# taz.de -- Die Wahrheit: Denk ich an Mossad in der Nacht
       
       > In den einschlägigen Internetforen verdichten sich die Anzeichen, dass
       > der israelische Geheimdienst hinter den Panama Papers steckt.
       
 (IMG) Bild: Wird der Panamakanal nach Israel umgeleitet oder gleich gesprengt? Die Experten vor Ort sind noch uneins.
       
       Ja, es klingt wie reine Fantasie, ja, es sieht aus wie ein Märchen und ja,
       es schmeckt nach Träumerei: Kann es sein, dass der israelische Geheimdienst
       Mossad der Drahtzieher hinter den Panama Papers ist?
       
       Selten war das Klima so frostig im politischen Berlin. Seit der
       Veröffentlichung der Panama Papers hält man sich mit eindeutigen
       Stellungnahmen zurück. Ob es daran liegt, dass man im Regierungsviertel
       noch immer dabei ist, das 2,6 Terabyte lange Word-Dokument zu lesen? Oder
       erging ein Befehl zum Schweigen von „anderswo“ (Jakob Augstein)?
       
       „Bitte lassen Sie mich in Ruhe“, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert,
       wenn man ihn an der Haustür nach den Verwicklungen der Israelis in die
       Affäre um Briefkastenfirmen und Tarnkonten befragt. Verblüffend kurz
       angebunden für einen Mann, dessen Beschäftigung doch eigentlich das Reden
       („Sprechen“) ist. Wie lange die Strategie des Aussitzens noch aufgeht,
       bleibt abzuwarten. Denn die Hinweise sind einfach nicht zu übersehen.
       
       ## Mossack, Mossad
       
       „Schon der Name machte mich stutzig. Mossack Fonseca“, so ein anerkannter
       Welt-online-Kommentator, der unter dem Pseudonym „aprilfrisch“ tickert:
       „Mossack, Mossad – bis auf zwei Buchstaben sind die beiden Namen fast
       vollständig identisch.“ Rückendeckung erhält „aprilfrisch“ auch durch das
       Investigativteam von „horstpeter64“ und „liebeslieschen“, das durch eine
       Serie brisanter Ausrufezeichen bei „Politically Incorrect“ auffällig wurde:
       „Wir haben es zuerst auch nicht glauben wollen!!!!“, so „liebeslieschen“.
       „Aber der Name der Kanzlei, die diese krummen Dinger gedreht haben soll,
       ist wirklich Mossack Fonseca. Ich meine, hallooo?!!!!“
       
       Der Beitrag sorgte forenweit für Schlagzeilen, wurde von zahlreichen Usern
       verbreitet. Unterstützung erhielt das Team durch eine unabhängige
       Kommission von Twitterern, die sich seitenweise durch die Wikipedia lasen,
       akribisch Daten sammelten, immer wieder die beiden Namen miteinander
       verglichen, bis völlige Sicherheit herrschte. Eine Rechercheleistung, die
       bisher beispiellos ist in der Geschichte des Internets.
       
       ## Warum musste Westerwelle sterben?
       
       Noch hat sich die israelische Botschaft nicht zu den Vorwürfen bekannt. Von
       dem beschuldigten Geheimdienst selber, dem kurz Mossad genannten „Mosad
       Merkazi leModi’inFonseca Mejuchadim“, ist noch weniger Aufklärung zu
       erwarten. Anerkannte Experten wie „odinssohntroi“, wohnhaft im Internet,
       wundert das keineswegs: „Das ist sooooo typisch lol, und der deutsche
       Michel wird mal wieder abkassiert. Aber nicht mehr lange!“ Tatsächlich ist
       es extrem unwahrscheinlich, von dem dubiosen Nachrichtendienst irgendwelche
       Verlautbarungen zu erwarten: Allein in der letzten Woche wurden dem Mossad
       unter anderem illegale Wetterkontrolle, Geisterbeschwörung, Pferdewetten,
       die Ermordung Guido Westerwelles und die weitläufige Kontrolle des
       militärisch-industriellen Komplexes vorgeworfen – eine Reaktion blieb aus.
       „Die verheimlichen uns was“, folgerte der Twitterer @fallenangelstar, „für
       mich gilt der alte Rechtsgrundsatz: Kein Rauch ohne Feuer!“
       
       Bisher ist unklar, warum der Mossad für die Scheinkanzlei Mossack Fonseca
       einen derart auffälligen Namen wählte. „Normalerweise sind sie
       raffinierter“, sagt Heribert Grantl, teilpensionierter Eventtechniker aus
       München-Südhang. Jüngst ist er zu einer Art Sprecher des anonymen
       Recherchenetzwerks geworden, das die Veröffentlichung der Panama Papers
       unterstützt. In der Szene gilt „Zwangs-Heri“ als Held, seit er seinen
       GEZ-Bescheid mit blutgetränkten Centstücken bezahlte.
       
