# taz.de -- Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer: Mit AKK scheitert auch Merkel
       
       > Es gibt Rücktritte, die Knoten lösen, und solche, die eine tiefere Krise
       > erst bloßlegen. Kramp-Karrenbauers Schritt zählt zur zweiten Kategorie.
       
 (IMG) Bild: Die Erbin tritt ab: Annegret Kramp-Karrenbauer mit Angela Merkel in besseren Tagen
       
       Annegret Kramp-Karrenbauer ist nicht nur an dem Debakel in Erfurt
       gescheitert. Auf ihrem Job als CDU-Vorsitzende lag von Beginn an kein
       Segen. Sie war die Wunschkandidatin von Angela Merkel – und das erwies sich
       als kaum zu bewältigende Doublebind-Situation. AKK sollte Merkels liberalen
       Kurs fortsetzen, aber auch etwas anderes, Konservativeres verkörpern. Diese
       Rollenanforderung war von Beginn an überkomplex, angesiedelt im diffusen
       Irgendwo zwischen Erbverwalterin und Neuerin. Dass Merkel als Kanzlerin
       gleichermaßen abwesend und anwesend war, machte alles noch schwieriger.
       
       Merkels Intervention aus Südafrika, die das Desaster in Erfurt
       unverzeihlich nannte, machte AKKs Schwäche für alle sichtbar: Wenn es ernst
       wird, spielt die Kanzlerin die erste Geige. Insofern geht AKKs Rücktritt
       auch auf Merkels Konto. Für die offene Revolte gegen die Kanzlerin fehlte
       AKK die Kraft, vielleicht auch die dafür nötige Skrupellosigkeit. Dass der
       Saarländerin mitunter, wie bei matten Scherzen über Genderklos, jedes
       politische Gespür fehlte, machte alles noch verwickelter und
       aussichtsloser.
       
       Es gibt Rücktritte, die Knoten lösen und ins Freie führen, und solche, die
       eine tiefere Krise erst bloßlegen. [1][Kramp-Karrenbauers Schritt] zählt
       zur zweiten Kategorie. Denn auch jetzt ist nichts klar – weder Merkels
       Rolle noch, was noch weit wichtiger ist, die politische Richtung der Union.
       Thüringen hat ein strategisches Dilemma der Union offengelegt, das sich in
       Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wiederholen kann: Sie ist
       eingeklemmt zwischen einem [2][angestaubten Antisozialismus], an den sie
       sich klammert wie eine Ertrinkende, und einem ungeklärten Verhältnis zur
       AfD, der sich manche CDUler vor allem im Osten doch nahe fühlen.
       
       Ein kleiner, aber lautstarker Flügel will die CDU zu einer
       rechtskonservativen Kraft umbauen, die mit der AfD regieren kann. Die
       Mehrheit der Union lehnt das ab – denn damit würde sie die Mitte, den
       magischen Ort bundesdeutscher Politik, räumen und riskieren, zur
       Randerscheinung zu schrumpfen. Doch ob die CDU die liberale Merkel-Partei
       bleiben will – das weiß sie selbst nicht. Die CDU steckt in der tiefsten
       Krise seit Kohls Spendenaffäre vor 20 Jahren. Niemand hat das Rezept, um
       diese Widersprüche aufzulösen.
       
       Viele offene Fragen. Und eine Erkenntnis, die sich verdichtet: In AKKs
       Scheitern spiegelt sich Merkels Versagen. Wenn Merkel ihr Erbe retten will,
       folgt sie AKK und tritt ab.
       
       10 Feb 2020
       
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