# taz.de -- Berufswunsch Ministerpräsident: Althusmann versucht zu flirten
       
       > Der CDU-Landeschef macht den niedersächsischen Grünen Avancen. Selbst
       > Agrarminister Christian Meyer habe nicht alles falsch gemacht
       
 (IMG) Bild: Bernd „Panzer“ Althusmann ist auf einmal ganz schmusig zumute
       
       Bernd Althusmann ist auf Kuschelkurs. Der niedersächsische
       CDU-Landesvorsitzende hat eine Zusammenarbeit mit den Grünen, also eine
       Jamaika-Koalition, für „womöglich nicht ausgeschlossen“ erklärt. „Ich
       selbst habe keine Berührungsängste mit den Grünen im Allgemeinen“, sagte
       Althusmann im Interview mit der Deutschen Presseagentur. Koalitionen seien
       schließlich keine Liebesheiraten.
       
       Vor der Wahl hatte Althusmann oft gegen die Grünen gepoltert, mal hat er
       jegliche Zusammenarbeit ausgeschlossen: „Mit diesen Grünen in Niedersachsen
       ist eine Koalition undenkbar.“ Mal nur gegen Landwirtschaftsminister
       Christian Meyer (Grüne) geschossen. Einer, der auf einem Parteitag über
       „schwarz-gelbe Hetzer“ spreche, könne in einer CDU-geführten Regierung kein
       Landwirtschaftsminister werden.
       
       Nach der Wahl klingt das anders: „Mir wäre sehr viel wohler mit Blick auf
       das agrarisch geprägte Niedersachsen, wenn tatsächlich an dieser Stelle ein
       Kurswechsel stattfinden würde.“ Es wäre ihm wohler. Ein Ausschluss ist das
       nicht mehr.
       
       Und Althusmann geht weiter: „Es ist ja nicht so, dass Herr Meyer in Fragen
       des Verbraucherschutzes oder des Tierschutzes alles falsch gemacht hat.“
       Zwar habe es verbale Entgleisungen gegeben, aber er sehe auch inhaltliche
       Schnittmengen. Meyer solle sich, „auch selber mal prüfen, ob die starke
       Polarisierung in den vergangenen Jahren nötig war“.
       
       Die grüne Landesvorsitzende Meta Janssen-Kucz findet für den neuen Kurs der
       CDU klare Worte: „Vorher mit Dreck werfen und jetzt mit Schmierseife um die
       Ecke kommen.“ Das sei ein politischer Stil, über den man streiten könne.
       Ein Jamaika-Bündnis würde Janssen-Kucz „eher ausschließen“. Entscheiden
       müsse das aber der Landesvorstand bei seiner Sitzung am Mittwoch. Die
       Inhalte von CDU und Grünen seien jedenfalls „zum Großteil diametral“.
       
       Sonderlich wahrscheinlich ist eine Jamaika-Koalition ohnehin nicht, auch
       wenn die Grünen ein solches Bündnis nicht komplett ausschließen. Selbst
       Althusmann sieht, dass eine Jamaika-Koalition „der grünen Basis schwer
       vermittelbar“ sei. Für die unterkühlte Stimmung zwischen den Fraktionen hat
       er aber Hoffnung: „Vielleicht kennen sich einige da zu wenig.“
       
       Die CDU ist bei der Landtagswahl am 15. Oktober nur zweitstärkste Kraft
       geworden und hat mit 33,6 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in
       Niedersachsen seit 1959 eingefahren – eine recht deutliche Absage der
       Wähler an einen möglichen Ministerpräsidenten Althusmann.
       
       Die SPD führt heute das erste Sondierungsgespräch mit den Grünen. Morgen
       ist die FDP zu Gast und am Donnerstag die CDU. Die Liberalen haben einem
       Ampel-Bündnis allerdings schon etliche überdeutliche Absagen erteilt. Will
       Stephan Weil (SPD) Ministerpräsident bleiben, bleibt ihm nur eine große
       Koalition mit der CDU. Althusmann treibt mit seinem Anbiedern an die Grünen
       den Preis dafür nach oben.
       
       23 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
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