# taz.de -- Auswirkungen von Tempo 30: Vier Prozent sind erst der Anfang > Tempo 30 reduziert gesundheitsschädliche Stickoxide nur im geringem Maß. > Dennoch ist es keine gescheiterte Symbolpolitik von AutogegnerInnen. (IMG) Bild: Bei Tempo 30 kann Mensch auch mal gemütlich über ne Hauptstraße gehen… BERLIN taz | Für viele AutofahrerInnen ist die Einführung von Tempo 30, wo sonst 50 Stundenkilometer gefahren werden durften, eine massive Veränderung im Straßenverkehr; manche fühlen sich gar in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt. Wenn dann [1][eine Studie wie aktuell die der Senatsverwaltung] für Verkehr ergibt, dass die damit erwünschten Wirkungen in Sachen Umweltschutz gering sind, wird schnell die Geschwindigkeitsreduzierung an sich infrage gestellt. Doch das Gegenteil ist richtig. Denn nicht nur für viele AutofahrerInnen stellt Tempo 30 auf Hauptstraßen eine große Veränderung dar, sondern auch für andere, oft marginalisierte VerkehrsteilnehmerInnen wie FußgängerInnen oder RadlerInnen. Für sie bedeuten langsamer fahrende Autos eine fulminante Verbesserung der Stimmung auf der Straße insgesamt. Für alle Verkehrsteilnehmer verbessert sich das individuelle Sicherheitsempfinden. Wenn also eine Untersuchung der Senatsverwaltung ergibt, dass bei gleichem Verkehrsaufkommen Tempo 30 auf der Leipziger Straße im Jahresschnitt lediglich für vier Prozent weniger gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid (NO2) sorgt, mag das zuerst nach gescheiterter Symbolpolitik von AutogegnerInnen klingen. In Wirklichkeit ist es jedoch ein Zeichen dafür, dass noch viel härtere Schritte und Schnitte nötig sind. Denn erstens bedeutet das Ergebnis der Auswertung, dass eine Maßnahme allein nicht ausreicht, um die von der EU vorgeschriebenen und von Gerichten [2][geforderten Grenzwerte] einzuhalten. Weiterhin sind viel zu viele Dreck produzierende Autos unterwegs. Daran müssen zweitens offenbar noch viel mehr Menschen als bisher erinnert werden, damit sie auf den öffentlichen Nahverkehr, Fahrgemeinschaften oder das Rad umsteigen. Schließlich dürfen drittens solche Einschränkungen nicht nur aus Sicht der direkt Betroffenen gesehen werden, sondern auch aus Sicht der indirekt Betroffenen. Und da kann es nur heißen: Tempo 30 stadtweit, plus weniger Parkplätze und mehr Radwege … Vier Prozent sind erst der Anfang. 5 Jan 2020 ## LINKS (DIR) [1] /Kampf-gegen-Verkehrsdreck-in-Berlin/!5650172 (DIR) [2] /Umweltbundesamt-zu-Stickoxidbelastung/!5603208 ## AUTOREN (DIR) Bert Schulz ## TAGS (DIR) Tempo 30 (DIR) Regine Günther (DIR) Straßenverkehr (DIR) Stickoxide (DIR) Paris (DIR) Dieselskandal (DIR) Luftverschmutzung (DIR) Tempo 30 (DIR) Dieselfahrverbot (DIR) Stickoxide (DIR) Regine Günther ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Verkehrspolitik in Frankreich: Paris wird sicherer und leiser In Frankreichs Hauptstadt gilt fortan Tempo 30. Viele ignorierten die neue Regelung zwar am ersten Tag, doch eine breite Mehrheit steht dahinter. (DIR) Mangelnde Umsetzung von Fahrverboten: Noch kein Knast für Kretschmann Stuttgart überschreitet die Grenzwerte bei Stickoxiden in der Luft. Dafür ist auch das Land verantwortlich – wie kann es zum Handeln gezwungen werden? (DIR) Umstrittener „Reinhalteplan“: Das ist Kieler Luft Die Kieler Luft ist seit Jahren belastet. Nun soll ein neuer „Reinhalteplan“ endlich Abhilfe schaffen. Doch dieser Plan ist umstritten. (DIR) Kampf gegen Verkehrsdreck in Berlin: Tempo 30 hilft – ein bisschen Langsamer fahren reduziert die Belastung mit Stickstoffdioxid. Das ergibt die Auswertung des Pilotversuchs an der Leipziger Straße. (DIR) Fahrverbote für Dieselfahrzeuge kommt: Bald durchatmen statt durchfahren Senat beschließt Diesel-Fahrverbote auf acht Straßenabschnitten und 59 neue Tempo-30-Zonen. Polizeigewerkschaft äußert Kritik. (DIR) Umweltbundesamt zu Stickoxidbelastung: Diesel stinken weiter in 57 Städten Die Werte für Stickstoffdioxid sind vielerorts nach wie vor weit höher als erlaubt. Es gibt 15 „Intensivstädte“, hat das Umweltbundesamt gemessen. (DIR) Tempo 30 in Berlin: Langsam gegen Schadstoffe Mit zwei neuen Tempo-30-Abschnitten wird das Pilotprojekt der grünen Verkehrsverwaltung weiter ausgebaut. Wie viel Nutzen es bringt, ist umstritten.