# taz.de -- Gastkommentar Afrika-Beauftragter: Kolonialismusaufarbeitung als Farce > Der Afrikabeauftragte der Bundesregierung verharmlost die > Kolonialgeschichte, um Flüchtlingsabwehr schön zu reden. Er sollte gehen. (IMG) Bild: Erika Dasila Kandurozu nahm in Deutschland geraubte Herero-und Nama-Gebeine entgegen Verharmlost Angela Merkels persönlicher Afrikabeauftragter den Kolonialismus? Das muss man nach Günter Nookes jüngstem [1][Interview in der BZ ] wohl bejahen. Zwar habe der Kolonialismus „Nachwirkungen“ gehabt, „schlimm waren die Sklaventransporte nach Nordamerika“, allerdings habe „die Kolonialzeit dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen“. Überhaupt habe „der Kalte Krieg […] Afrika mehr geschadet als die Kolonialzeit“. Sätze, die sprachlos machen! Kein Wort etwa über die Millionen von direkten Toten des Kolonialismus, beispielsweise im Kongo Leopolds II. oder im Genozid an den Herero und Nama, über den die Bundesregierung gerade verhandelt. Kein Wort über die destruktiven ökonomischen und kulturellen Folgen. Nooke entlarvt das Regierungsziel einer kritischen Aufarbeitung der Kolonialgeschichte, niedergelegt im Koalitionsvertrag, als Farce. Was sich schon in den Verhandlungen mit Namibia andeutete, ebenfalls durch einen von Merkel eingesetzten Sondergesandten, zumindest in und um das Kanzleramt ist das Interesse an einer wirklichen Aufarbeitung begrenzt. Nooke geht es nicht (nur) um Geschichte: Für seine Idee, exterritoriale Pachtzonen in Afrika für die Rückführung Geflüchteter zu errichten, muss Invasion und Massenraubmord der Vergangenheit vom Stigma befreit werden. Vergangenheit wird umgeschrieben, um der Gegenwart zu dienen. Dafür wärmt er, mit allen kolonialistischen Stereotypen, die Mär von der Zivilisationsmission wieder auf: Als Vorteil für die Kolonisierten wird ausgegeben, was den Kolonisierern nutzt. Wider Willen belegt Nooke die Notwendigkeit historischer Aufarbeitung, gerade auch um die heutige Politik angemessen einzuordnen. Dass der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin das nicht kann oder will, zeigt zum einen, dass er für das Amt nicht wirklich geeignet ist, und zum anderen, dass er eine andere Agenda hat. Es geht auch um die Abwehr von Geflüchteten, koste es, was es wolle: in diesem Falle die historische Wahrheit. 15 Oct 2018 ## LINKS (DIR) [1] https://www.bz-berlin.de/deutschland/afrikabeauftragter-guenter-nooke-der-kalte-krieg-hat-afrika-mehr-geschadet-als-die-kolonialzeit ## AUTOREN (DIR) jürgen Zimmerer ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Völkermord an den Herero und Nama (DIR) Deutscher Kolonialismus (DIR) Kolonialgeschichte (DIR) Deutscher Kolonialismus (DIR) Deutscher Kolonialismus (DIR) Deutscher Kolonialismus (DIR) Deutscher Kolonialismus (DIR) Schwerpunkt Völkermord an den Herero und Nama ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Debatte Deutsche Kolonialgeschichte: Himmel, Hölle und alles dazwischen Der Streit zwischen Afrikabeauftragtem Günter Nooke und AfrikanistInnen zeigt: Über Afrika konfliktfrei zu reden ist unmöglich. (DIR) Merkels Afrikabeauftragter Nooke: Hirngespinst des Kolonialismus Der Afrikabeauftragte Günter Nooke lädt deutsche Afrikanisten zum Gespräch, damit sie aufhören, ihn zu kritisieren. Das geht nach hinten los. (DIR) Städtepartnerschaft Berlin-Windhuk: „Keine offiziellen Aktivitäten mehr“ Die Partnerschaft mit Namibias Hauptstadt existiert nur auf dem Papier, sagt der Grüne Sebastian Walter. Dabei wäre sie wichtig zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte. (DIR) Kolumne Afrobeat: Leider kein Ausrutscher Der Afrika-Beauftragte Günter Nooke gibt der „B.Z.“ ein Interview – und lässt eine zynische und unreflektierte Sicht auf den Kontinent durchblicken. (DIR) Berliner Wochenkommentar II: Kostenfreie Bitte um Verzeihung Bei der feierlichen Übergabe von Gebeinen der Herero und Nama gab es viele Entschuldigungen. Nur die alles Entscheidende fehlt bis jetzt. (DIR) Deutsche Kolonialverbrechen in Namibia: Chiefs wollen Entschuldigung Bei einer Rückgabezeremonie von menschlichen Überresten fordern namibische Führer von der Bundesregierung die Anerkennung des Genozids.