# taz.de -- Verleihung des Deutschen Umweltpreises: Stromrebellin und Hanfunternehmerin
       
       > Die eine gründete den ersten Ökostromanbieter, die andere etablierte Hanf
       > als Naturdämmstoff: Carmen Hock-Heyl und Ursula Sladek erhalten den
       > Deutschen Umweltpreis.
       
 (IMG) Bild: Bundespräsident Gauck lobte die Preisträgerinnen Carmen Hock-Heyl (l.) und Ursula Sladek (r.) während der Verleihung am Sonntag.
       
       OSNABRÜCK dpa | Die zwei Öko-Pionierinnen Ursula Sladek und Carmen
       Hock-Heyl haben den Deutschen Umweltpreis erhalten. Bundespräsident Joachim
       Gauck überreichte die mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Auszeichnung am
       Sonntag in Osnabrück an die beiden süddeutschen Unternehmerinnen.
       
       Die 67-jährige Sladek hat nach der Tschernobyl-Katastrophe aus einer
       Bürgerinitiative heraus den ersten Ökostromanbieter Deutschlands gegründet,
       die Elektrizitätswerke Schönau im Schwarzwald. Die 58 Jahre alte Hock-Heyl
       ist die Gründerin und Geschäftsführerin der Firma Hock in Nördlingen, die
       Hanf als Naturdämmstoff auf dem Markt etabliert hat. Der Preis der
       Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist die höchstdotierte Umweltauszeichnung
       Europas.
       
       Die Preisträgerinnen hätten bewiesen, wie Ökologie und Ökonomie Hand in
       Hand gehen könnten, sagte Gauck. Sie seien ein Beispiel dafür, dass heute
       Umweltschutz nicht mehr ideologisch geprägt, sondern mit Ermutigung und
       Freude verbunden sei. Er schlug den Bogen zur Diskussion um die
       Energiewende. "Sie muss für Produzenten und Verbraucher wirtschaftlich
       tragfähig sein", betonte er.
       
       Die Energiewende werde nicht ohne Debatten und auch Streit zu haben sein,
       fügte Gauck hinzu. „Was wir vor allem brauchen, sind engagierte Bürger, die
       mit Argumenten für ihre Überzeugungen eintreten, leidenschaftlich, aber
       nicht dogmatisch und kompromisslos“, so der Bundespräsident.
       
       ## Lob an die Preisträgerinnen
       
       Der frühere Bundesumweltminister und ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms
       Unep, Klaus Töpfer (CDU), sagte, auf Deutschland laste weltweit die
       Erwartungshaltung, dass die Energiewende gelinge. Scheitere sie, sei das
       ein gravierender Imageschaden für die Bundesrepublik als Industrienation:
       „Die Breite der Bevölkerung will die Energiewende.“ Niedersachsens
       Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte, die neue Bundesregierung
       müsse ein eigenes Energieministerium schaffen, bei dem alle Fäden
       zusammenliefen.
       
       Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Heinrich
       Bottermann, würdigte die beiden Preisträgerinnen als „zwei Powerfrauen für
       den Umweltschutz“. Beide hätten große Widerstände überwunden, bis sie ihre
       Ideen durchgesetzt hätten. „Sie sind Vorreiterinnen mit Pioniergeist.“
       
       Die oft Stromrebellin genannte Sladek bezeichnete die Auszeichnung als ein
       Signal an die Politik angesichts von Überlegungen, die Energiewende zu
       verlangsamen oder Kohlekraftwerke länger am Netz zu halten. „Das sind keine
       guten Signale, die aus Berlin kommen“, sagte Sladek. Auch nur darüber
       nachzudenken, Braunkohlekraftwerke eine Sekunde länger laufen zu lassen,
       als unbedingt notwendig, sei „unglaublich“.
       
       Energiegenossenschaften seien ein Weg, die Energiewende voranzutreiben,
       sagte die Unternehmerin. Sie zeigten, dass Menschen bereit seien,
       gesellschaftliche und unternehmerische Verantwortung zu übernehmen: „Viele
       Projekte haben weniger Akzeptanzprobleme, wenn die Bürger daran beteiligt
       sind.“
       
       ## Hock-Heyl will Interessenverband
       
       Der Preis sei eine große Auszeichnung für sie und ihre Mitstreiter, sagte
       Hock-Heyl. Sie habe ihr Unternehmen nur mit der Hilfe ihrer Mitarbeiter und
       Partnern aufbauen können. Der Widerstand in der männerdominierten Welt der
       Baubranche sei groß gewesen. „In den ersten beiden Jahren war ich auf 66
       Verbrauchermessen“, erzählte sie.
       
       Sie erhoffe sich, dass die Auszeichnung helfe, Vorurteile gegen
       Naturdämmstoffe bei den Verbrauchern abzubauen. Mit dem Preisgeld werde sie
       einen Interessenverband für Naturdämmstoff gründen, um das
       Informationsdefizit abzubauen. Heute liege der Marktanteil bei
       Naturdämmstoffen gerade einmal bei fünf Prozent.
       
       27 Oct 2013
       
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