# taz.de -- Kommentar Regierungsbildung in Israel: Keine Außenpolitik, aber Großisrael > Nach der Wahl kündigte Jair Lapid an, Netanjahu „beim nächsten Mal“ vom > Thron zu fegen. Nun wird er mit dessen Likud-Beitenu-Block koalieren. (IMG) Bild: Der Superstar des israelischen Fernsehens ist er schon: Jair Lapid, Chef der „Zukunftspartei“. Pakt mit dem Teufel: Gleich zu Beginn der Koalitionsverhandlungen stellte der Chef der „Zukunftspartei“ klar, dass er entweder mit Naftali Bennett, dem Chef der national-religiösen Partei Habajit Hajehudi, in die Regierung ziehe oder gar nicht. Im Gegensatz zu Jair Lapid, über den wir kaum mehr wissen, als dass der Superstar des israelischen Fernsehens größenwahnsinnige Machtallüren hegt, formuliert Bennett seine Agenda für jedermann leicht verständlich: Er wird einem zweiten Staat neben Israel niemals zustimmen. Noch im Rausch seines guten Wahlergebnisses frohlockte Lapid, dass er „beim nächsten Mal“ Netanjahu vom Thron fegen werde. Nichts erklärt sein strategisches Bündnis mit Bennett besser, als Lapids Streben nach einer großen politischen Karriere. Um Bennett nicht vor den Kopf zu stoßen, untersagte er zum Beispiel seinen Genossen die Teilnahme an einer Informationstour der „Genfer Initiative“, einer israelisch-palästinensischen NGO. Netanjahu und seinem vorerst verhinderten Außenminister Avigdor Lieberman steht also ein Vertreter „Großisraels“ und ein Machtpolitiker ohne außenpolitischer Agenda zur Seite. Hoffnungsschimmer ist einzig Zipi Livni, die als Justizministerin den rasenden Fall des Staates in die Antidemokratie und Unfreiheit bremsen wird. Erfreulich ist auch, dass die Ultraorthodoxen in die Opposition gehen und es damit die Chance gibt, den Status quo aufzubrechen, der den Staat immer teurer zu stehen kommt. Eine Regierung ohne die ganz Frommen gab es zum letzten Mal vor zehn Jahren, als Tommi Lapid, der Vater Jairs, mit seiner antireligiösen Schinui-Partei ins Kabinett zog und so gut wie nichts erreichte. Wenn es Lapid junior nicht besser macht, wird er genauso schnell von der politischen Bildfläche verschwinden wie er. 14 Mar 2013 ## AUTOREN (DIR) Susanne Knaul ## TAGS (DIR) Regierung (DIR) Koalition (DIR) Israel (DIR) Jair Lapid (DIR) Benjamin Netanjahu (DIR) Ultraorthodoxe (DIR) Palästinenser (DIR) Israel (DIR) Israel (DIR) Jair Lapid (DIR) Westjordanland (DIR) Palästinenser (DIR) Syrien ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ultrareligiöser Protest in Israel: Tora-Studium statt Waffendienst Israels Politiker überlegen, orthodoxe Juden in Zukunft zum Militär zu schicken. 30.000 Ultrareligiöse protestierten am Donnerstag dagegen vor dem Rekrutierungsbüro der Armee. (DIR) Staatsbesuch in Israel: Obama sucht Kontakt zum Volk Der US-Präsident besucht erstmals Israel und die palästinensischen Gebiete. Von einer Friedensinitiative ist gar nicht erst die Rede. (DIR) Neues Kabinett in Israel: „Eher jüdisch als demokratisch“ Die wichtigen Posten in der israelischen Regierung gehen an Politiker, die für eine verstärkte Besiedlung des Westjordanland eintreten. Die Siedler freut's. (DIR) Neue Koalition in Israel: Eine bunte Truppe Diesmal werden die Ultraorthodoxen nicht mit in der Regierung sitzen. Damit zeichnen sich innenpolitische Veränderungen ab. (DIR) Regierung in Israel: Die neue Koalition steht Zum ersten Mal seit Jahrzehnten müssen die Ultraorthodoxen in Israel in die Opposition. Jair Lapid von der Zukunftspartei wird Erziehungsminister. (DIR) Armut im Westjordanland: Kinder werden zu Müllsammlern Der Autonomiebehörde fehlen zugesagte Gelder. Vom Einkommen ihrer Mitarbeiter sind eine Million Menschen abhängig. Schon jetzt leben viele Palästinenser in Armut. (DIR) Häftlingsprotest in Israel: Palästinenser im Hungerstreik Fünf palästinensische Gefangene kämpfen für bessere Haftbedingungen. Drei von ihnen sind in einem lebensbedrohlichen Zustand. (DIR) Israelischer Luftangriff in Syrien: Sorgen und Drohen Syrien und der Iran drohen Israel mit Vergeltung nach einem Luftangriff. Die UN zeigt sich besorgt – Jerusalem selber äußert sich weiterhin nicht zum Vorgang.