# taz.de -- Kommentar Enquete-Kommission Heimerziehung: Eine echte Chance
       
       > Bisher lief die Aufarbeitung fataler Kinderschutzfälle nach einem
       > einseitigen Muster: Hier die anklagende Opposition, dort die Fachbehörden
       
 (IMG) Bild: Zehn Jahre lang reihte sich ein Sonderausschuss an den nächsten.
       
       Und wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Die
       Idee einer Enquete-Kommission zur Jugendhilfe kommt etwas abstrakt und
       spröde daher. Aber sie wird zu Recht von Fachleuten propagiert.
       
       Denn bisher verlief die Aufarbeitung fataler Kinderschutzfälle nach einem
       einseitigen Muster: Hier die Opposition, die anklagt und zum Gefallen der
       Medien schärfere Kontrollen und Regeln für Jugendämter und Familien
       fordert. Dort eine Fachbehörde, die ein uhrwerkartiges Regelsystem aufbaut,
       mit dem Versprechen, dass keine Fehler passieren.
       
       Es ist schwer zu verstehen, warum etliche Pflegekinder nicht wie
       vorgeschrieben zweimal im Jahr besucht wurden. Aber auch mit Hausbesuchen
       kann es passieren, dass die überforderte Oma gewalttätig wird. Trotzdem mag
       es richtig gewesen sein, dass Kind in dieser Großfamilie zu lassen.
       
       Wichtig ist, dass die Jugendämter einen Draht zu den Familien behalten,
       dass die Familien eine soziale Infrastruktur vorfinden, die sie trägt. Auch
       die Armut, die Wohn- und Lebensbedingungen müssen mit in den Blick genommen
       werden. Erziehungshilfe darf sich nicht nur auf Kinderschutzfälle
       konzentrieren.
       
       Bisher hat die Politik allein das Spiel bestimmt. Zehn Jahre lang reihte
       sich ein Sonderausschuss an den nächsten. Wer den Vorsitz inne hat, machte
       später Karriere. Die Kritik von Fachleuten, dass der Kontrollwahn
       kontraproduktiv sei und die Lebensbedingungen und Rechte der Kinder
       verbessert werden müssten, wurde als linke Spinnerei abgetan. In einer
       Enquete-Kommission, bestünde die Chance, diesen Diskurs auf Augenhöhe zu
       führen.
       
       Vertane Zeit wäre dies nicht. Besagte Hausbesuche blieben ja auch deshalb
       aus, weil die Fluktuation hoch ist und sich kaum noch Personal findet, dass
       diesen schwierigen Job machen will.
       
       23 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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