# taz.de -- Ermittlungen gegen Ermittlerin: Überstunden auf Mallorca
       
       > Gegen die verdeckte Hamburger Ermittlerin Iris P. und zwei Vorgesetzte
       > sind Ermittlungen eingeleitet worden. Es geht um Liebesbeziehungen und
       > Urlaubsreisen.
       
 (IMG) Bild: Auch beim Hamburger Radio „Freies Sender Kombinat“ wurde Iris P. eingesetzt.
       
       HAMBURG taz | Der Undercover-Einsatz der Staatsschützerin Iris P. hat für
       die enttarnte verdeckte Ermittlerin des Landeskriminalamtes (LKA)
       Konsequenzen: Polizeipräsident Ralf Meyer hat gegen die 42-Jährige und zwei
       ihrer Vorgesetzten disziplinarrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet.
       P. hatte zwischen 2000 und 2006 unter dem Tarnnamen „Iris Schneider“ die
       linke Szene ausspioniert.
       
       Von den Ermittlungen berichteten Innensenator Michael Neumann (SPD) und
       Vize-Polizeipräsident Reinhard Fallak im Innenausschuss. Zuvor hatte ein
       Bericht der Innenrevision den Einsatz von Iris P. als „völlig entglitten“
       bezeichnet. Die drei Polizisten haben über ihre Anwälte Akteneinsicht
       beantragt, sich aber noch nicht geäußert.
       
       Im Raum steht die Frage, wer Iris P. alias Iris Schneider in die
       queerfeministische Szene und in die Frauenredaktion des Magazins
       „Re(h)v(v)o(l)-lte Radio“ des Freien Sender Kombinats (FSK) schickte. Der
       Vize-LKA- Chef Bernd Schulz-Eckhardt äußerte nun die Vermutung, dass sich
       Iris P. „missverständlich auf verschiedenen Ebenen bewegt“ habe, um an ihre
       Zielpersonen heranzukommen, sagte Schultz-Eckhardt.
       
       Im Innenausschuss sorgte die Frage nach den Liebesverhältnissen von Iris P.
       während ihrer jahrelangen Spitzelei für einen heftigen Disput zwischen der
       innenpolitischen Sprecherin der Linken, Christiane Schneider, und Neumann.
       Die linke Politikerin berichtete von einem Gespräch mit einer betroffenen
       Frau, die eine Beziehung mit Iris P. geführt haben will. Dreimal sei sie
       mit Iris P. auf Mallorca und Ibiza im Urlaub gewesen. Schneider wollte
       daraufhin vom LKA wissen, ob Iris P. die Urlaubsfahrten mit ihren
       Beziehungen als Überstunden abgerechnet habe. Schließlich habe Iris P.
       während ihrer Ermittlertätigkeit 353 Tage Überstunden eingereicht.
       
       Neumann ärgerte sich über die Frage. Es handle sich bisher nur um „anonyme
       Beschuldigungen“ im Internet. Iris P. hatte die Beziehungen in ihrer ersten
       Befragung bestritten und verweigert nun dazu die Aussage. „Diejenigen, die
       Anklage erheben, sollten auch ihr Gesicht zeigen“, forderte Neumann.
       
       Doch Schneider berichtete weiter: Iris P. hätte das Vertrauensverhältnis
       ausgenutzt, um sich Zugang zu einem privaten Fotoarchiv zu verschaffen.
       Aufgefallen wäre der betroffenen Frau auch, dass Iris P. keinen Computer in
       ihrer Wohnung gehabt habe. „Worauf hat sie dann die vielen Mails
       geschrieben“, fragte Schneider. Sie wollte zudem wissen, ob Iris P. in der
       Berliner Szene als Aufklärerin eingesetzt war, in der sie sich öfter
       aufgehalten habe. Darauf gab es bisher keine Antwort.
       
       Innenstaatsrat Bernd Krösser bestätigte jedoch, dass „die Liebesbeziehungen
       Gegenstand der Ermittlungen“ seien. Und auch Neumann lenkte ein. Die
       Hinweise von Schneider seien zwar immer noch anonym, aber „neue
       Ermittlungsansätze“.
       
       16 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
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