# taz.de -- Kanzlerin Merkel in Großbritannien: Deutsch-britischer Kuschelkurs
       
       > Große Ehre, große Erwartung: Merkel spricht in London vor beiden Häusern
       > des Parlaments. Sie betont die Bedeutung Großbritanniens für die EU.
       > David Cameron ist begeistert.
       
 (IMG) Bild: Zwei Schmusehasis in der Stadt der Liebe: Kanzlerin Merkel und Premier David Cameron in London.
       
       LONDON dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die EU-Skeptiker in
       Großbritannien zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung für den Zusammenhalt
       in Europa aufgefordert. In einer mit Spannung erwarteten Rede vor beiden
       Häusern des britischen Parlaments beschwor Merkel am Donnerstag in London
       die friedens- und freiheitssichernde Bedeutung einer funktionierenden Achse
       Berlin-London-Brüssel.
       
       Dabei unterstützte die CDU-Vorsitzende den Wunsch des konservativen
       britischen Premierministers David Cameron nach mehr Bürokratieabbau und
       sprach sich punktuell auch für eine Änderung der EU-Verträge aus. Beides
       machte sie aber zurückhaltend und forderte zugleich von London, eine starke
       Rolle in Europa zu spielen. Teile ihrer Rede hielt sie auf Englisch.
       
       Cameron nannte Merkels Rede [1][bei Twitter] ausgezeichnet. Seine Regierung
       erhofft sich Schützenhilfe von Merkel für Reformen der Europapolitik.
       Cameron will unter anderem die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU
       begrenzen und die Arbeitszeitrichtlinie beschneiden. Einige EU-Länder
       wehren sich gegen Sonderwünsche Londons.
       
       Merkel bezeichnete es als Ehre, dass sie nach Bundeskanzler Willy Brandt
       1970 und Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1986 als dritte deutsche
       Politikerin vor den Abgeordneten sprechen konnte.
       
       Nach einer Umfrage des britischen Instituts YouGov genießt Merkel bei den
       Briten hohes Ansehen. Laut einer Umfrage haben 44 Prozent eine positive
       Meinung von ihr. Nur elf Prozent sehen sie negativ. 59 Prozent antworteten,
       ihre Meinung von Deutschland sei positiv. 67 Prozent der Briten gaben an,
       dass der Zweite Weltkrieg ihre Meinung über das heutige Deutschland nicht
       beeinflusse.
       
       ## Merkel für Bürokratieabbau
       
       Merkel gedachte der britischen Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges.
       Großbritannien habe unendliches Leid durch Deutschland in diesen Kriegen
       erfahren, sagte sie. „Als deutsche Bundeskanzlerin verneige ich mich vor
       den Opfern dieser schrecklichen Kriege.“
       
       Die Kanzlerin machte sich für begrenzte Reformen der EU-Verträge zur
       Wirtschafts- und Währungsunion stark. Man müsse die vertraglichen
       Grundlagen der Wirtschafts- und Währungsunion „begrenzt, gezielt und zügig
       anpassen, um die Währungsunion nachhaltig zu stabilisieren“. Bürokratie
       müsse dort abgebaut werden, wo sie Unternehmen behindere, sagte sie.
       Großbritannien gehört dem Euroraum nicht an.
       
       Merkel würdigte die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und
       Großbritannien. Beide Länder seien sich in dem Ziel einer starken und
       wettbewerbsfähigen Europäischen Union einig.
       
       ## Enge Verbundenheit
       
       Ihre Einladung zu dieser Rede bewertete sie als „Ausdruck der engen
       Verbundenheit zwischen unseren Ländern“. Die Kanzlerin erinnerte an ihren
       ersten Besuch in London 1990. Mit ihrem Mann sei sie durch den Hyde-Park
       zum dortigen „Speakers' Corner“ gegangen. Dies sei gerade für sie als
       Ostdeutsche ein „Symbol der freien Rede“ gewesen.
       
       Mehrfach zitierte Merkel aus Weizsäckers Rede. Sie erinnerte an seine
       Erklärung von 1986: „Großbritannien braucht seine europäische Berufung
       nicht zu beweisen.“
       
       27 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/David_Cameron/status/439028275139317760
       
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