# taz.de -- Bootsunglücke vor der Küste Siziliens: 200 Tote bei Bootshavarien
       
       > Am Wochenende sollen erneut zwei Schlauchboote untergegangen sein. Dabei
       > konnten weniger als 50 Menschen gerettet werden.
       
 (IMG) Bild: Geflüchtete, die im Februar vor der libyschen Küste gerettet werden konnten
       
       ROM taz | Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer sind mutmaßlich 200
       Flüchtlinge ertrunken. 113 Migranten werden laut Aussage eines Überlebenden
       nach einem Schiffbruch vor der libyschen Küste vermisst, wie der Sprecher
       der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, am
       Montag sagte. Sieben Menschen hätten das Unglück überlebt.
       
       Bei einem zweiten Unglück sollen etwa 80 Menschen ums Leben gekommen sein.
       Einige der 40 Überlebenden dieses Unglücks gaben nach ihrer Ankunft in
       Pozzallo auf Sizilien an, es hätten sich 120 Menschen auf ihrem
       Schlauchboot befunden. Die Überlebenden wurden von dem Frachter „Alexander
       Maersk“ nach Sizilien gebracht.
       
       Nach der Aussage eines Geflüchteten waren es die Schleuser, die mit ihrem
       Verhalten den Untergang herbeigeführt hatten. Sie seien mit einem zweiten
       Boot gefolgt, nur wenige Meilen nach der Abfahrt hätten sie dann das
       Flüchtlingsboot gestoppt, den Außenbordmotor abmontiert und das Boot dann
       führerlos auf dem Wasser treiben lassen. Dessen Boden sei kurz darauf
       gebrochen, woraufhin sich alle Flüchtlinge im Wasser wiederfanden.
       
       Nach der Ankunft der Flüchtlinge im sizilianischen Hafen Pozzallo nahm die
       Polizei einen Somalier als vermutlichen Schlepper fest; drei weitere
       Personen würden noch überprüft, teilte die Polizei mit. Allerdings geht zum
       Beispiel die Staatsanwaltschaft Catania davon aus, dass die eigentlichen
       Mitglieder der Schleuserorganisationen gar nicht mehr selbst an Bord gehen,
       sondern ihrerseits Migranten gegen einen Preisnachlass damit betrauen, die
       Boote zu steuern.
       
       Mit den letzten beiden Unglücken liegt die Zahl der im Jahr 2017 zu
       beklagenden Toten schon bei über 1.300, während die Überfahrten aus Libyen
       weiter zunehmen. Allein am Wochenende wurden mehr als 6.600 Menschen in der
       Straße von Sizilien aus Seenot gerettet und nach Italien gebracht.
       Insgesamt trafen damit seit dem 1. Januar mehr als 43.000 Flüchtlinge und
       Migranten in Italien ein, während im gleichen Vorjahreszeitraum etwa 27.000
       Ankünfte gezählt wurden. Nachdem Italien im Jahr 2016 mit 180.000
       Flüchtlingen einen Rekordwert erreicht hatte, dürfte diese Zahl im
       laufenden Jahr erneut deutlich steigen.
       
       Das Gros der derzeit eintreffenden Flüchtlinge stammt aus dem
       subsaharischen Afrika, aus Nigeria, Gambia, Guinea oder Senegal, aber auch
       aus Eritrea, Sudan und Äthiopien. Während Syrer kaum noch vertreten sind,
       verzeichneten die italienischen Behörden in den letzten Monaten einen
       deutlichen Anstieg von Menschen aus Bangladesch, die angesichts der
       Schließung der Balkanroute den Weg über Libyen einschlagen.
       
       9 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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