# taz.de -- Geplanter Moscheebau in Monheim: Hassmails an den Bürgermeister
       
       > Seit Daniel Zimmermann Bürgermeister ist, blüht Monheim auf. Doch nun
       > schlägt ihm Hass entgegen – weil er den Bau von zwei Moscheen genehmigt
       > hat.
       
 (IMG) Bild: Daniel Zimmermann (vorne links) auf einer Info-Veranstaltung mit seinen Bürger*innen
       
       MONHEIM AM RHEIN dpa | „Wir haben einen Shitstorm erlebt, das kann man
       nicht anders sagen“, berichtet der Stadtsprecher. Bislang war Bürgermeister
       Daniel Zimmermann in Monheim am Rhein nahezu jedermanns Liebling. [1][Vor
       zwei Jahren wurde er mit 94,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt.] Doch nun
       haben einschlägige rechte Postillen und Webseiten seine Emailadresse
       veröffentlicht. Plötzlich schlägt dem 34-Jährigen Hass entgegen. Es geht um
       den geplanten Bau zweier Moscheen.
       
       Seit Zimmermann 2009 im Alter von 27 Jahren als jüngster Bürgermeister
       Nordrhein-Westfalens an die Macht kam, hat er 120 Millionen Euro städtische
       Schulden abgebaut und in ein noch größeres Vermögen der Stadt verwandelt.
       Tausende neue Arbeitsplätze entstanden. In der 43.000-Einwohner-Kommune,
       die noch vor zehn Jahren tief in den roten Zahlen steckte, wird inzwischen
       kräftig investiert.
       
       Zimmermanns Partei Peto, als Schüler- und Studentenpartei gestartet,
       brachte es zuletzt auf 65 Prozent. Vertreter klammer Kommunen pilgern in
       das Städtchen zwischen Düsseldorf und Köln um zu erfahren, wie das „Wunder
       von Monheim“ funktioniert.
       
       Monheim hat den Gewerbesteuersatz radikal gesenkt und ist so zur
       [2][„Steueroase“ mitten in NRW geworden] – zum Missfallen der umliegenden
       Städte, aus denen Unternehmen nach Monheim abgewandert sind. Die Monheimer
       verweisen darauf, dass ihr Steuersatz in Bayern und Hessen anders als in
       Nordrhein-Westfalen keine Seltenheit sei und auch keineswegs nahe Null
       liege.
       
       Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln und sind binnen weniger Jahre um
       mehrere 100 Prozent in die Höhe geschnellt. Beim letzten Stadtfest gab es
       in Monheim Freibier. Doch nun, wo es darum geht, das Geld auszugeben, gibt
       es prompt Ärger.
       
       Denn Zimmermann will in Sachen Integration vorangehen: Zwei islamischen
       Gemeinden sollen Grundstücke im Wert von 850.000 Euro überlassen werden.
       Raus aus den Hinterhöfen, integrieren statt ausgrenzen, so die Idee.
       
       ## Neben Islamkritikern wittern auch CDU und SPD Morgenluft
       
       „Es ist eine Überlassung unter Auflagen“, erklärt Zimmermann. Die geplanten
       Auflagen sehen vor, dass zum Beispiel die Minarette höchstens 20 Meter hoch
       sein dürfen. Zudem müssen sich die Gemeinden zu Verfassungstreue und
       Toleranz verpflichten. Werden die Auflagen nicht eingehalten, gehen die
       Grundstücke zurück an die Stadt.
       
       Den Bau von Moscheen und Gemeindezentren schultern die Gemeinden selbst.
       Die Moschee, die wie Hunderte Moscheegemeinden der Türkisch-Islamischen
       Union Ditib angehören soll, soll in direkter Nachbarschaft zur katholischen
       und evangelischen Kirche entstehen. Seitdem laufen Islamkritiker Sturm,
       aber auch die gebeutelten Oppositionsparteien CDU und SPD wittern
       Morgenluft.
       
       „Das ist grundsätzlich positiv zu sehen“, sagt die Islamwissenschaftlerin
       Lamya Kaddor zu den Plänen. Problematisch sieht sie die Auswahl der
       Ditib-Gemeinde, die eines der Grundstücke bekommen soll: „Ditib ist der
       größte Dachverband der Moscheegemeinden in Deutschland. Er vertritt den
       konservativen Flügel innerhalb des islamischen Spektrums, wird aus der
       Türkei finanziert und ist zentral organisiert“, berichtet Kaddor. Ohne
       Rücksprache mit der Zentrale in Köln und dem Religionsbüro in Ankara laufe
       nichts.
       
       Bei einer Bürgeranhörung kamen am Donnerstagabend in Monheim fast 1000
       Menschen zusammen. Stundenlang wurde kontrovers diskutiert. Der Moscheebau
       an sich, so wird klar, ist für die Monheimer nicht das Problem, sondern die
       Überlassung der Grundstücke.
       
       Dabei entspreche dies lediglich einer Förderquote von 15 Prozent der
       Gesamtkosten, relativiert Zimmermann. Bei einem aktuellen
       Haushaltsüberschuss von 65 Millionen Euro und im Vergleich zum geplanten
       Bau einer Festhalle für 28 Millionen sei dies leicht zu verkraften.
       
       4 Jul 2016
       
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