# taz.de -- Iranisches Atomprogramm: Da war mal was
       
       > Aus einem IAEA-Bericht geht hervor, der Iran habe die Entwicklung eigener
       > Atomwaffen schon vor Jahren beendet. Netanjahu fordert weitere
       > Ermittlungen.
       
 (IMG) Bild: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gilt als der schärfste Kritiker des Atomabkommens mit dem Iran.
       
       WIEN dpa/ap | Der neueste IAEA-Bericht zum iranischen Atomprogramm scheint
       die Hoffnungen der Islamischen Republik auf eine Aufhebung der westlichen
       Wirtschaftssanktionen zu nähren. Die in Wien ansässige Internationale
       Atomenergie-Behörde (IAEA) bescheinigte der Regierung in Teheran, ein
       geheimes Forschungsprogramm zur Entwicklung eigener Atomwaffen schon vor
       Jahren beendet zu haben.
       
       Zwar gilt der Abschlussbericht als wichtige Zwischenetappe für den
       iranischen Präsidenten Hassan Ruhani, der sein Land von den Sanktionen
       befreien will. Doch Israel verlangte umgehend weitere Ermittlungen.
       
       Die IAEA betonte in ihrem Bericht, dass sich der Iran vor allem bis 2003 um
       die Entwicklung eigener Atomwaffen bemüht habe. Spätestens seit 2009 gebe
       es aber keine Anzeichen mehr für entsprechende Aktivitäten. Der iranische
       Vizeaußenminister Abbas Araghchi hielt dem entgegen, alle Atomforschungen
       hätten stets „nur friedliche Ziele verfolgt“: Atomwaffen seien nie Teil der
       iranischen Verteidigungsdoktrin und Ziel der Forschungen gewesen.
       
       Israels Regierung forderte die internationale Gemeinschaft auf, die
       Ermittlungen zu vertiefen und „alle zur Verfügung stehenden Mittel
       einzusetzen“, damit der Iran nicht heimlich an Atomwaffen gelangt. „Ohne
       eine Vollendung dieser Untersuchung wird die Welt nie wissen, wie weit das
       geheime iranische Programm fortgeschritten ist und wo es heute steht“,
       teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Dies gelte
       umso mehr, als der IAEA-Bericht auch „iranische Techniken des Betrugs und
       der Vertuschung“ aufdecke.
       
       Als Reaktion auf neue Erkenntnisse über Bestrebungen Irans nach atomarer
       Bewaffnung fordert Netanjahu weitere Ermittlungen. Der Druck auf Teheran
       müsse aufrechterhalten werden, erklärte er am Mittwoch. So sei die
       Vergangenheit Irans relevant für den „aktuellen Status“ seines
       Nuklearprogramms.
       
       Netanjahu gilt als schärfster Kritiker des Atomabkommens mit dem Iran.
       Israel fühlt sich durch die Islamische Republik existenziell bedroht und
       hat mehrfach indirekt mit einem Militärschlag gegen die iranischen
       Atomanlagen gedroht.
       
       ## IAEA-Gouverneursrat trifft sich Mitte Dezember
       
       Die Erkenntnisse der Wiener Behörde dürften Israel und die in Verhandlungen
       mit dem Iran eingebundenen Großmächte jedoch kaum überraschen, da zumindest
       einige ihrer Geheimdienste Informationen zum iranischen Atomprogramm an die
       IAEA weitergeleitet haben. Deren Abschlussbericht stützt sich auf diese
       Angaben sowie Satellitenfotos, Studien aus dem Iran, Zolldokumente und
       andere Quellen. Das US-Außenministerium teilte denn auch mit, sich in
       seiner bisherigen Sichtweise bestätigt zu fühlen.
       
       Im Juli hatte der Iran nach langjährigen Verhandlungen mit der 5+1-Gruppe
       (USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland) in
       einem umfassenden Vertrag der drastischen Begrenzung seines Atomprogramms
       zugestimmt, das sich auf die friedliche Nutzung der Kernenergie beschränken
       soll. Das und die Unterstützung der IAEA beim Verfassen ihres Berichts
       wurde als Voraussetzung für die von Teheran erhoffte Aufhebung der
       Wirtschaftssanktionen genannt.
       
       Als nächsten Schritt will die 5+1-Gruppe einen Resolutionsentwurf
       formulieren. Ein für Mitte Dezember erwartetes außerordentliches Treffen
       des IAEA-Gouverneursrats in Wien wird über diese Resolution abstimmen.
       Angesichts der erwarteten Zustimmung gilt die weitere Umsetzung des
       Atomabkommens als gesichert.
       
       3 Dec 2015
       
       ## TAGS
       
 (DIR) IAEA
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Atomwaffen
 (DIR) Iran
 (DIR) Israel
 (DIR) Israel
 (DIR) Iran
 (DIR) Iran
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Zoff zwischen EU und Israel: Das bilaterale Gleis bleibt
       
       Israel schmeißt die EU aus dem Nahost-Quartett. Na und? Manch einen in
       Brüssel dürfte das freuen. Mitreden müssen die Europäer weiterhin.
       
 (DIR) Streit um Siedlungsprodukte: EU hält an Nahost-Diplomatie fest
       
       Wegen der Etikettierung von Siedlungsprodukten will Israel die EU aus dem
       Nahost-Quartett schmeißen. Die aber lässt sich die Diplomatie nicht
       verbieten.
       
 (DIR) Atomabkommen mit dem Iran: Die Wächter lassen es passieren
       
       Gegen alle Widerstände hat sich der Atomkompromiss behaupten können. Die
       letzte Hürde wurde mit dem iranischen Wächterrat genommen.
       
 (DIR) Atomabkommen mit dem Iran: Renaissance einer Nuklearmacht
       
       Das Parlament hat dem internationalen Atomabkommen zugestimmt. Inspektionen
       von Militäranlagen müssen vom Nationalen Sicherheitsrat bewilligt werden.
       
 (DIR) Beschluss des UN-Sicherheitsrates: Sanktionen gegen Iran können weg
       
       Die Vereinten Nationen haben den Weg für die Aufhebung der Sanktionen gegen
       den Iran freigemacht. Nun muss nur noch die Atomenergiebehörde zustimmen.