# taz.de -- Manipulierte Abgaswerte: Fiat will kein eigenes Dieselgate
       
       > Jetzt auch die Italiener: Deutsche Behörden werfen Fiat vor, bei
       > Abgaswerten übel geschummelt zu haben. Doch die Firma blockt ab.
       
 (IMG) Bild: Kein Chillen für Fiat – auf den italienischen Autobauern könnten unruhige Zeiten zukommen
       
       ROM taz |Auch Fiat hat der Dieselabgasskandal mit voller Wucht erfasst. An
       der Mailänder Börse ging die Aktie des Konzerns am Montagmorgen auf
       Talfahrt, nachdem aus Deutschland am Wochenende heftige Vorwürfe laut
       geworden waren.
       
       Nicht nur Abgasschummelei, auch mangelnde Kooperationsbereitschaft werfen
       deutsche Behörden den italienischen Autobauern vor – und drohen gar mit dem
       Entzug der Typzulassung, weil der Mutterkonzern Fiat Chrysler Automobiles
       (FCA) in der vergangenen Woche einen Termin mit Verkehrsminister Alexander
       Dobrindt (CSU) hatte platzen lassen.
       
       Im Visier ist vor allem der Fiat 500 X Diesel. Die Deutsche Umwelthilfe
       (DUH) hatte auch für dieses Modell einen weit über den Grenzwerten
       liegenden Stickoxidausstoß getestet. Der mit einem Euro-6-Motor
       ausgerüstete Wagen hatte den Grenzwert um das 20-fache überschritten.
       
       Fiat hatte noch im Februar erklärt, die Fahrzeuge des Unternehmens seien
       „nicht mit Vorrichtungen versehen, die feststellen, dass das Fahrzeug einem
       Labortest unterzogen wird, oder die die Emissionskontrolle nur während der
       Labortests aktivieren“. Jetzt fordert die DUH den Verkaufsstopp für alle
       Fiat-Dieselmodelle.
       
       ## Timer schaltet Abgasreinigung aus
       
       FCA bot sogar kurz nach dem Ausbruch des Dieselskandals im Herbst allen
       Kunden, die beim Kauf eines Neuwagens einen gebrauchten VW loswerden
       wollten, einen Zusatzbonus von 1.500 Euro an. Das Angebot traf die Stimmung
       im Land. Hier herrschte Genugtuung darüber, dass die stets „perfekten“
       Deutschen nun als mit billigen Tricks arbeitende Großbetrüger am Pranger
       standen.
       
       FCA-Präsident John Elkann erklärte den VW-Skandal für „sehr gravierend,
       jedoch spezifisch für eine Firma und kein Problem der gesamten
       Autobranche“. „Besonders glücklich“ zeigte er sich darüber, dass „FCA
       weltweit zu den umweltbewusstesten Unternehmen zählt“.
       
       Wie es scheint, hat FCA wenigstens mit der Behauptung recht, es habe nicht
       zu einer Software gegriffen, die zwischen Test- und Normalbetrieb
       unterschied. Stattdessen, so der Vorwurf, haben die italienischen
       Ingenieure auf einen simplen Timer gesetzt, der die Abgasreinigung im Motor
       nach 22 Minuten einfach ausschaltet. Die Schwelle wäre kein Zufall: Die
       üblichen Zulassungstests dauern 20 Minuten. Darauf reagierten die
       italienische Regierung wie auch die Medien bislang nur zurückhaltend.
       Verkehrsminister Graziani Delrio stärkte Fiat sogar den Rücken.
       
       Der Konzern hatte nach der geplatzten Vorladung bei Verkehrsminister
       Dobrindt erklärt, man erkenne nur die nationalen, italienischen
       Zulassungsbehörden in dieser Frage an. In einem Brief an Dobrindt machte
       Delrio deutlich, dass er diese Position mitträgt. Und ein Firmensprecher
       konterte am Montag, ohne die in der deutschen Presse lautgewordenen
       Vorwürfe weiter zu kommentieren, mit der Behauptung, die FCA-Fahrzeuge
       seien „völlig konform mit den geltenden EU-Normen“.
       
       24 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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