# taz.de -- Netto mit neuem Werbespot: Weinen für die Hühnerbrust
       
       > Ein Huhn und ein Hase zeugen Nachwuchs. Raus kommt: ein Osterhase.
       > Tierkinder, Liebe, wundervoll. Nur, was hat das mit dem Discounter zu
       > tun?
       
 (IMG) Bild: Frisch geschlüpft
       
       Es ist zum Heulen, ganz schlimm sogar: Ein Huhn und ein Hase, beide
       animiert, verlieben sich und heiraten. Geboren wird: ein Osterhase.
       Tierkind, Liebe, wundervoll. Nun hat es dieser aber nicht leicht – vom
       Lehrer unverstanden, von Schwein, Frosch und Frettchen gemobbt wegen der
       bunten Eier, die ständig aus ihm rauskommen, läuft er von zu Hause weg. In
       der Menschenwelt wird er zwar berühmt und berauscht, doch wahre Liebe
       findet er nur, als er nach Hause zurückkehrt.
       
       Die Discounterkette Netto und die hippen Teens, Twens und Twinks der
       Weltwerbeerbeagentur Jung von Matt (Letztere vermutlich eher so MDMA von
       Alnatura) haben ganze Arbeit geleistet und nach dem Video „Netto-Katzen“
       aus dem vergangenen Jahr, in dem, Sie ahnen es, Katzen, ja, bei Netto
       einkaufen, nun zum ultimativen Kracher gegriffen: [1][Tierkinder,
       coming-of-agend]. Beide Videos haben mehr als zehn Millionen Aufrufe und
       sind, abgesehen davon, dass das Wort „gemischtrassig“ nach dem letzten nun
       wieder ein kleines Revival erlebt, wirklich grandios.
       
       Eine Frage bleibt jedoch: Was hat das bitte mit Netto zu tun? War beim
       „supergeilen“ Edeka-Dancer Friedrich Liechtenstein das Baden in Müsli und
       Milch noch mit einem gewissen Realismus verbunden, ist hier die Beziehung
       zwischen Werbespot und Supermarkt völlig entstellt. Osterhasen kann man
       nicht kaufen, nicht mal bei Netto. Höchstens aufgespritzte Hühnerbrüste
       oder hartgekochte Eier aus Tadschikistan.
       
       Die Botschaft bleibt dieselbe, ob bei Fun-Hip-Coolness-Rutsch oder
       tränenreicher Hasen-Katharsis: Mit uns kriegst du es, dieses gute Leben.
       Spaß und Liebe. Deswegen sehen die Regaleinräumer*innen auch immer so
       fröhlich aus.
       
       Dabei verweist schon der Name „Netto“ kaum auf Genuss und Lebensfreude,
       sondern eher auf eine Personalpolitik, an die das Schulmobbing des kleinen
       Hasen wohl nicht einmal annähernd heranreicht. Das wird Chefs und Werbern
       herzlich egal sein. Sie weinen nicht. Sie planen schon den nächsten Coup.
       Woraus wird der bestehen? Babys, Titten, Hitler? Sicher fällt ihnen wieder
       etwas Kreatives und Superwitzisches ein. Dass sie danebengreifen, scheint
       unmöglich. Hüten sollten sie sich einzig davor, allzu genau in die Tiefen
       des Ladens zu tauchen. Niemand sieht gern Schrammelsülze und Zementmett.
       
       30 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://youtu.be/nd1MrTqnDd0
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Adrian Schulz
       
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