# taz.de -- Nigerias Präsident beginnt neue Amtszeit: Vier weitere Jahre „Baba go slow“
       
       > Nigerias wiedergewählter Präsident Muhammadu Buhari wird für seine zweite
       > Amtszeit vereidigt. Gefeiert wird aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Nlmmt sich gerne Zeit: Muhammadu Buhari
       
       ABUJA taz | Alles ist bereit, heißt es. In Abuja laufen die letzten
       Vorbereitungen zur Amtseinführung von Präsident Muhammadu Buhari und dessen
       Vize Yemi Osinbajo. Am Mittwochmorgen werden die beiden Politiker des All
       Progressives Congress (APC), die im Februar die Wahlen gewannen, auf dem
       Eagle’s Square für vier weitere Jahre vereidigt. Es wird dazu sogar
       geschmückt in Nigerias Hauptstadt.
       
       Doch im Vorfeld hat die Regierung betont, dass die Feier kleiner als üblich
       ausfällt. Zum Feiern ist ohnehin kaum jemandem zumute.
       
       In Abuja hängen so gut wie keine Plakate von Unterstützergruppen. Fährt man
       Richtung Nordnigeria, wo der nordnigerianische Muslim Buhari traditionell
       die meisten Anhänger hat, spricht niemand darüber.
       
       In Lagos, der großen Metropole im Süden, lacht Taxifahrer Michael mitleidig
       über die Frage nach dem 76-jährigen Präsidenten: „Niemand freut sich auf
       vier weitere Jahre mit Buhari. Alle wissen, dass das Ergebnis gefälscht
       ist.“
       
       ## Wahlanfechtung wird noch verhandelt
       
       Das behauptet nämlich Wahlverlierer Atiku Abubakar von der oppositionellen
       People’s Democratic Party (PDP) bei jeder Gelegenheit. Während Buhari bei
       der Wahl am 23. Februar knapp 15,2 Millionen Stimmen holte, erhielt Atiku
       fast vier Millionen weniger, so das Ergebnis der Wahlkommission. Seit drei
       Wochen läuft deshalb ein Gerichtsverfahren.
       
       Einen Teilsieg konnte Atiku, der die Wahl „beschämend“ nannte, immerhin in
       der vergangenen Woche verbuchen. Die PDP forderte eine Richterin zum
       Rücktritt auf, da ihr Mann als APC-Senator für den Wahlkreis Bauchi Nord
       gewählt worden ist. Zainab Bukachuwa trat dann aus „persönlichen Gründen“
       zurück.
       
       Etwas anderes ist der Partei jedoch nicht gelungen: die Amtseinführung bis
       zur Entscheidung des Gerichts zu verschieben.
       
       ## Der Präsident ist immerhin sichtbar
       
       Buhari, der in seiner ersten Amtszeit mitunter monatelang zu medizinischer
       Behandlung in London war, hat sich unterdessen in der vergangenen Woche
       überraschend häufig in Nigeria gezeigt. Am Montag unterzeichnete er den
       Staatshaushalt für 2019 mit einem Umfang von 29 Milliarden US-Dollar.
       
       Ein mehr als 20-minütiges Interview gab er am Abend dem staatlichen Sender
       NTA und wirkte weniger angeschlagen als noch im Wahlkampf. Er betonte
       besonders die Erfolge im Kampf gegen die Terrormiliz Boko Haram, die
       allerdings momentan eher bescheiden ausfallen: Immer wieder sterben
       Soldaten bei Gefechten mit der offiziell längst besiegten Gruppe.
       
       In einem neuen Bericht der Crisis Group zur Ausbreitung des „Islamischen
       Staates in der Provinz Westafrika“ (ISWAP), einer Splittergruppe von Boko
       Haram, heißt es, dass diese Organisation, die zwischen 3.500 und 5.000
       Mitglieder hat, im nordostnigerianischen Bundesstaat Borno ihren Einfluss
       ausweitet und am Tschadsee Aufgaben des Staates übernimmt.
       
       Erst auf Nachfrage spricht Buhari in dem Interview die Entführungen an, die
       gerade besonders die Bundesstaaten Kaduna, Zamfara und Katsina erschüttern.
       Mitunter werden pro Woche mehrere Dutzend Menschen gekidnappt. Wer kein
       Lösegeld zahlt, wird erschossen. Die Angst, dort über Land zu reisen, ist
       groß.
       
       Verantwortlich dafür seien, so Buhari, die Bürgermeister vor Ort und
       teilweise die Polizei. „Zu einem gewissen Grad haben sie versagt.“
       
       Angeheizt hat das Interview auch die Spekulationen über die Ministerposten.
       Vor vier Jahren brauchte Buhari für die Bekanntgabe seiner Regierung bis
       Oktober. Das brachte ihm den Spitznamen „Baba go slow“ und Spottsongs ein.
       
       Jetzt kündigte er an, dass einige der alten Minister auch im neuen Kabinett
       einen Platz finden sollen. Wann er die Namen bekannt geben wird, das weiß
       aber bisher niemand.
       
       29 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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