       ## Rechnung ohne das Internet
       
       Grantl wundert nicht, dass die Israelis mit einer so einfachen Taktik
       durchkommen wollten: „Vom Mossad ist die Strategie des ‚hiding in plain
       sight‘bekannt, zu Deutsch: ‚danger zone‘.„ Der Geheimdienst vertraut
       offenbar darauf, dass ihn niemand für so doof hält, seinen Namen derart
       prominent auf ein Firmenschild zu packen. Aber da hat er die Rechnung ohne
       das Internet gemacht!
       
       Noch ist dem Rechercheteam nicht ganz klar, was der Namenszusatz „Fonseca“
       zu bedeuten hat. Grantl will sich mit Mutmaßungen zurückhalten: „Die
       gängigste Übersetzung ist derzeit, dass es um Telefone und Security geht.
       Das würde jedenfalls gut zu unseren Vorstellungen vom Mossad passen.
       Andererseits könnte ‚Fonseca‘auch das hebräische Wort für
       ‚Weltherrschaft‘sein. Hier sind unsere Experten noch am Knobeln.“ Die
       massenmedial verbreitete Theorie, dass der Name der Kanzlei auf die beiden
       Gründer Jürgen Mossack und Ramón Fonseca Mora zurückgeht, lehnt er ab. „Das
       wäre zu einfach. Und der Mossad ist nicht für einfache Lösungen bekannt.“
       
       ## Panamakanal nach Israel umleiten
       
       Ein weiteres Fragezeichen: die Absichten hinter der Gründung. Was wollen
       die Israelis in Panama? Geheimdienste verfügen normalerweise über andere
       Möglichkeiten, Geld verschwinden zu lassen, die effektiver sind als
       Offshore-Konten und Tarnfirmen. „Wir glauben, dass es den Israelis um den
       Panamakanal geht“, so Grantl.
       
       „Wir wissen, dass in ihrer Heimat das Wasser knapp ist und reguliert werden
       muss. Experten prophezeien regelrechte Wasserkriege in der Region. Der
       Panamakanal ist das mächtigste Instrument zur Wasserkontrolle, das wir
       kennen. Für mich ist die Sache damit eindeutig.“ Ob der Panamakanal nach
       Israel umgeleitet werden oder einfach in die Luft gesprengt werden sollte,
       ist für Grantl nur ein Detail.
       
       ## Verbindung zu Putin
       
       „Wichtig ist die Verbindung zu Putin“, betont er, während ihm seine Pfleger
       die zweite Zwangsjacke anlegen. „Die Israelis wollen Putin vorführen, ihn
       lächerlich machen, ihm die Hosen ausziehen. Sie haben ihm einem Cellisten
       untergejubelt, ihn mit Konten versorgt, bis er vor lauter Geld nicht mehr
       wusste, wohin mit seinen Sorgen. Dann legten ihm seine Berater einen Urlaub
       in Panama nahe. Genauso haben sie es damals mit Kennedy gemacht.“
       
       Von draußen flackert Blaulicht in Grantls gemütliches Kellerbüro, als er
       mit einem Bodyslam den zweiten Pfleger zu Fall bringt. „Putin hat in Syrien
       interveniert, damit steht er auf der Abschussliste. Ich an seiner Stelle
       würde mich nur mehr mit Leibwächtern umgeben.“ Grantl empfiehlt, wachsam zu
       bleiben, während er mit den Zähnen die Autoschlüssel aus der Tasche des
       Pflegers zieht: „Ein Desaster wie die Panama Papers sind nur ein kleiner
       Rückschlag für den Mossad. Achten Sie auf die Zeichen! Rudolf Mosshammer,
       Mossambik, Kate Moss! Die Verbindungen sind überall. Wir müssen nur lernen,
       auf unsere inneren Stimmen zu hören.“
       
       6 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leo Fischer
       
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