# taz.de -- Sexismus bei der Darts-WM: Eine Männerdomäne
       
       > Der Sport1-Kommentator Gordon Shumway verliert aufgrund von sexistischem
       > Gewäsch seinen Job. Doch das reicht noch lange nicht.
       
 (IMG) Bild: Anastassija Dobromyslowa beim Duell mit Ryan Joyce bei der Darts-WM
       
       Es war das erste Mal, dass Gordon Shumway als Experte und Co-Kommentator
       des TV-Senders Sport1 bei einer Darts-WM eingesetzt wurde. Und es wird
       vermutlich auch das letzte Mal bleiben. Der Sender hatte am Mittwochabend
       bei Twitter angekündigt, [1][künftig auf Shumway als Experten zu
       verzichten.]
       
       Was war passiert? Nicht nur Shumway war erstmalig bei der Darts-WM dabei,
       die seit 2007 im Alexandra Palace im Norden von London ausgetragen wird.
       Auch für Anastassija Dobromyslowa und Lisa Ashton war es eine Premiere.
       Denn erstmalig wurden in diesem Jahr zwei der 96 Startplätze für Frauen
       reserviert.
       
       Dem 50-jährigen Kommentator gefiel das gar nicht. Im Duell zwischen der
       Russin Dobromyslowa und dem Engländer Ryan Joyce sagte Shumway: „Ich bin
       kein Freund von diesem Zirkus. [2][Ich weiß nicht, was das soll, zwei Damen
       bei einem professionellen Darts-Turnier mit aufzunehmen.“]
       
       Und er legte nach: „Wir wissen ja, Darts ist ein mentales Spiel. Und Männer
       werden wahrscheinlich immer ein Problem haben, gegen Frauen zu spielen.
       Seine Kumpels lachen ihn schon vier Wochen vorher aus.“ Nach Dobromyslowas
       Niederlage fügte er hinzu, das Einzige, worin sie ihren Konkurrenten
       schlagen könne, wäre mit der Wahl ihrer Klamotten.
       
       ## Erwachsene Sportlerinnen als „Mädels“
       
       Nicht nur der Kommentator Basti Schwele versuchte mit einem „Jetzt ist gut“
       dagegenzuhalten, auch im Netz erntete Shumway harsche Kritik für seine
       sexistischen Kommentare. Am Ende versuchte sich er noch mit einer
       halbherzigen Nicht-Entschuldigung rauszureden, in der er erwachsene
       Sportlerinnen als „Mädels“ betitelte und von sich wies, dass er sich
       sexistisch geäußert habe. Doch es war zu spät, denn statt der Frauen muss
       nun Shumway gehen.
       
       Die schnelle Reaktion des Senders ist zu begrüßen, doch ändern wird das in
       der Darts-Welt vermutlich nichts. Denn auf den einen Shumway wird woanders
       ein neuer auftauchen. Darts ist eine Männerdomäne. Zwar gibt es seit knapp
       zwei Jahrzehnten auch eine Frauen-Darts-WM, doch die bekommt weniger
       mediale Aufmerksamkeit und ist mit einem deutlich niedrigeren Preisgeld
       dotiert.
       
       Dass Frauen im Darts weniger sichtbar sind, liegt nicht nur an der
       fehlenden Förderung, sondern auch an ebensolchen sexistischen Sprüchen.
       Doch das Machogehabe der Kommentatoren ist – natürlich – nur ein Teil des
       großen strukturellen Problems der Frauenverachtung, unter dem auch nicht
       nur Darts, sondern ein Großteil des Sports leidet.
       
       Dieser Sexismus beginnt beim Marketing, geht über die Berichterstattung bis
       hin zum Missbrauch. Denn während seit über einem Jahr weltweit über
       Sexismus diskutiert wird, [3][entspricht die Darstellung von Frauen im
       Sport noch immer Geschlechterbildern aus dem letzten Jahrhundert.] Das hat
       sich allein in diesem Jahr wiederholt – und nicht nur beim Darts – gezeigt.
       
       ## Frauenbild im Sport
       
       So wurde die norwegische Fußballerin Ada Hegerberg kürzlich [4][bei der
       Verleihung des Ballon d’Or féminin zum Twerken, also einem
       hoch-sexualisierten Powackel-Tanz, aufgefordert]. Claudia Neumann, die
       erste weibliche Kommentatorin der Fußball-WM, wird im Netz beleidigt und
       bedroht. Aus dem einzigen Grund, dass sie eine Frau ist. Und auch als die
       Tennisspielerin Serena Williams kurz nach der Geburt ihres Kindes beim
       French Open im schwarzen Kompressionsanzug zum Spiel erschien, war die
       Aufregung groß – denn ohne Miniröckchen geht im Tennis für Frauen gar
       nichts.
       
       Es sind Geschichten, die im Einzelnen nicht so schwer wiegen, doch das
       problematische Frauenbild im Sport aufzeigen. Daran etwas zu verändern
       liegt in der Verantwortung der Vereine, der Sportler*innen selbst, der
       Berichterstattenden und bei den Fans. Einen Kommentator zu feuern, der mit
       sexistischen Machosprüchen um sich wirft, kann also nur ein erster Schritt
       sein.
       
       20 Dec 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/SPORT1/status/1075442405422321665
 (DIR) [2] https://uebermedien.de/33923/nichts-gegen-frauen-beim-dart-solange-sie-nicht-gegen-maenner-spielen/
 (DIR) [3] /Sexistisches-Ski-Werbeplakat/!5556890
 (DIR) [4] /Sexismus-beim-Fussballpreis/!5556494
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carolina Schwarz
       
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