# taz.de -- Kommentar Veganer und Agrardemo: Am Ende verlieren Tiere und Bauern
       
       > Der Austritt der einzigen veganen Organisation im Trägerkreis der größten
       > Agrardemo schadet Tierrechtlern und -haltern.
       
 (IMG) Bild: Das war der Albert Schweitzer Stiftung nicht genug: Veganer auf der „Wir haben es satt“-Demonstration gegen die Agrarindustrie
       
       Der Konflikt zwischen Tierhaltern und Tierrechtlern in der Bewegung für
       eine neue Landwirtschaftspolitik schadet beiden Seiten. Das zeigt auch der
       jüngste Eskalationsschritt: [1][Die einzige vegane Organisation im
       Trägerkreis der größten Demonstration gegen die Agrarindustrie ist aus der
       „Wir haben es satt“-Allianz ausgetreten.] Der Rückzug der Albert Schweitzer
       Stiftung vertieft die Spaltung der alternativen Agrarbewegung. Davon werden
       die profitieren, die in deutschen Ställen mit ihren teils schlimmen
       Haltungsbedingungen alles beim Alten lassen wollen.
       
       Es stimmt natürlich, dass ökologisch orientierte Bauernorganisationen und
       Tierrechtsverbände Ziele haben, die sich widersprechen: Die einen wollen
       die Tierhaltung artgerechter gestalten, die anderen wollen sie komplett
       abschaffen.
       
       Aber die Forderung der Tierrechtler ist kurz- und mittelfristig völlig
       unrealistisch. Auch nach Jahren der Kampagnen für Veganismus ernährt sich
       nur rund ein Prozent der Deutschen ohne tierische Lebensmittel.
       
       Wer die Lage der Nutztiere verbessern will, sollte seine Energien nicht in
       einem bis auf Weiteres aussichtslosen Kampf verschwenden, sondern muss sich
       dafür einsetzen, dass sich die Tierhaltung ändert. Schärfere
       Tierschutzvorschriften zum Beispiel würden Fleisch verteuern und so den
       Konsum senken. Wenn all das einmal erreicht ist, dann sind Forderungen nach
       dem völligen Verzicht auf Fleisch leichter durchzusetzen.
       
       ## Kritische Landwirte brauchen Tierrechtler
       
       Die Bauernfraktion der Agrarbewegung braucht die Tierrechtler, weil die
       etwa mit ihren Videos aus überhaupt nicht artgerechten Ställen die Debatte
       über Viehhaltung in Deutschland in Gang halten. So wächst die Kritik an den
       herrschenden Zuständen, der sich auch kritische Landwirte anschließen.
       
       Abgesehen davon: Die Albert Schweitzer Stiftung hat Recht mit ihrem Appell,
       dass wir weniger Fleisch essen müssen. Denn derzeit verzehrt der
       durchschnittliche Deutsche weit mehr, als Ernährungswissenschaftler raten.
       Weniger Fleisch zu essen ist auch eine der besten Klimaschutzmaßnahmen in
       der Landwirtschaft überhaupt.
       
       Beide Seiten – Tierrechtler und kritische Tierhalter – würden also
       profitieren, wenn sie miteinander kooperieren. Und deshalb sollten beide
       aufeinander zugehen – zum Beispiel, wenn es darum geht, zu einer
       Demonstration aufzurufen.
       
       6 Oct 2016
       
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 (DIR) Jost Maurin
       
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