# taz.de -- Merkel trifft Putin in Moskau: Freundliche Töne
       
       > Libyen, Syrien, Iran, die Ukraine: Die Kanzlerin und der russische
       > Präsident reden über die großen Konfliktherde. Und gehen auf Distanz zu
       > Trump.
       
 (IMG) Bild: Merkel und Putin am Samstag in Moskau
       
       MOSKAU taz | Vier Stunden Zeit und jede Menge Konflikte: Als
       Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin am
       Samstagabend in den stickigen Wappensaal des Kreml kommen, wirken sie
       geschäftig-nüchtern. Beide sprechen von „umfassenden, gehaltvollen
       Gesprächen“, beide sehen sich gestärkt in ihrem Dialog. „Es ist besser,
       miteinander zu reden als übereinander“, sagte Merkel [1][bereits vor den
       Gesprächen].
       
       Den Gesichtern der beiden ist anzusehen, dass es tiefgehende Diskussionen
       gewesen sein müssen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der russische
       Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin und der Gazprom-Chef Alexej Miller
       stehen derweil entspannt in der Saalecke. Zuvor hatten sie in einer
       Saalecke herzlich gelacht, ein Männertreffen wie auf einem Schulpausenhof.
       
       Putin dagegen wirkt erschöpft – und zufrieden zugleich. Nicht Washington
       war es, wohin Merkel im neuen Jahr aufbrach, um über die derzeitigen
       internationalen Krisen zu sprechen. Es war der Kreml. Ohne Russland geht es
       im Nahen und Mittleren Osten, aber auch in Nordafrika nichts mehr. Längst
       hat Moskau die Rolle des Vermittlers übernommen und gefällt sich darin.
       
       „Ich habe Frau Merkel genau über unsere Arbeit in der Türkei informiert und
       auch über unsere Reise nach Damaskus. Die Lage in Syrien stabilisiert sich,
       die syrische Staatlichkeit wird wiederhergestellt“, sagte der russische
       Präsident. Auf [2][Bombardierungen im syrischen Rebellengebiet Idlib] –
       trotz der Waffenruhe – ging er nicht ein.
       
       Genauso vermied er es, Fragen zu russischen Söldnern in Libyen zu
       beantworten. „Die gibt es nicht“, sagte er. „[3][In Libyen herrscht Krieg],
       momentan aber noch kein massiver, der die Lage in einer ganzen Region
       destabilisiert“, meinte Putin bei der Pressekonferenz, an der auch der
       deutsche Außenminister Heiko Maas teilnahm.
       
       ## Libyen-Konferenz der Vereinten Nationen
       
       Merkel fand in Moskau Unterstützung für die deutsche Initiative, in Berlin
       eine internationale Libyen-Konferenz auszurichten – „unter der Ägide der
       Vereinten Nationen“, wie sie gleich drei Mal wiederholte. Die Oberhand im
       nordafrikanischen Land sollten nicht „Länder von außen“ übernehmen, sagte
       die Bundeskanzlerin.
       
       Damit ging sie vorsichtig darauf ein, dass Russland [4][wie auch die
       Türkei] sich zu Haupt-Konfliktlösern in Libyen auserkoren haben. Ab Sonntag
       soll hier Waffenruhe herrschen. Die Konferenz ist ein Versuch der EU, in
       Libyen nicht nur ein Zaungast zu sein, wie sie es in Syrien ist. „Einige
       Sachen bedürfen noch der Vorarbeit, aber es wäre ein guter Schritt in die
       richtige Richtung“, sagte Putin. Wohlwollende Töne von einem, der um sein
       politisches Gewicht weiß.
       
       Da fällt es ihm ebenfalls leicht zu sagen, dass es auch in der Ukraine
       vorangehe und dass [5][an Nord Stream-2 weitergearbeitet werde]. „Die
       US-Sanktionen verzögern die Arbeiten, aber wir werden in einigen Monaten
       fertig.“
       
       ## Atomabkommen mit Iran soll halten
       
       Einig sind sich Putin und Merkel auch mit Blick auf Iran. Beide wollen an
       dem 2015 abgeschlossenen Atomabkommen festhalten, dass den Iran an der
       Herstellung von Atomwaffen hindern soll. US-Präsident Donald Trump hatte
       die Vereinbarung 2018 einseitig aufgekündingt und nach der jüngsten
       Eskalation Deutschland aufgefordert ihm zu folgen.
       
       Dem erteilte Merkel eine Absage. „Wir sind uns einig, dass wir alles daran
       setzen sollten, das Abkommen zu erhalten“, betonte die Kanzlerin. Es sei
       nicht vollkommen, aber besser als gar kein Abkommen, sagte Merkel.
       
       Sie bezeichnete zudem das Bekenntnis des Iran zum versehentlichen Abschuss
       eines ukrainischen Passagierflugzeugs als „wichtigen Schritt“. Allerdings
       sei weiterhin eine „schonungslose Aufklärung“ des Vorfalls nötig. Der Iran
       hatte zuvor nach tagelangem Leugnen [6][den versehentlichen Abschuss des
       ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Menschen an Bord eingeräumt].
       
       11 Jan 2020
       
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