# taz.de -- Petition für Lebensmittelkennzeichnung: Geld scheffeln mit CO2-Fußabdruck
       
       > Butter, Milch und Rumpsteak sind Klimasünder. Ein Unternehmen fordert,
       > Lebensmittel mit ihrem CO2-Fußabdruck zu kennzeichnen.
       
 (IMG) Bild: Produziert viel weniger CO2 als eine Kuh: Hafer
       
       Lebensmittel können wahre Klimakiller sein. Deswegen möchte man gar nicht
       wissen, was man seinem ökologischen Fußabdruck antut, mit dem lecker
       duftenden Rumpsteak aus Argentinien.
       
       Doch die schwedische Firma Oatly, die eigentlich Haferprodukte verkauft,
       findet, dass es an der Zeit ist, sich damit zu befassen, und fordert mit
       einer [1][Petition], dass Lebensmittel verpflichtend mit ihrem jeweiligen
       [2][CO2-Abdruck gekennzeichnet] werden. Ähnlich wie die
       [3][Lebensmittelampel], nur halt mit CO2-Werten. Vorerst nur für
       Deutschland, doch auf lange Sicht EU-weit.
       
       Die Landwirtschaft und unsere Ernährung sorgen für mindestens 24 Prozent
       aller weltweiten Emissionen, schreiben die Petenten. Deswegen hätten die
       Verbraucher auch ein Recht darauf, zu wissen, wie klimafreundlich ihre
       Lebensmittel sind. Ziel der Petition ist es, die Leute in ihren
       Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Zugunsten der Klimabilanz und zugunsten
       der Unternehmen, die ökologisch wirtschaften.
       
       ## Klimaschutz ist sexy
       
       Und so trägt die Firma dick auf mit ihrer Kampagne. Denn sie hat ja selber
       was davon. In Berlin hängen riesige blaue Plakate mit der Aufforderung, die
       Petition zu unterschreiben. Die Firma Oatly wirbt direkt für die Petition
       und indirekt für ihre Produkte. Das schwedische Unternehmen verkauft seit
       den 90er Jahren milchähnliche Ersatzprodukte aus Hafer. Seit 2018 findet
       man sie auch in Deutschland überall.
       
       Während ein Liter normale Milch etwa 1 Kilo CO2 verursacht, sind es bei
       Hafermilch etwa 400 Gramm pro Liter. Und das schreibt Oatly auch auf die
       Verpackung. Wenn alle Lebensmittelhersteller das machen würden, erhöht das
       natürlich die Chance, dass klimabewusste Bürger*innen lieber zu den
       Produkten greifen, die klimafreundlicher sind.
       
       Mit der Petition hat Oatly eine geschickte Kampagne gestartet, denn eine
       öffentliche Petition wird eigentlich nicht zugelassen, wenn sie
       „kommerzielle Produkte oder Verfahren“ bewirbt. So die Richtlinien zu
       Petitionen an den Bundestag. Andere Petitionsplattformen schließen
       kommerzielle Interesse nicht aus, solange man die Plattform nicht für den
       direkten Verkauf missbraucht.
       
       Würde diese Petition durchgehen, spielt das allen Lebensmittelherstellern
       in die Hände, die ökologisch wirtschaften und wenig CO2 in die Luft blasen.
       Denn Klimaschutz ist sexy heutzutage, und die Kund*innen hätten ein
       Kontrollinstrument für ihren persönlichen Beitrag zum Klimaschutz.
       
       ## Die Petition fordert Kosten und Aufwand
       
       Hinter einer solchen Kennzeichnung stehe aber ein enormer Prozess, sagt
       Sven Gärtner vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Und
       der ist mit Kosten für die Unternehmen verbunden. Die Erhebung des
       CO2-Abdrucks sei von vielen Faktoren abhängig. Etwa von den
       Produktionssystemen, den Produktionsmaschinen, den Transportwegen, dem
       Verpackungsmaterial, der Bodenbewirtschaftung.
       
       Diese Daten müsste ein Unternehmen erfassen und auswerten. Oder aber
       unabhängige Institute damit beauftragen, solche Bilanzen aufzustellen. Dass
       das aber möglich ist, macht die Firma Oatly gerade vor.
       
       Das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung möchte sich zu der
       Petition nicht äußern. Erst mal müsse man abwarten, ob bis zum 12. November
       – so lange läuft die Petition – 50.000 Unterschriften vorliegen. Derzeit
       hat die Petition 10.502 Unterstützer, es gibt sie seit dem 1. Oktober.
       
       26 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2019/_10/_01/Petition_99915.nc.html
 (DIR) [2] /Agraroekonom-ueber-IPCC-Studie/!5614305
 (DIR) [3] /Julia-Kloeckner-fuer-Nutri-Score-System/!5626673
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Clemens Sarholz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ökologischer Fußabdruck
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Lebensmittel
 (DIR) Petition
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Umweltschutz
 (DIR) Ökologischer Fußabdruck
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ökologischer Fußabdruck und Klimakrise: Wir haben uns verrechnet
       
       Kaum etwas hat unsere Vorstellung von der Klimakrise so geprägt wie der
       ökologische Fußabdruck. Wie er in die Welt kam und wie wir ihn wieder
       loswerden.
       
 (DIR) Zwei Jahre Nutri-Score: Manchmal ist sie zu Unrecht grün
       
       Seit zwei Jahren soll die Lebensmittelampel Nutri-Score
       Verbraucher:innen vor Zucker- und Fettbomben warnen. Das klappt aber
       nur bedingt.
       
 (DIR) Investor steigt bei Oatly ein: Hafermilchfans wittern Verrat
       
       Das schwedische Hafermilchunternehmen Oatly braucht Kapital – und holt es
       sich ausgerechnet bei der US-Investmentgesellschaft Blackstone.
       
 (DIR) Logo für CO2-Bilanz von Lebensmitteln: „Klima-Kennzeichnung ist sinnvoll“
       
       Einzelne Unternehmen kennzeichnen die CO2-Bilanz ihrer Produkte. Wichtig
       sind verpflichtende Standards, sagt die Lebensmittelexpertin Britta
       Schautz.
       
 (DIR) Deutscher Umweltpreis verliehen: Bewahrer der Natur
       
       Der Deutsche Umweltpreis geht 2019 an eine Professorin, die weiß, wie man
       CO2 in Böden speichern kann. Und an einen Reinigungsmittel-Unternehmer.
       
 (DIR) Studie der Royal Agricultural University: Bio kann dem Klima schaden
       
       Öko-Landwirtschaft zu Hause kann Emissionen im Ausland antreiben. Noch ist
       unklar, inwiefern das auf Deutschland übertragbar ist.
       
 (DIR) Agrarökonom über IPCC-Studie: „Lebensmittel kennzeichnen“
       
       Die globale Ernährungssicherheit ist bedroht. Würde die geplante
       EU-Agrarreform die Landwirtschaft klimafreundlicher machen? Nein, meint
       Ökononom Sebastian Lakner.
       
 (DIR) Höhere Steuern auf Fleisch: Fürs Klima unverzichtbar
       
       Fleisch muss teurer werden, um das Klima zu retten. Die Mehrwertsteuer auf
       den Klimakiller lässt sich so erhöhen, dass soziale Härten vermieden
       werden.