# taz.de -- Grenzübertritte in spanische Exklaven: Marokkos subtile Botschaft
       
       > Rund 800 Migranten schafften es jüngst in die spanische Exklave Ceuta.
       > Medienberichten zufolge nutzt Marokko das nun als Druckmittel.
       
 (IMG) Bild: Geschafft: Migranten in Ceuta
       
       MADRID taz | Marokko macht Druck auf die Europäische Union. Wie das
       aussieht, war in den letzten Tagen in Ceuta zu sehen. Bei zwei
       Massenanstürmen kamen insgesamt über 800 afrikanische Flüchtlinge in die
       spanische Garnisonsstadt. Ceuta ist wie Melilla eine spanische Exklave an
       der nordafrikanischen Mittelmeerküste.
       
       498 Immigranten überwanden den sieben Meter hohen Grenzzaun [1][in der
       Nacht auf den 17. Februar]. Sie öffneten mit brachialer Gewalt eine Tür im
       Zaun auf marokkanischer Seite, gelangten so in den Zwischenraum und von
       dort durch eine zweite Tür nach Spanien. [2][Nur zwei Tage später]
       gelangten an der gleichen Stelle weitere 356 Flüchtlinge auf spanisches
       Gebiet. Von Seiten der spanischen Behörden heißt es, der Abschnitt sei
       schlecht einsehbar und deshalb von den Flüchtlingen gewählt worden.
       
       Die spanische und marokkanische Presse haben eine andere Erklärung. Die
       Grenzsoldaten auf marokkanischer Seite würden großzügig wegschauen. Nur so
       sei es möglich gewesen, die Türen zu zerstören. „Erinnern wir uns, dass der
       Ansturm nur zehn Tage nach den Erklärungen von Aziz Akhannouch gegenüber
       der spanischen Nachrichtenagentur EFE stattfanden“, [3][schreibt die
       marokkanische Nachrichtenwebsite Le 360], der gute Beziehungen zum
       Königshaus nachgesagt werden.
       
       In jenem Interview beschwerte sich der marokkansiche Landwirtschafts- und
       Fischfangminister über ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs nachdem
       Landwirtschaftsprodukte aus der von Marokko besetzten ehemaligen spanischen
       Kolonie Westsahara nicht unter das Freihandelsabkommen Marokkos mit der EU
       fallen. „Warum sollen wir weiter Polizei spielen? Wie sollen wir die
       afrikanische Migration durch Marokko blockieren, wenn Europa nicht mit uns
       zusammenarbeiten will?“, fragte Akhannouch, der als enger Vertrauter von
       König Mohamed VI. gilt. Die Nachricht ist klar: In den Wäldern rund um
       Ceuta und Melilla warten Tausende auf ihre Chance, die Grenzzäune zu
       überwinden.
       
       [4][Die spanische Online-Zeitung El Español], die von einem der
       bekanntesten spanische Journalisten, von Pedro J. Ramirez herausgegeben
       wird, geht noch einen Schritt weiter. Ihre Reporter vor Ort wollen von den
       Immigranten erfahren haben, dass auch die spanische Grenzer so gut wie
       untätig zugesehen hätten, als der Massenansturm stattfand. „Marokko will,
       dass das Landwirtschaftsabkommen erfüllt wird und Spanien könnte dabei
       helfen, indem gezeigt wird, wie wichtig Marokko für den Stopp der
       Einwanderung ist“, heißt es. Und warum das alles? Marokko sei für Spanien
       von großer Bedeutung. „Unabhängig von der EU bestehen bilaterale Abkommen
       in Sachen Terrorismus und Sicherheit, die vor allem Ceuta und Melilla
       betreffen.“
       
       21 Feb 2017
       
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 (DIR) [4] http://www.elespanol.com/espana/20170221/195480454_0.html
       
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 (DIR) Reiner Wandler
       
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