# taz.de -- AfD wirft Co-Landessprecher raus: Zu viel NPD im Stammbuch
       
       > Der AfD-Vorstand in Mecklenburg-Vorpommern entzieht Co-Landessprecher
       > Dennis Augustin die Mitgliedschaft. Der Grund sind dessen
       > NPD-Aktivitäten.
       
 (IMG) Bild: Müssen nun nicht mehr ringen: Leif-Erik Holm (links) und Dennis Augustin beim Landesparteitag 2017
       
       HAMBURG taz | Der Rauswurf erfolgte schnell, aber nicht einstimmig. Am
       Freitag entzog der AfD-Landesvorstand Mecklenburg-Vorpommern seinem
       bisherigen Co-Landessprecher Dennis Augustin die Parteimitgliedschaft.
       Grund der Entscheidung: Augustin habe bei Parteieintritt seine früheren
       Aktivitäten bei der NPD nicht angegeben, erklärte der Landessprecher und
       Bundestagsabgeordnete Leif-Erik Holm. Der Rauswurf kommt Holm gelegen, mit
       Augustin konnte er schon lange nicht mehr gut zusammenarbeiten.
       
       Erst in der vergangenen Woche hatte der Nordkurier über die NPD-Beziehung
       von Augustin berichtet. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1989 in der NPD-Zeitung
       Deutsche Stimme zeigt Augustin bei der Annahme eines Dokumentes, das der
       frühere NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt überreicht. „Gratuliere, Kamerad
       Dennis Augustin aus Schleswig-Holstein: Grundlehrgangs-Bester!“, steht
       neben dem Foto. Der damals 19-jährige Augustin hatte in der Lombardei eine
       Schulung des „Nationaldemokratischen Bildungszentrums“ absolviert.
       
       Der Landesvorstand hielt seinem Ex-Co-Sprecher außerdem vor,
       Ansprechpartner des schleswig-holsteinischen NPD-Kreisverbands Stormarn
       gewesen zu sein. An der Vorstandssitzung hatte Augustin teilgenommen. Bei
       der Debatte räumte er ein, an der Schulung teilgenommen zu haben und auch
       der NPD und ihrer Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN)
       nahegestanden zu haben.
       
       Auf Facebook hatte er schon am 27. Juni eingeräumt, in Italien gewesen zu
       sein. „Ich habe mich vor 30 Jahren mal von Gleichaltrigen mitreißen lassen
       und mir verschiedene Dinge angeschaut“, schrieb er. Diese „Jugendsünde“
       werde nun zum „Skandal gemacht“.
       
       ## Mitgliedschaft abgestritten
       
       In der Vorstandssitzung soll er allerdings eine Mitgliedschaft in der NPD
       und JN abgestritten haben. Das wollte die Mehrheit des siebenköpfigen
       Vorstandes nicht glauben. „Der Landesvorstand ist jedoch angesichts der
       klaren Faktenlage zum Ergebnis gekommen, dass an einer damaligen
       Mitgliedschaft Dennis Augustins bei den Jungen Nationaldemokraten keine
       ernsthaften Zweifel bestehen können“, heißt es in einem Statement. Die NPD
       und ihre Unterorganisationen sind in der Unvereinbarkeitsliste der AfD
       aufgeführt.
       
       Bei der Entziehung der Mitgliedschaft sei es nicht allein um die
       NPD-Aktivitäten gegangen, sagte Holm. Jeder habe das Recht, dass ihm
       Fehler, insbesondere in jüngeren Jahren, nicht bis ans Lebensende
       nachgetragen würden, so Holm. Doch Augustin habe sich dafür entschieden,
       „gegenüber den Mitgliedern mit falschen Karten zu spielen“.
       
       In der Partei gehörte Augustin zum äußersten rechten Flügel. Seit längerem
       liefert er sich mit Holm einen Machtkampf. Im Mai hatten Holm und
       Landtagsfraktionschef Nikolaus Kramer von Augustin den Rücktritt als
       Co-Landessprecher gefordert. Auch der AfD-Bundesfraktionsvorsitzende und
       Bundessprecher Alexander Gauland sagte, Augustin sei ein Problem, vom dem
       man sich trennen sollte.
       
       Auf Facebook erklärte Augustin nun, dass es sich bei der Entziehung der
       Mitgliedschaft „um einen von langer Hand geplanten und durchgeführten
       Schlag handelt, der ausschließlich der politischen (sic!) Beseitigung eines
       missliebigen Konkurrenten zum Ziel hatte“. Man hoffe, „sich auf diese Weise
       den Zugriff auf Ämter und Mandate zu sichern“, schreibt Augustin und
       kündigt an, sich an das Landesschiedsgericht zu wenden.
       
       Dass diese Gerichte Ausschlüsse aufheben, konnte in Schleswig-Holstein
       verfolgt werden. Die gerade wiedergewählte Landesvorsitzende Doris von
       Sayn-Wittgenstein hatte wegen der Entziehung der Mitgliedschaft durch den
       Bundesvorstand das Landesschiedsgericht bemüht. Trotz rechtsextremer
       Verbindungen durfte sie Mitglied bleiben.
       
       9 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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