# taz.de -- Erneuerbare Energien und Biodiversität: Quellbiotope unter der Solaranlage
       
       > Fördern Solarparks die Artenvielfalt? Eine neue Studie sagt ja, der
       > Naturschutzbund Deutschland sieht es differenzierter.
       
 (IMG) Bild: Solaranlagen können einen geschützten Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten
       
       BERLIN taz | [1][Solarparks] können einen positiven Einfluss auf die
       [2][Biodiversität] haben. Das geht aus einer am Mittwoch vom Bundesverband
       Neue Energiewirtschaft veröffentlichten [3][Studie] hervor. Darin heißt es,
       dass [4][Photovoltaikanlagen] auf Freiflächen durch neu geschaffene
       Lebensräume einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Weil unter den meist
       schräg zur Sonne ausgerichteten Solarpaneelen länger Schatten herrsche,
       halte der morgendliche Tau sich hier länger. Davon profitierten etwa
       Amphibien, die es feucht mögen.
       
       „Auf den Anlagen entstehen kleine Hotspots der Biodiversität“, sagte Rolf
       Peschel, einer der Autoren der Studie. In vielen Fällen seien die
       Solarflächen zudem „Quellbiotope für eine ganze Reihe von seltenen
       Pflanzen“. In drei der untersuchten Solarparks konnten zudem 35
       Heuschreckenarten gefunden werden, die zum Teil [5][vom Aussterben bedroht]
       sind. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf Bebauungsplänen mit zugehörigen
       Vor- und Nachuntersuchungen, wie beispielsweise Umweltberichten.
       
       Voraussetzung für die Bauerlaubnis von Solarparks ist grundsätzlich der
       Erhalt der bestehenden Biodiversität auf Flächen, auf denen diese gebaut
       werden sollen. Der Studie zufolge wird die Biodiversität in Solarparks
       jedoch nicht nur erhalten, sondern sogar gesteigert. Da in diesen nicht
       gedüngt wird, keine Pestizide verwendet werden und seltener gemäht wird,
       seien die Lebensbedingungen für Tiere gut. „Im Vergleich zur umgebenden
       Landschaft können Solarparks die Artenvielfalt fördern“, so die
       Studienautoren.
       
       Insgesamt wurden für die Studie die Unterlagen von 75 Solarparks in
       Deutschland ausgewertet. Repräsentativ sei die Untersuchung jedoch nicht,
       räumt Studienautor Rolf Peschel ein. Da nicht aus allen Bundesländern
       ausreichend Daten vorhanden waren, seien die Bundesländer teilweise über-
       oder unterrepräsentiert. Außerdem seien nur etwa 40 Prozent der vorhandenen
       Daten nutzbar gewesen, so Tim Peschel, ebenfalls Autor der Studie. Trotzdem
       sei die Studie „eine Argumentationshilfe für die Politik“, sagte Robert
       Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft.
       
       ## Auch negative Auswirkungen möglich
       
       Der Naturschutzbund Deutschland sieht die Frage differenzierter. Ob der Bau
       eines Solarparks positiv für die Biodiversität ist, hänge vor allem davon
       ab, wie die Fläche davor genutzt wurde, sagte Naturschutz-Experte Sebastian
       Scholz. Wenn beispielsweise auf leerstehenden Konversionsflächen gebaut
       werde, könne der Bau von Photovoltaikanlagen die Fläche abwerten. Werde
       jedoch auf Flächen gebaut, auf denen zuvor Landwirtschaft betrieben wurde,
       werde die Fläche vor allem für kleinere Tiere wie Amphibien und
       Kleinstsäuger attraktiver.
       
       Und das Bundesamt für Naturschutz weist in einem Anfang dieses Jahres
       veröffentlichten [6][Bericht] darauf hin, dass Solaranlagen auch negative
       Auswirkungen auf die Natur haben können. So sei es beispielsweise möglich,
       dass einzelne, am Lichtspektrum orientierte Insektenarten irritiert werden,
       da sie die Anlagen mit Wasserflächen verwechseln.
       
       20 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Solarenergie-in-Deutschland/!5595826
 (DIR) [2] /Biodiversitaet/!t5010056
 (DIR) [3] https://energie.blog/bne-studie-solarparks-sind-ein-gewinn-fuer-die-biodiversitaet/
 (DIR) [4] /Photovoltaik/!t5010208
 (DIR) [5] /Artensterben/!t5010054
 (DIR) [6] https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/erneuerbareenergien/Dokumente/BfNErneuerbareEnergienReport2019_barrierefrei.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Asendorpf
       
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