# taz.de -- Elbvertiefung im Hamburger Hafen: „Ökologisch nicht vertretbar“
       
       > Der Hamburger BUND-Vorsitzende Manfred Braasch über den jetzt
       > möglicherweise zu Ende gehenden Kampf zur Rettung des Stroms.
       
 (IMG) Bild: Schwierige Kundschaft: Damit auch die größten Containerschiffe nach Hamburg kommen können, soll die Elbe ausgebaggert werden.
       
       Herr Braasch, die Hamburger Wirtschaftsbehörde hat am Donnerstag [1][einen
       Planfeststellungsbeschluss zur Vertiefung der Elbe] für große
       Containerschiffe erlassen. Warum hat der BUND dagegen gekämpft? 
       
       Manfred Braasch: Wir halten die geplante Elbvertiefung für ökologisch nicht
       vertretbar. Es wird massiv in den Fluss eingegriffen. Es sollen noch einmal
       40 Millionen Kubikmeter Schlick ausgebaggert werden, der mit Abstand größte
       Eingriff der letzten Jahrzehnte. Wir haben jetzt schon Probleme an der
       Elbe, die sich durch die nächste Elbvertiefung verschärfen werden.
       
       Welche Probleme? 
       
       Wir beobachten jetzt schon, dass die Randbereiche der Tideelbe auflanden,
       dass die Flachwasserzonen verschwinden. Sie sind wichtig als Kinderstube
       für die Fische und auch als Sauerstoffreservoir. Wir beobachten, dass die
       Trübungszonen zunehmen und dass der Sauerstoff in der Elbe immer knapper
       wird.
       
       Die Behörde hat ihre Planung mehrfach nachgebessert und zuletzt noch
       Schutzmaßnahmen für den seltenen Schierlingswasserfenchel eingefügt, die
       das Bundesverwaltungsgericht gefordert hatte. Haben Sie jetzt verloren? 
       
       Wir haben in dem Verfahren jetzt schon eine Menge für die Natur erreicht.
       Es waren am Anfang massive Ufervorspülungen geplant. Diese konnten wir
       durch unsere kritische Stellungnahme verhindern. Auch die
       Ausgleichskonzeption musste noch einmal überarbeitet werden. Aber wir sind
       noch nicht am Ende des Verfahrens. Wir werden uns jetzt intensiv dem
       Planergänzungsbeschluss vom Donnerstag widmen und dann entscheiden, ob wir
       erneut juristisch gegen die Elbvertiefung vorgehen.
       
       Die Aussichten einer weiteren Klage dürften gering sein, geht es nur noch
       um eine kleine ökologische Ausgleichsmaßnahme, also einen Randaspekt. 
       
       Das Bundesverwaltungsgericht hat im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass
       das Thema ökologischer Ausgleich wichtig ist. Damals sagte das Gericht:
       „Diese Ausgleichskonzeption überzeugt uns nicht. Deswegen ist der
       Planfeststellungsbeschluss rechtswidrig und nicht vollziehbar.“ Wir
       kritisieren diese neue Ausgleichskonzeption, die die Wirtschaftsbehörde
       vorgelegt hat. Unsere Fachleute müssen sich jetzt nochmal anschauen, ob die
       Vorgaben des europäischen Naturschutzrechts beachtet worden sind. Das
       Verfahren ist noch offen.
       
       Falls Sie vor Gericht nicht durchkommen sollten: Haben Sie umsonst
       gekämpft? 
       
       Wir haben bei der Elbvertiefung, die ja schon seit zwölf Jahren im
       Verfahren ist, auf keinen Fall umsonst gekämpft. Wir konnten viel erreichen
       und die schlimmsten Eingriffe zumindest zum Teil verhindern. Aber wir haben
       auch gezeigt, dass die Begründung, die es damals für die Elbvertiefung gab,
       heute so nicht mehr zutrifft. Die Ladungsmengen, die man damals angenommen
       hat in einer Größenordnung von 25 bis 28 Millionen Containern pro Jahr,
       gibt es heute nicht. Auch die Schiffe haben sich anders entwickelt. Daher
       fehlt heute die Rechtfertigung für diese umstrittene Maßnahme. Wir schlagen
       deshalb eine norddeutsche Hafenkooperation vor, die die Flussvertiefungen
       an der Elbe aber auch an der Weser überflüssig machen würden.
       
       Ihnen wird ja vorgeworfen, dass die Verzögerung der Elbvertiefung durch die
       Klagen der Umweltverbände zur Stagnation des Hafens geführt habe. 
       
       Die Stagnation des Hamburger Hafens hat andere Gründe. Das fängt bei der
       problematischen Verkehrsanbindung und der Verteilung der Ladung an und hört
       bei der Frage, wie die Containerterminals betrieben werden, nicht auf. Hier
       spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Attraktivität des Hamburger Hafens
       hängt nicht ausschließlich an der Elbvertiefung.
       
       25 Aug 2018
       
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