# taz.de -- Regierungsbildung in Italien: „Neutrale Regierung“ geplant
       
       > Der Präsident ist am Ende seiner Geduld angelangt. Die Gespräche mit den
       > Parteien führten zu keiner Einigung. Eine „neutrale Regierung“ soll zur
       > Neuwahl führen.
       
 (IMG) Bild: Maurizio Martina (M), amtierender PD-Sekretär, Andrea Marcucci (l) und Graziano Delrio nach einem Treffen mit Mattarella
       
       ROM dpa | Zwei Monate nach der Wahl hat Italiens Staatspräsident Sergio
       Mattarella die Regierungsbildung zwischen den Parteien für gescheitert
       erklärt. Eine „neutrale Regierung“ müsse das Land zur Neuwahl führen, sagte
       Mattarella am Montag in Rom nach Gesprächen mit den politischen Kräften des
       Landes. Diese hätten ihm im Laufe des Tages zu verstehen gegeben, dass sie
       nicht bereit stünden, Koalitionen einzugehen. Eine Minderheitsregierung
       habe er von Anfang an als Lösung ausgeschlossen.
       
       Seit der Wahl am 4. März streiten die Parteien darum, wer das Land führen
       kann. Drei politische Blöcke stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber,
       denen die Mehrheit zum Regieren fehlt – und auch der Wille, sich
       zusammenzuraufen.
       
       Die bisher regierenden Sozialdemokraten der PD hatten nicht einmal 19
       Prozent erreicht und wollten weder mit dem einen noch mit dem anderen
       „Wahlsieger“ zusammenarbeiten: Die Fünf-Sterne-Protestbewegung war mit mehr
       als 32 Prozent stärkste Einzelpartei geworden. Das Mitte- Rechts-Bündnis,
       zu dem neben Matteo Salvinis rechtspopulistischer Lega auch die Forza
       Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gehört, kam auf rund 37
       Prozent und hätte ebenfalls Unterstützung von außen gebraucht.
       
       Diese hatte ihnen allerdings die Fünf-Sterne-Bewegung versagt. Sie wollte,
       dass erst der skandalbelastete Berlusconi aus der Allianz ausscheidet.
       Dagegen wehrte sich Mitte-Rechts jedoch bis zuletzt.
       
       ## Wenigstens das Haushaltsgesetz soll verabschiedet werden
       
       Die Gespräche zwischen den politischen Kräften hatten in den vergangenen
       Wochen gezeigt, wie tief die Gräben zwischen den Parteien sind. Die ersten
       beiden vom Präsidenten geführten Verhandlungsrunden waren ohne Ergebnis
       zuende gegangen. Und auch die von Mattarella für weitere
       Sondierungsgespräche beauftragten Präsidenten des Senats und der
       Abgeordnetenkammer kamen nicht weiter.
       
       Eine „Regierung des Präsidenten“ war deshalb als bevorzugte und letztlich
       auch letzte Möglichkeit Mattarellas gehandelt worden. Mit dieser Option
       will Mattarella auch das Risiko vermindern, dass am Ende einer frühen
       Neuwahl eine ähnlich verfahrene Situation steht wie jetzt. Die Regierung
       müsste zumindest das wichtige Haushaltsgesetz verabschieden und womöglich
       auch ein neues Wahlrecht durchbringen. Außerdem steht im Juni ein wichtiger
       EU-Gipfel in Brüssel an, bei dem es um die Flüchtlingskrise und Reformen in
       der Eurozone gehen soll.
       
       Die Lega und die Fünf Sterne hatten am Montag bereits zu verstehen gegeben,
       dass sie der vom Präsidenten angedachten „neutralen Regierung“ nicht das
       Vertrauen aussprechen wollen. Sie forderten stattdessen eine Neuwahl am 8.
       Juli.
       
       7 May 2018
       
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