# taz.de -- Sozialproteste in Chile: UN entsendet Sondermission
       
       > Seit einer Woche protestieren die Chilenen gegen die Regierung, 18
       > Menschen starben dabei. Die UN will nun Menschenrechtsverletzungen
       > prüfen.
       
 (IMG) Bild: Ein Demonstrant zeigt eine Polizeipatrone bei einer Demonstration am 20. Oktober in Valparaiso
       
       GENF afp | Angesichts der [1][Proteste in Chile mit mindestens 18 Toten]
       haben die Vereinten Nationen die Entsendung einer Sondermission in das
       südamerikanische Land angekündigt. „Nach der Beobachtung der Krise in Chile
       seit ihrem Beginn habe ich beschlossen, eine Überprüfungsmission zu
       entsenden, um Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen“,
       erklärte die UN-Menschenrechtsbeauftragte und frühere Präsidentin Chiles,
       Michelle Bachelet, am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
       
       Bachelet hatte sich bereits am Montag von den Unruhen „zutiefst betroffen“
       gezeigt. Sie forderte „unabhängige, unparteiische und transparente
       Untersuchungen“ zu „beunruhigenden Anschuldigungen über den übermäßigen
       Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte und die Armee“.
       
       Ungeachtet der angekündigten Sozialmaßnahmen von Präsident Sebastián Piñera
       hielten die Proteste in Chile in den vergangenen Tagen an. In der
       Hauptstadt Santiago de Chile und in weiteren Städten gingen am Mittwoch
       erneut tausende Menschen auf die Straße.
       
       An einem zentralen Platz der Hauptstadt lieferten sich Demonstranten
       Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, in der Hafenstadt Valparaíso
       kam es zu Plünderungen. Außerdem hatten Gewerkschaften und Sozialverbände
       zu einem zweitägigen Generalstreik aufgerufen.
       
       ## 2.400 Menschen festgenommen
       
       Am Donnerstag beruhigte sich die Lage in der Hauptstadt zum ersten Mal seit
       Beginn der Proteste. Drei der sieben U-Bahn-Linien fuhren wieder und
       Supermärkte, die zuvor geschlossen waren, öffneten wieder.
       
       Nach offiziellen Angaben wurden bei den Protesten bisher mindestens 18
       Menschen getötet, darunter ein vierjähriges Kind. 535 weitere Menschen
       wurden verletzt. Rund 2.400 Menschen seien festgenommen worden.
       
       Die gewaltsamen Protestaktionen hatten am Freitag begonnen und sich
       zunächst gegen den Anstieg der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr
       gerichtet. Sie weiteten sich jedoch innerhalb kurzer Zeit zu einem
       [2][Protest gegen soziale und wirtschaftliche Probleme] aus. Hintergrund
       ist die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.
       
       Die 68-jährige Sozialdemokratin Bachelet war zwei Mal chilenische
       Präsidentin – von 2006 bis 2010 und von 2014 bis 2018. Zwischen ihren
       beiden Amtszeiten war sie Leiterin von UN Women, der neu gegründeten
       UN-Organisation für die Gleichberechtigung von Frauen.
       
       25 Oct 2019
       
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