# taz.de -- Island hat gewählt: Reicht für niemanden
       
       > Ihre Regierung haben die Isländer abgewählt. Doch auch einer von den
       > Piraten angeführten Koalition fehlt wohl die Mehrheit. Wer übernimmt nun?
       
 (IMG) Bild: Freut sich über das gute Ergebnis der Piratenpartei: Unterstützerin in Reykjavik
       
       REYKJAVÍK dpa | Bei der Parlamentswahl in Island hat die Regierung aus
       Rechtsliberalen und Konservativen ihre Mehrheit verloren. Das stand am
       Sonntagmorgen nach Auszählung fast aller Stimmen fest. Aber auch ein von
       der Piratenpartei angestrebtes Viererbündnis mit Links-Grünen,
       Sozialdemokraten und der Partei Bright Future (Glänzende Zukunft) kommt
       wohl nicht auf die dafür erforderlichen 32 Sitze im isländischen Parlament.
       Beobachter erwarteten schwierige Koalitionsverhandlungen.
       
       Als Wahlsieger feierten sich die Konservativen, die voraussichtlich künftig
       mit 21 Sitzen im Parlament vertreten sein werden. Den rechtsliberalen
       Regierungspartner, die Fortschrittspartei, straften die Wähler dagegen
       gnadenlos ab. Sie verliert voraussichtlich 11 ihrer 19 Sitze, was der
       rechtsliberale bisherige Regierungschef Sigurdur Ingi Jóhannsson vor allem
       den „Panama Papers“ zuschreibt.
       
       Nach den Enthüllungen über Briefkastenfirmen in Steueroasen hatte sein
       Vorgänger Sigmundur David Gunnlaugsson im April zurücktreten müssen. Er
       hatte verschwiegen, dass seine Frau eine Offshore-Firma auf den Britischen
       Jungferninseln besitzt. Die Enthüllungen hatten die größten Proteste in der
       Geschichte Islands ausgelöst. Die Wahlen waren deshalb vorgezogen worden.
       
       Die 2012 nach schwedischem Vorbild gegründete Piratenpartei kommt wohl auf
       14,5 Prozent der Stimmen und kann die Zahl ihrer Sitze im Parlament damit
       verdreifachen. „Die Tatsache, dass uns so viele Isländer vertrauen, ist
       großartig“, jubelte die Piraten-Abgeordnete und Mitgründerin Birgitta
       Jónsdottír bei der Wahlparty ihrer Partei. Umfragen vor der Wahl hatten die
       Piraten allerdings bei 18 bis 20 Prozent gesehen.
       
       Einen Überraschungserfolg feierten die Links-Grünen, die mit 17,1 Prozent
       der Stimmen und elf Sitzen voraussichtlich zweitstärkste Partei im
       Parlament werden. Vor der Wahl hatten die Links-Grünen um Katrin
       Jakobsdottír mit der Piratenpartei, Sozialdemokraten und der
       Bright-Future-Partei die Zusammenarbeit in einem Viererbündnis vereinbart,
       sollten die Parteien eine Mehrheit erreichen.
       
       Danach sah es am Sonntagmorgen vor allem aufgrund des historisch schlechten
       Abschneidens der Sozialdemokraten aber nicht aus. Die Partei rutscht wohl
       auf knapp sechs Prozent ab und verliert sechs ihrer neun Sitze.
       
       30 Oct 2016
       
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