# taz.de -- Nach Seenotrettung im Mittelmeer: Italien weist 629 Geflüchtete ab
       
       > Die neue Regierung in Rom will ein Rettungsschiff nicht an Land lassen.
       > Sie fordert Malta auf, die Menschen aufzunehmen. Aber auch Malta weigert
       > sich.
       
 (IMG) Bild: Geflüchtete warten Ende Mai an Bord der „Aquarius“ darauf, in den Hafen von Catania einzulaufen
       
       ROM rtr/afp | Italien will nach Angaben aus Regierungskreisen ein Schiff
       mit 629 Flüchtlingen an Bord nicht in seine Häfen lassen. Stattdessen sei
       Malta aufgefordert worden, die Menschen aufzunehmen, sagte der Vertreter am
       Sonntag. Malta wies dies zurück und erklärte, man habe nichts mit der
       Rettungsaktion zu tun.
       
       Maltas Regierungschef Joseph Muscat habe mit dem italienischen
       Ministerpräsidenten Giuseppe Conte gesprochen und betont, „dass sich Malta
       vollständig seiner internationalen Verpflichtungen entsprechend“ verhalte,
       teilte die maltesische Regierung am Sonntagabend mit. Malta werde das
       Schiff deshalb nicht anlegen lassen.
       
       Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini, der auch der der
       rechtsextremen Regierungspartei [1][Lega vorsteht, hatte im Wahlkampf]
       versprochen, den Flüchtlingsstrom nach Italien zu stoppen.
       
       „Malta lässt niemanden hinein, Frankreich weist Menschen an der Grenze
       zurück, Spanien verteidigt seine Grenzen mit Waffen“, schrieb Salvini am
       Sonntag via Facebook. „Von heute an wird auch Italien “Nein„ sagen zu
       Menschenhandel und zum Geschäft der illegalen Einwanderung.“
       
       134 Minderjährige und sieben Schwangere 
       
       Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen tatsächlich nicht in Italien
       an Land gebracht werden können. Salvini hat keine Befehlsgewalt über die
       Häfen. Zudem kündigte der Bürgermeister von Neapel an, er würde das
       Flüchtlings-Schiff willkommen heißen.
       
       Die Organisation SOS Mediterranee twitterte am Sonntag, das Rettungsschiff
       „Aquarius“ habe 629 Migranten an Bord, darunter 123 unbegleitete
       Minderjährige, elf andere Kinder und sieben Schwangere. Die Menschen seien
       bei verschiedenen Rettungsaktionen aufgenommen worden. Auch Schiffe der
       italienischen Marine hätten Personen gerettet und dann zum Weitertransport
       zur Aquarius gebracht.
       
       Ministerpräsident Conte gab zwischenzeitlich an, Italien habe zwei
       Patrouillenboote mit Ärzten an Bord entsandt, die „bereit seien
       einzugreifen und die Gesundheit von jedem an Bord der ‚Aquarius‘
       sicherzustellen“.
       
       Salvini, der zugleich Vizeregierungschef Italiens ist, verfolgt eine harte
       Linie in der Zuwanderungspolitik. Am Freitag hatte er die Nato
       aufgefordert, Italien zu verteidigen, das „unter Angriff aus dem Süden“
       stehe.
       
       Tausende kamen bei der Überfahrt schon ums Leben 
       
       In den vergangenen fünf Jahren haben mehr als 600.000 Menschen Italien mit
       Flüchtlingsbooten erreicht, die sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben
       überwiegend von Afrika aus auf den Weg nach Europa gemacht hatten. Tausende
       kamen bei der Überfahrt ums Leben, etwa, weil ihre Boote kenterten.
       
       Italienische Politiker hatten wiederholt moniert, das Land werde von seinen
       EU-Partnern nicht ausreichend unterstützt. Bei der Parlamentswahl im März
       [2][gab es in Italien] dann einen deutlichen Rechtsruck. Die rechtsextreme
       Lega regiert nun zusammen mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung.
       
       11 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wahlkampf-in-Italien/!5475531
 (DIR) [2] /Debatte-Italiens-neue-Regierung/!5507654
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Italien
 (DIR) Malta
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Italien
 (DIR) Italien
 (DIR) Aquarius
 (DIR) Italien
 (DIR) Italien
 (DIR) Tunesien
 (DIR) Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Italiens Ministerpräsident in Berlin: Gemeinsam nach Nordafrika gucken
       
       Angela Merkel hat Guiseppe Conte empfangen. Die Kanzlerin sicherte Italiens
       neuem Ministerpräsidenten Solidarität bei der Verteilung von Flüchtlingen
       zu.
       
 (DIR) Kommentar Rettungsschiff „Aquarius“: Europa verschanzt sich
       
       Die EU hat Italien mit der Verantwortung für Geflüchtete alleingelassen –
       das glauben dort nicht nur die Rechten. Deshalb ist die Geste Spaniens
       wichtig.
       
 (DIR) 629 Gerettete auf der „Aquarius“: Spanien nimmt Geflüchtete auf
       
       Seit zwei Tagen harrt das Schiff im Mittelmeer aus, weil Italien und Malta
       sich weigern, es anlegen zu lassen. Nun kommt Spanien zu Hilfe.
       
 (DIR) Hafen für Schiff mit Flüchtlingen gesperrt: Italien macht dicht
       
       629 Menschen auf einem Schiff im Mittelmeer werden zum Spielball zwischen
       Italien und der EU. Für die Geretteten wird die Zeit knapp.
       
 (DIR) Migrationsforscher über Roms Asylpolitik: „Die Italiener haben Verbündete“
       
       Mehrere EU-Länder dürften die neue Regierung bei ihrem Kurs gegen
       Einwanderung unterstützen, sagt Andrew Geddes. Was für Pläne wären denkbar?
       
 (DIR) Gekentertes Fischerboot bei Tunesien: Das Grab vor der Küste
       
       Vor den Kerkenna-Inseln starben zahlreiche Menschen bei einem Bootsunglück.
       Das Archipel wird zunehmend zum Startpunkt für die Flucht nach Europa.
       
 (DIR) „Aquarius“ darf keine Flüchtlinge retten: Plötzliches Ende einer Rettung
       
       Am Wochenende brach die italienische Leitstelle den Rettungseinsatz eines
       Bremer Schiffs auf dem Mittelmeer ab und schickte es zurück in den Hafen.