# taz.de -- Thüringens Kultusminister zu Digitalpakt: „Das hat uns kalt erwischt“
       
       > Auch Thüringen ist nicht mit der Grundgesetzänderung einverstanden, sagt
       > Kultusminister Holter – trotz der Notwendigkeit des Digitalpakts Schule.
       
 (IMG) Bild: Leidtragende des Polit-Hickhacks: die Schüler
       
       taz: Herr Holter, [1][kippt der Digitalpakt]? 
       
       Helmut Holter: Nein. Der Digitalpakt kippt nicht.
       
       Was macht Sie so optimistisch? 
       
       Die Vereinbarung zum Digitalpakt zwischen den Bildungsministerien und der
       Bundesbildungsministerin ist ausgehandelt. Wir wollen uns auch wie geplant
       am Donnerstag treffen, gemeinsam beraten und einen Beschluss herbeiführen.
       
       Was wollen Sie denn beschließen, Sie können den Digitalpakt ja doch nicht
       in Kraft setzen? 
       
       Ich werbe dafür, dass wir uns alle noch einmal hinter die
       Bund-Länder-Vereinbarung stellen, sozusagen eine klare Bestätigung dessen,
       was wir gemeinsam ausgehandelt haben. Die Kultusminister sind sich in
       diesem Punkt einig, die Vereinbarung zum Digitalpakt betrifft ja nicht die
       Grundgesetzänderung.
       
       Wie? Natürlich betrifft sie sie. Denn im Koalitionsvertrag ist ja eine
       Grundgesetzänderung die Voraussetzung dafür, dass der Digitalpakt in Kraft
       treten kann. 
       
       Da haben Sie recht, das ist die Voraussetzung. Aber die Änderung des
       Artikel 104c, der besagt, dass der Bund den Ländern zur Sicherstellung der
       Qualität und der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens Finanzhilfen für
       gesamtstaatlich bedeutsame Investitionen gewähren kann, ist unstrittig. Wir
       monieren den Artikel 104b, der vorschreibt, dass ab 2020 alle Programme des
       Bundes zur Hälfte durch die Länder mitfinanziert werden müssen. Genau
       deshalb werden die Länder am 14. Dezember den Vermittlungsausschuss
       anrufen.
       
       Das bedeutet, der Digitalpakt tritt nicht am 1. Januar in Kraft. 
       
       Ja, der Start verschiebt sich. Und zwar zum zweiten Mal. Die Eckwerte
       standen schon 2017, aber dann verschob sich der Start infolge der
       Bundestagswahl. Jetzt ist es uns Anfang November gelungen, die Vereinbarung
       fertigzustellen und wir waren voller Optimismus, dass die
       Grundgesetzänderung durchgeht. Die Änderung des Artikels 104b, die in
       letzter Minute durch die Hintertür erfolgte, hat uns jetzt kalt erwischt.
       Ein fertig verhandelter Kompromiss wurde einseitig grundlegend verändert
       und damit der Zeitplan aus dem Lot gebracht.
       
       Sie können die [2][Bedenken der Ministerpräsidenten] also nachvollziehen? 
       
       Es gibt ja mehrere Positionen: Die einen, dazu gehört Thüringen, stören
       sich an der Fünfzig-Fünfzig-Regelung. Die anderen, also im Wesentlichen die
       fünf Ministerpräsidenten, die in der Frankfurter Allgemeinen
       Sonntagszeitung den Debattenbeitrag veröffentlicht haben, möchten nicht,
       dass der Bund kontrollierend und steuernd eingreift. Das sehen wir anders.
       
       Also ganz unterschiedliche Positionen. Glauben Sie an eine schnelle Lösung? 
       
       Ich habe den Optimismus, dass zügig eine Lösung gefunden wird. Der Druck
       ist enorm. Der Bund muss sich auf die Länder zubewegen. Am Ende geht es um
       zeitgemäße Bildung und um die Zukunftschancen unserer Kinder.
       
       Thüringen stünden rund 132 Millionen Euro aus dem Digitalpakt zu. Wie
       dringend brauchen die Schulen dieses Geld? 
       
       Wir brauchen es dringend! Die Schulen stehen in den Startlöchern. Wir haben
       für Thüringen ein Digitalkonzept ausgearbeitet und warten nur darauf, es
       umzusetzen. Jede Verzögerung beim Digitalpakt führt zu Verzögerungen bei
       der Digitalisierung der Schulen.
       
       Wie könnte eine gütliche Lösung aussehen? 
       
       Morgen treffen sich die Ministerpräsidenten und beraten. Ich gehe davon
       aus, dass die Länder gemeinsam den Vermittlungsausschuss anrufen. Dort muss
       zügig und verantwortungsvoll eine Lösung gefunden werden.
       
       5 Dec 2018
       
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