# taz.de -- Wahl-O-Mat zur Europawahl: Wie jetzt, CDU?
       
       > Wer sich nicht sicher ist, welche Partei er am 25. Mai wählen soll: Der
       > Wahl-O-Mat hilft. Aber mitunter spuckt er erstaunliche Ergebnisse aus.
       
 (IMG) Bild: So viele Parteien, so viele Kandidaten. Und nur eine Europawahl.
       
       BERLIN taz | David McAllister, der Spitzenkandidat der CDU für die
       Europawahl am 25. Mai, kommt auf 98 Prozent. Markus Ferber von der CSU
       kriegt 97,6 Prozent. Und Martin Schulz, SPD-Spitzenkandidat und Präsident
       des Europäischen Parlamentes, satte 98,9 Prozent. Die Spitzenkandidaten für
       die Europawahl der im Bundestag vertretenen Parteien testen am Montag schon
       mal, welche Partei am besten zu ihnen passt.
       
       Dafür klicken sie sich durch ein Online-Tool der Bundeszentrale für
       politische Bildung (bpb)[1][, den Wahl-O-Mat.] Und durch 38 politische
       Thesen: Deutschland soll den Euro behalten zum Beispiel. Oder: Die
       EU-Staaten sollen mehr Flüchtlinge aufnehmen. EU-Bürger sollen
       Sozialleistungen nur von ihrem Heimatland bekommen. So was. Die
       KandidatInnen haben die Wahl zwischen „stimme zu“, „stimme nicht zu“,
       „neutral“.
       
       „Ich habe keine Ahnung, was da rauskommt“, zwinkert CSU-Kandidat Ferber. Er
       versuche sich zu erinnern, sagt er, was seine Partei am vergangenen
       Wochenende mit dem Europawahlprogramm beschlossen hat. Alexander Graf
       Lambsdorff von der FDP, die nicht mehr im Bundestag ist, scherzt mit drei
       jungen Frauen von der Jugendredaktion. Sie haben sich die Fragen für den
       Wahl-O-Mat mit ausgedacht.
       
       Und was kommt nun raus bei den SpitzenkandidatInnen? Wenig überraschend:
       Bei Ferber ist es die CSU, bei McAllister die CDU. Bei Schulz SPD, bei
       Lambsdorff flackert FDP auf. Auch die Grüne Rebecca Harms hat die größte
       Übereinstimmung mit ihrer eigenen Partei.
       
       ## 25 Parteien mit 1.053 KandidatInnen
       
       Die SpitzenkandidatInnen freuen sich über ihre Topergebnisse. Und darüber,
       dass sie so gut Bescheid wissen über Politik und Europa. Andere Menschen in
       diesem Land haben da größere Schwierigkeiten. Denen wollen die
       Bundeszentrale für politische Bildung und der Wahl-O-Mat helfen. 25
       Parteien mit 1.053 KandidatInnen treten in Deutschland an, darunter auch
       Parteien wie die Bibeltreuen Christen, die Tierschutzpartei und Die Partei
       aus dem Umfeld des Satiremagazins Titanic. Die Partei fordert eine
       Faulenquote und die Abschaffung der Sommerzeit.
       
       Die bpb legt Wert darauf, dass der Wahl-O-Mat keine Wahlempfehlung abgeben
       will. Er sei eher ein „Aktivierungstool“, wie bpb-Präsident Thomas Krüger
       sagt. Seit 2002, als der Wahl-O-Mat das erste Mal geschaltet war, wurde er
       über 39 Millionen Mal genutzt. 13,2 Millionen Mal allein zur letzten
       Bundestagswahl im September 2013.
       
       Neuerdings kann man die eigene Präferenz abgleichen mit den Parteien in
       anderen europäischen Ländern: Was haben die Grünen in Polen, Finnland und
       Österreich mit denen in Deutschland gemeinsam? Wie sozial sind die
       Sozialdemokraten in Italien und Bulgarien?
       
       ## Linke Gabi Zimmer goes Grüne
       
       Laut Krüger nutzen vor allem junge Menschen den Wahl-O-Mat. Die erhalten
       mitunter kuriose Ergebnisse, häufig eine wilde Mischung aus konservativen,
       linken und ökologischen Ansichten. Oder auch mit eindeutig rechten
       Zugeständnissen. Wie kommt das? Der Wahl-O-Mat spuckt ein Ranking von
       Übereinstimmungen einzelner Thesen aus. Die müssen aber nicht identisch
       sein mit der Grundausrichtung einer Partei.
       
       Vor überraschenden Ergebnissen sind selbst die SpitzenkandidatInnen nicht
       gefeit. So zeigt sich Rebecca Harms überrascht, dass sie mit der
       Linkspartei „eine große Übereinstimmung teilt“: „Die haben eine andere
       Friedenspolitik als wir.“ Markus Ferber von der CSU ist dicht dran an der
       rechtspopulistischen Alternative für Deutschland: 72,6 Prozent. Und Gabi
       Zimmer von der Linkspartei hat nicht mit ihrer eigenen Partei die größte
       Übereinstimmung, sondern mit den Grünen.
       
       29 Apr 2014
       
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