# taz.de -- Gleichstellung von Homopaaren: Union verharrt in Schockstarre
       
       > Nach dem Karlsruher Urteil, Homosexuellen Adoptionen zu erleichtern,
       > findet die Union kaum Worte. Wenn doch, argumentiert sie nach dem
       > Bauchgefühl.
       
 (IMG) Bild: Verlustangst: Kanzlerin Merkel fürchtet um ihre Stammtischwählerschaft.
       
       BERLIN taz | Im Wesentlichen bleibt die Union auch am Mittwoch sprachlos.
       Nur einer meldet sich zu Wort: CSU-Rechtsaußen Norbert Geis. Die
       Verfassungsrichter seien auf dem „Holzweg“, wenn sie homosexuelle Paare
       weiter gleichstellen wollten. „Eltern sind nun mal Vater und Mutter“, sagte
       er dem [1][Deutschlandfunk]. Homo-Eltern seien demnach nicht „naturgemäß“.
       
       Schon am Vortag hatte es der Union die Sprache verschlagen, nachdem das
       Bundesverfassungsgericht wie erwartet die Rechte homosexueller Paare bei
       Adoptionen gestärkt hatte. Während andere Parteien binnen kurzer Zeit
       euphorisch reagierten und sich mit weiterreichenden Forderungen zur
       Gleichstellung übertrumpften, verharrten CDU und CSU stundenlang in
       Schockstarre.
       
       Wen man auch zu erreichen versucht, immer heißt es: Politiker x ist
       persönlich verhindert, Politikerin y im Sitzungsmarathon. Nur wenige sagen
       offen, sich zum Thema nicht äußern zu wollen.
       
       CDU und CSU stecken in einem Dilemma. Einerseits wissen sie, dass die
       Gesellschaft weiter ist. Dass in Großstädten mit dem Konservatismus nicht
       mehr viel zu holen ist und man einen modernen Anstrich braucht.
       Andererseits haben sie Angst, so die Stammtischwählerschaft zu
       verschrecken. Denn in katholisch geprägten Kreisen zählt die heterosexuelle
       Ehe noch immer alles, die homosexuelle Partnerschaft nicht viel. Und hinter
       all der Ablehnung schwingen stets latent homophobe Vorurteile mit.
       
       ## Das Problem einfach aussitzen
       
       Die Strategie ist also: das Problem aussitzen. Merkels Sprecher erbat sich
       Zeit für eine intensive Auswertung des Urteils. Die rechtspolitische
       Sprecherin der Unionsfraktion, Andrea Voßhoff, erklärte, das Urteil sei
       vertretbar, man sei aber letztlich der Meinung, Vater und Mutter seien gut
       für ein Kind. Argumente dafür gab es nicht. Meinungen werden bei der Union
       scheinbar aus dem Bauch heraus gebildet, nicht auf Grundlage von Fakten.
       
       Dabei ist der ideologische Kampf längst entschieden. Die Karlsruher Richter
       hauen der Regierung seit Jahren ein Urteil zur Gleichstellung nach dem
       anderen um die Ohren. Die Kirchen haben ihre Deutungshoheit über die
       Definition von Familie verloren. Für manche in der Union ist es ein fataler
       Fehler, sich von Karlsruhe den politischen Gestaltungsauftrag aus der Hand
       nehmen zu lassen. Sie fordern, selbst die Initiative zu ergreifen. Nur
       öffentlich sagen wollen sie das nicht. Es würde zu viel Unruhe stiften.
       
       20 Feb 2013
       
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 (DIR) [1] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2016392/
       
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 (DIR) Paul Wrusch
       
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