# taz.de -- Chinesische Journalistin: Mitarbeiterin der „Zeit“ wieder frei
       
       > Neun Monate saß die chinesische Journalistin Zhang Miao ohne Anklage in
       > Haft. Sie hatte über die Proteste für freie Wahlen in Hongkong
       > recherchiert.
       
 (IMG) Bild: Zhang Miao wurde im Zuge ihrer Recherchen zur Regenbogenrevolution festgenommen.
       
       PEKING afp/dpa | Nach neun Monaten Haft ist eine chinesische Mitarbeiterin
       der Wochenzeitung Die Zeit freigelassen worden. Sie sei „in Sicherheit“
       sagte Zhang Miao am Freitag in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur
       AFP. Sie war nach Recherchen über die Proteste für freie Wahlen in Hongkong
       festgenommen worden. Zhangs Bruder und ein Freund der Familie sagten, nun
       sei allerdings Zhangs Anwalt inhaftiert worden.
       
       Sie fahre gerade in einem Bus nach Hause, sagte Zhang am Telefon. Sie hatte
       im Oktober der damaligen Zeit-Korrespondentin Angela Köckritz bei
       Recherchen über die Proteste für freie Wahlen in Hongkong geholfen. Nach
       ihrer Rückkehr von der Recherchereise wurde sie in Peking festgenommen.
       Laut Köckritz erfolgte der Zugriff kurz nach Zhangs Teilnahme an einer
       Lesung in der chinesischen Hauptstadt, die als Solidaritätsveranstaltung
       mit den Demonstranten in Hongkong organisiert worden sei.
       
       Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen waren damals in einer
       Verhaftungswelle dutzende Menschen in der Volksrepublik wegen Unterstützung
       der Proteste in Hongkong festgenommen worden. Köckritz teilte im Januar
       mit, sie habe China wegen des anhaltenden Drucks der Behörden und
       wiederholter Befragungen über Zhang verlassen.
       
       Die Zeit [1][berichtete am Freitag in ihrer Online-Ausgabe], Zhang sei
       Erregung öffentlichen Ärgernisses vorgeworfen worden. Die Behörden hätten
       sich jetzt aber entschieden, keine Anklage zu erheben, sagte ihr Anwalt
       Zhou Shifeng demnach. Er hatte eigenen Angaben zufolge argumentiert, dass
       die Staatsanwälte Beweise gegen die Journalistin unter Zwang und Folter
       gesammelt hätten, die als illegal zu betrachten seien.
       
       ## „Wir sind erleichtert“
       
       Die Deutsche Botschaft begrüßte die Freilassung [2][auf ihrer Website]. Die
       Bundesregierung habe sich „wiederholt und auf verschiedenen Ebenen für die
       Freilassung von Frau Zhang eingesetzt“, hieß es in der Mitteilung. „Wir
       sind erleichtert, dass es endlich zur Haftentlassung gekommen ist.“ Auch
       Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) begrüßte die Freilassung. Bei seinem
       China-Besuch sagte Maas, die Bundesregierung freue sich, dass die
       chinesische Journalistin endlich frei sei.
       
       Zhangs Bruder und ein Freund der Familie sagten, nun habe die
       Staatssicherheit Zhangs Anwalt inhaftiert. Der Anwalt hatte am Donnerstag
       zwar gemeinsam mit Zhang in ein Pekinger Hotel eingecheckt, war aber in der
       Nacht von Unbekannten aus seinem Zimmer geholt worden, wie Zhangs Bruder
       berichtete. „Drei Menschen haben Anwalt Zhou weggebracht, sie haben seinen
       Kopf verhüllt“, sagte der Freund, der nach eigenen Angaben die Festnahme in
       einem Pekinger Hotel miterlebte. In der Vergangenheit kam es immer wieder
       vor, dass Anwälte festgehalten wurden, damit sie keine öffentlichen
       Erklärungen abgeben.
       
       Die kommunistische Führung Chinas macht für inländische Journalisten
       strenge Vorgaben. Chinesen dürfen nicht als Journalisten für ausländische
       Medien arbeiten, sondern ihnen lediglich bei Recherchen helfen.
       
       ## Immer wieder Verhöre
       
       Nach ihre Festnahme war auch die Zeit-Korrespondentin Angela Köckritz, mit
       der Zhang zusammengearbeitet hatte, mehrmals von der Polizei verhört und
       mit Konsequenzen bedroht worden. In einem Artikel dokumentierte die
       deutsche Journalistin, die China inzwischen verlassen hat, im Januar die
       Vorfälle.
       
       Laut Amnesty International waren im vergangen Herbst etwa 100 Aktivisten in
       ganz China verhaftet worden, weil sie die „Regenschirm-Revolution“
       genannten Proteste in Hongkong unterstützten.
       
       Für die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong ist eine
       Wahlrechtsreform geplant. Das Gesetz sollte den Bürgern Hongkongs zwar das
       Recht geben, im Jahr 2017 erstmals ihren Verwaltungschef selbst zu wählen –
       allerdings will Peking die Kandidaten vorher aussuchen. Bei Protesten waren
       in den vergangenen Monaten zehntausende Menschen auf die Straße gegangen
       und hatten mit ihren Protestcamps das öffentliche Leben in Hongkong
       lahmgelegt.
       
       10 Jul 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-07/zeit-korrespondentin-journalistin-miao-china-haft-entlassung
 (DIR) [2] http://www.china.diplo.de/Vertretung/china/de/Startseite.html
       
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