# taz.de -- Kommentar rassistischer Amoklauf Italien: Fortschreitende Enthemmung
       
       > Die Tat in Macerata war nicht die Erste ihrer Art – anders als von
       > einigen behauptet. Schockierend ist auch, dass viele Verständnis für den
       > Täter äußern.
       
 (IMG) Bild: Forensiker fotografieren einen der Tatorte; der Täter soll auf sechs Menschen geschossen haben
       
       Es gab keine Toten. Das ist das wohl einzig Positive, das man über den
       [1][rassistischen Amoklauf im italienischen Macerata] sagen kann, der am
       Ende sechs verletzte Afrikaner zurückließ. Anders als etwa vom Corriere
       della Sera behauptet, war diese Tat keineswegs die Erste ihrer Art. Im Jahr
       2008 erschossen Mafiosi der Camorra sechs Afrikaner im süditalienischen
       Castelvolturno, im Dezember 2011 feuerte ein Faschist in Florenz tödliche
       Schüsse auf zwei Senegalesen ab.
       
       Neu ist allerdings, dass der [2][Amoklauf von Macerata] mitten in einen
       Wahlkampf fällt – und dass er auf ein dramatisch geändertes Meinungsklima
       trifft. Nicht nur jede Menge Einträge in Internetforen und Social Media,
       auch die Stimmen, die die Reporter der italienischen Zeitungen in den
       Kaffeebars von Macerata einsammelten, zeichnen sich durch offenes
       Verständnis für den rassistischen Rächer aus, bis hin zu Kommentaren wie
       „er hätte allerdings besser zielen sollen“.
       
       Erschreckend ist, dass die verbale Enthemmung von politischen Kräften mit
       vorangetrieben wird, die gar keine so schlechten Chancen haben, sich nach
       den Wahlen vom 4. März in einer rechten Parlamentsmehrheit zu finden.
       Gleich zwei der vier Parteien in der von [3][Silvio Berlusconi
       geschmiedeten Rechtsallianz], die Lega Nord unter Matteo Salvini und die
       postfaschistischen Fratelli d’Italia (FdI, Bürger Italiens) unter Giorgia
       Meloni, machen den Schuldigen keineswegs in dem faschistischen Täter aus,
       sondern in der „unkontrollierten Einwanderung“ (Salvini) und in „der
       Linken“ (Meloni), mit ihrer angeblich laxen Politik auf dem Feld inneren
       Sicherheit.
       
       Deutliche Worte finden nur die Parteien links der Mitte. Berlusconi dagegen
       hütet sich, zu seinen Alliierten auf Distanz zu gehen. Am groteskesten
       erscheint aber die Nichtpositionierung der 5-Sterne-Bewegung. „Schweigen“
       sei jetzt geboten, der Amoklauf gehöre nicht in den Wahlkampf, sagt der
       Spitzenkandidat Luigi Di Maio. Eine zu bequeme Lösung, wenn Leute wie
       Lega-Chef Salvini fleißig hetzen.
       
       4 Feb 2018
       
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 (DIR) Michael Braun
       
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