# taz.de -- Neuer Streit zwischen USA und China: Vorzeigefirma im Visier
       
       > Die US-Regierung lässt in Kanada eine Top-Managerin von Chinas
       > Technologiefirma Huawei festnehmen. Angeblich geht es um Iran-Sanktionen.
       
 (IMG) Bild: Meng Wanzhou, Finanzvorstand des chinesischen Technologiegiganten Huawei und Tochter von dessen Firmenpatriarch, bei einer Konferenz 2013 in Moskau
       
       PEKING taz | Fünf Tage lang ist es dem chinesischen Unternehmen Huawei
       gelungen, die Verhaftung seiner Finanzchefin geheim zu halten. Inzwischen
       hat die Firmenleitung des weltweit größten Netzwerkausstatters bestätigt:
       Meng Wanzhou ist in Haft.
       
       Kanadische Polizisten hätten sie auf ihrem Rückflug nach China auf dem
       Flughafen von Vancouver festgenommen. Ein Fehlverhalten sei dem Unternehmen
       nicht bekannt. Die kanadischen Behörden hätten auch nur wenige
       Informationen vorgelegt. Die USA haben inzwischen ihre Auslieferung
       beantragt.
       
       Meng, die sich mit Vornamen auch Sabrina nennt, ist bereits seit dem 1.
       Dezember in Haft. Die Verhaftung erfolgte nach Angaben der kanadischen
       Zeitung The Globe and Mail auf Geheiß des US-Justizministeriums. Der
       46-Jährigen wird vorgeworfen, gegen die Iran-Sanktionen der USA verstoßen
       zu haben.
       
       Als Vorstandsmitglied von Huawei und zuständig für Finanzen trage sie
       unmittelbare Verantwortung, heißt es in dem Bericht. Sabrina Meng ist
       Tochter des Huawei-Patriarchen Ren Zhengfei und eine der reichsten Frauen
       Chinas.
       
       ## Washington ist Huawei schon lange ein Dorn im Auge
       
       Tatsächlich ermitteln die USA bereits seit 2016 gegen Chinas
       erfolgreichstes Unternehmen, das in der Netzwerktechnik weltweit führend
       ist – also lange bevor Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wurde
       und das Iran-Abkommen aufkündigte.
       
       Die USA hatten 2015 ihre Sanktionen gegen den Mullah-Staat nur für kurze
       Zeit aufgehoben. Huawei soll jedoch all die Jahre Produkte in den Iran
       geliefert und damit nach Ansicht des US-Justizministeriums gegen
       Sanktionsgesetze verstoßen haben.
       
       China hingegen hält an dem Atomabkommen fest und erkennt die Sanktionen
       gegen den Iran nicht an. Allerdings hat Trump bereits mehrfach damit
       gedroht, auch die Unternehmen zu sanktionieren, die sich dem widersetzen.
       Daraufhin haben sich auch einige chinesische Firmen aus dem Iran
       zurückgezogen.
       
       Auf die Verhaftung der Huawei-Topmanagerin reagierte die Chinas Regierung
       am Donnerstag mit scharfer Kritik. Außenamtssprecher Geng Shuang forderte
       ihre umgehende Freilassung.
       
       ## China will Verhandlungen mit USA nicht gefährden
       
       Einen direkten Zusammenhang zum andauernden Handelsstreit mit den USA
       stellte der Regierungssprecher bislang aber nicht her. Offenbar will China
       die gerade erst wieder aufgenommen Verhandlungen mit den USA nicht
       gefährden.
       
       In Europa ist Huawei vor allem bekannt für seine Smartphones, die das
       Unternehmen inzwischen auch in schmucken Geschäften in zahlreichen
       deutschen Innenstädten anbietet. Bei den weltweiten Marktanteilen hat
       Huawei zuletzt sogar Apple von Platz zwei verdrängt.
       
       Sein Hauptgeschäft macht Huawei aber vor allem mit Netzwerktechnik. Ein
       Drittel der weltweiten Netzwerke stammen von dem chinesischen unternehmen.
       In Deutschland, etwa beim Ausbau des schnellen LTE-Funknetzes, nutzen alle
       drei Mobilfunk-Netzbetreiber Technik von Huawei.
       
       ## USA sehen Huawei als Einfallstor chinesischer Spionage
       
       In den USA hingegen gibt es seit einigen Jahren einen Bann gegen Huawei.
       US-Geheimdienste warnen, Huawei könne im Auftrag der chinesischen Regierung
       beim Netzwerkausbau auch Spionagetechnik eingebaut haben.
       
       Einen Beleg haben die US-Geheimdienste aber nie geliefert. Inzwischen haben
       sich auch Australien und Neuseeland dem Bann angeschlossen. Vergangene
       Woche kündigte der britische Provider BT an, keine Huawei-Komponenten mehr
       zu nutzen.
       
       Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge verlangt Washington auch von
       Deutschland, keine Technik mehr von Huawei zu nutzen. Für die Deutsche
       Telekom ist Huawei derzeit sogar der wichtigste Lieferant. Sie hält die
       Spionagevorwürfe für unbegründet. Und einen völligen Verzicht, wie von den
       USA gefordert, könnten sie sich eigenen Angaben gar nicht leisten. Dafür
       sei der Bedarf an Netzwerkausrüstung in den nächsten Jahren schlicht zu
       groß.
       
       Konsequent sind allerdings auch die USA nicht. Wegen Missachtung der
       Iran-Sanktionen und angeblichem Spioangeverdacht hatte Washington im Sommer
       auch gegen den chinesischen Netzwerk-Ausrüster und Huawei-Konkurrenten ZTE
       einen Boykott verhängt.
       
       Trump hob diesen Bann aber wieder auf, nachdem Chinas Staats- und
       Parteichef Xi Jinping persönlich ihn darum bat. Das schmeichelte Trump
       offenbar. ZTE kam mit einer Geldstrafe davon.
       
       6 Dec 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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