# taz.de -- Studie zu NSU-Morden: Türkische Community misstrauisch
       
       > TürkInnen in Deutschland glauben nicht daran, dass die Behörden die
       > NSU-Morde hinreichend aufklären werden. Auch die Medien kommen in einer
       > Studie schlecht weg.
       
 (IMG) Bild: Gedenken in Hamburg zehn Jahre nach dem Mord an dem türkischen Obst- und Gemüsehändlers Süleyman Tasköprü
       
       FREIBURG taz | Die große Mehrheit der Türkischstämmigen in der
       Bundesrepublik glauben an keine lückenlose Aufklärung der NSU-Morde. Bei
       der Aufklärung genießt die Bundesregierung, der
       Bundesuntersuchungsausschuss und das Oberlandesgericht München bei den
       Befragten nur ein sehr geringes Vertrauen.
       
       Die Initiative endaX, die das Wahlverhalten von Migranten in Deutschland
       erforscht, hatte eine entsprechende Befragung zu den NSU-Morden in Auftrag
       gegeben – und die [1][Ergebnisse der repräsentativen Studie (PDF)] sind
       erschütternd.
       
       „Wir haben den Kopf auf der Brust der türkischen Community, wir ahnten,
       dass die Befragten sich sehr kritisch äußern werden“, sagte Kamuran Sezer,
       vom futureorg Institut, das von endaX mit der Befragung beauftragt worden
       war.
       
       Im Erhebungszeitraum vom 23. Mai bis zum 24. Juli 2013 befragten die
       Sozialforscher insgesamt 722 TeilnehmerInnen aus der türkischen Community.
       Von den Befragten fühlen sich 64,5 Prozent von den NSU-Morden stark bis
       sehr stark „persönlich betroffen“ - insbesondere Frauen, sagt
       Institutsleiter Sezer. Dass die Morde eine große „Einfluss auf die private
       Lebensplanung“ haben, gaben 67,7 Prozent aller Befragten an.
       
       Dem stehen die Bewertungen der Aufklärung der Morde entgegen. Nur 7 Prozent
       der Befragten sprechen der Bundesregierung ein starkes bis sehr starkes
       Vertrauen bei der Aufklärung aus, 9,3 Prozent dem Untersuchungsausschuss
       und 10,1 Prozent dem Oberlandesgericht. „Das sind schlimme Werte, sie
       zeigen wir stark das Vertrauen gesunken ist“, sagt Sezer.
       
       ## Kein politischer Wille zur Aufklärung
       
       Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt nicht, dass die Bundesregierung
       einen starken politischen Willen hat, um die NSU-Morde aufzuklären.
       
       Doch nicht nur der Staat wird nach dem zufälligen Auffliegen des NSU-Trios
       Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe negativ bewertet. Nur 13
       Prozent der Türkischstämmigen glauben, dass die deutschen Medien die
       Aufklärung der Mordserie kritisch begleiten werde, 44 Prozent erwarten dies
       nicht.
       
       Den türkischen Medien trauen indes 75 Prozent der Befragten zu, die
       Aufklärung kritisch zu verfolgen. „Dieses geringe Vertrauen in die
       deutschen Medien hat uns überrascht“, sagt Sezer. Schon alleine deshalb,
       weil die bundesdeutsche Presse eine viel größere Kapazität hätte, rechneten
       sie mit höherem Zuspruch.
       
       Viel erwarten die Befragten aber auch nicht von den deutschen
       Nichtregierungsorganisationen (NGO). Über 57 Prozent von ihnen sind „mäßig“
       überzeugt, dass die deutschen NGOs politischen Druck ausübten, um
       Aufklärung voranzutreiben. Türkischen NGOs vertrauen hingegen 70 Prozent
       der Befragten.
       
       Allen Zweifeln an der Behörden- und Medienkompetenz in der NSU-Affäre zum
       Trotz gaben immerhin 68 Prozent der Befragten an, sich in Deutschland
       sicher zu fühlen. Im direkten Vergleich mit den anderen Gruppen – Männer,
       Frauen und Hochqualifizierte – zeigt sich, dass die Gruppe der unter
       25-Jährigen allerdings in „fast allen Untersuchungsbereichen“
       optimistischer ist.
       
       „Sie sagen aber auch zugleich am häufigsten, dass die Morde Einfluss auf
       ihre private Lebensbereiche habe“, hebt Sezer hervor und betont: „Dieses
       Misstrauen müsste für die Bundsregierung ein Alarmsignal sein.“
       
       22 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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