# taz.de -- Werbekampagne von Lokalzeitungen: Moral! Ethos! Qualität!
       
       > In Baden-Württemberg werben Zeitungen auf ihren Titelseiten für
       > Qualitätsjournalismus. Für diesen bleibt deshalb kein Platz auf Seite 1.
       
 (IMG) Bild: Nachdenkliche Sprüche: Zeitungen Baden-Württembergs werben für sich selbst
       
       Am Mittwoch erschienen 50 [1][Tageszeitungen in Baden-Württemberg] mit
       einer ganzseitigen Werbeanzeige in eigener Sache auf dem Titelblatt. „Die
       beste Zeit für guten Journalismus ist jetzt“, lautet die gemeinsame
       Schlagzeile. In dem ganzseitigen, blau unterlegten Titelbild betonen die
       Regionalzeitungen, dass ihre Veröffentlichungen nach „professionellen
       Standards und ohne verborgene Absichten erfolgen“.
       
       Besonders originell ist es nicht, dass Zeitungen sich wegen ihrer
       Titelblätter absprechen. Für solche koordinierten Aktionen gibt es in der
       Regel besondere Anlässe, [2][etwa staatliche Durchsuchungen von
       Redaktionsräumen.]
       
       Im Südwesten scheint der Anlass zu sein, dass die Glaubwürdigkeit des
       Journalismus in Zeiten digitaler Kommunikation leide. Folgerichtig
       belobhudeln sich die Blätter im Ländle auf einer zugehörigen
       Kampagnen-Webseite weiter. Die Schlagwörter dort reichen von Moral über
       Berufsethos, Qualitätsjournalismus bis hin zu Verantwortungsbewusstsein.
       
       ## Nachdenkliche Sprüche
       
       Die dpa spricht nicht ganz zu Unrecht von einer „Wertekampagne“. Richtig
       wäre auch: [3][Werbekampagne]. Wenn Zeitungen auf ihrer Titelseite
       schreiben müssen, wie wahr, schön und gut sie sind, zeigt das an, wie
       schlecht es um sie steht. Statt Qualitätsjournalismus auf Seite eins zu
       versprechen, könnten sie ihn dort sonst einfach hindrucken, was der
       geneigten Leserschaft sicher positiv im Gedächtnis bliebe.
       
       Stattdessen greift die Kampagne zu nachdenklichen Sprüchen wie: „Wer nichts
       weiß, muss alles glauben.“ Richtig ist auch: Wer Zeitungen nicht glaubt,
       wird ihnen auch ihre Selbstbeweihräucherung nicht abkaufen.
       
       6 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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