort umgekehrt blamierten mit „Ford Pinto“ („Feigling“)
       oder „Mitsubishi Pajero“ („Wichser“). Neben das Latinum sollte das
       Brasilikum treten (Pesto).
       
       Und was machen die Borussen bei dieser WM? 
       
       Neuer hat bis auf seine notorische Slapstickeinlage noch nicht so richtig
       laut nach Weidenfeller rufen lassen. Dagegen wäre Großkreutz schon eine
       Chance, die breiige Pomade Ribbeck’scher Prägung ordentlich durchzuquirlen.
       Hollands Spielweise gegen Spanien hatte viel Schönes resp. sah aus wie
       Jürgen Klopp als Frau Antje.
       
       FRAGEN: JÜK
       
       22 Jun 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=tN80Mc8V-oo
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) WM 2014
 (DIR) Küppersbusch
 (DIR) Costa Rica
 (DIR) Kolonialismus
 (DIR) Fifa
 (DIR) Fußball
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Uli Hoeneß
 (DIR) Kolumne Die Woche
 (DIR) WM 2014
 (DIR) Rio de Janeiro
 (DIR) USA
 (DIR) WM 2014
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Schwerpunkt TTIP
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Betrug bei Sportwetten: Der todsichere Tipp
       
       Spieler bestechen war gestern. Auf Wettportalen tauchen nun vermehrt
       Fußballspiele auf, die gar nicht stattfanden.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       NRW-Bereitschaftspolizisten sind nicht zu beneiden. Bernie Ecclestone ist
       es schon, und EU-Strategen sollten zur Strafe mal ohne Abendessen ins Bett
       gehen.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Der türkische Sankt Nikolaus darf in der „Bild“ schreiben, Argentinien soll
       der EU beitreten und das neue Image der Germanen entsteht am Berliner
       Flughafen.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch
       
       Prothese und Antithese Rehm, die verschwörerischen neuen „Montagsdemos“,
       einfach mal den Mund halten und Uli Hoeneß’ fehlendes Herz.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Die acht Sekunden Anarchie dieser WM, Merkels 60. Geburtstag und das
       endlose Gelaber irgendwelcher „Stattfindekranken“ im ZDF.
       
 (DIR) Chinas Textilindustrie im WM-Modus: Die Nahtstelle von Original und Fake
       
       Die Chinesen sind Weltmeister. Ein Großteil der weltweit verkauften
       Sportartikel kommt aus der Volksrepublik – ebenso wie gefälschte Ware.
       
 (DIR) Ökonom über Sportgroßereignisse: „Widerstand setzt Änderungen durch“
       
       Der Volkswirtschaftler Wolfgang Maennig über Lernprozesse, „ökonomische“
       Prognosen und zukünftige Alternativen bei Sportgroßereignissen.
       
 (DIR) USA - Portugal (Gruppe G): Kampf in der Waschküche
       
       Gegen verletzungsgebeutelte Portugiesen erkämpfen sich die USA ein
       Unentschieden. Klinsmanns Mannschaft reicht jetzt ein Punkt gegen
       Deutschland.
       
 (DIR) Überaschungsteam Costa Rica: Mit Tom Bartels auf Safari
       
       Bei der ARD weiß man: Costa Rica ist der sympathische Underdog, profitiert
       aber vom Klima. Das ist Blödsinn. Was ist dann das Geheimnis?
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Die Union wird zur „Dingspartei“, Juncker ringt um Merkels Plazet, die
       „Bild“-Zeitung rettet Afrika und Küppersbusch wartet auf seine Demenz.
       
 (DIR) Der Wahlabend: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Lucke ist die neue Frisur unter der Pickelhaube. Die Grünen aber haben mit
       ihrer Europadifferenzierung immerhin die Stammwähler geholt.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Deutschland hat keine Ideen, sondern Geld. Die US-Ostküste ist für viele
       Amerikaner doch arg Europa. Und: Neues vom Mentholpunk.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Außenpolitik ist nicht komplizierter als eine RTL2-Serie über
       Gebrauchtwarenhändler, irgendwann ist Hoeneß bei Jauch und letzte Worte an
       Heinz Schenk.