# taz.de -- SPD und Grüne bei der Hamburgwahl: Die Reflexe funktionieren
       
       > Während AfD, FDP und CDU Stimmen verlieren, strahlt das rot-grüne Bild.
       > Aber es gibt auch Schatten.
       
 (IMG) Bild: SPD-Anhänger feiern: Der Sieg von SPD und Grünen ist ein Erfolg der liberalen Mitte
       
       Es fühlt sich fast nostalgisch an: SPD und Grüne [1][gewinnen eine Wahl].
       Die Grünen sind sogar dabei, in Hamburg CDU und FDP, beide benommen von dem
       Thüringen-Desaster, als Partei des liberalen Bürgertums zu verdrängen. Und
       wohl noch nie hat die SPD bei einer Landtagswahl gut 20 Prozentpunkte mehr
       bekommen, als sie bei Bundestagswahlen erhalten würde.
       
       Zwischen Rot-Grün, zwischen Peter Tschentscher und Katharina Fegebank,
       passte inhaltlich kaum ein Blatt. Beide wollen die Innenstadt irgendwann
       autofrei machen, mehr Polizei und keinen Mietendeckel, obwohl die Preise
       drastisch, wenn auch nicht so dramatisch wie in Berlin angezogen haben. Der
       Sieg von SPD und Grünen ist ein Erfolg der liberalen Mitte und nicht linker
       Politik.
       
       Das rot-grüne Bild strahlt, aber es gibt auch Schatten. Hamburg zeigt mal
       wieder, dass die Grünen nur Umfragen gewinnen. Wenn die Wahl näher rückt,
       kehren ihnen scharenweise Sympathisanten den Rücken. Die Partei hat dagegen
       kein Rezept. Auch Fegebanks stromlinienförmiger Mittekurs und die
       Beteuerung, ganz harmlos zu sein, nutzte nichts.
       
       Den SPD-Erfolg konnte sogar der schlimme Verdacht, das Cum-Ex- Verbrechen
       einer Bank lässig gehandhabt zu haben, nicht verhindern. Dabei mag
       Tschentschers Image eine Rolle gespielt haben. Er wirkt wie ein korrekter
       Angestellter, der sich nichts zuschulden kommen lässt. Dieser Malus war
       angesichts des Cum-Ex-Verdachts eher ein Bonus. Der Skandal perlte an
       Tschentscher, der damals immerhin Finanzsenator war, einfach ab.
       
       ## Hanau zeigt, wie gefährlich die AfD ist
       
       Sagt der Erfolg in Hamburg etwas über die SPD-Krise? Die urbanen Milieus
       sind das letzte Biotop, in dem die SPD mehrheitsfähig ist. Sieben der zehn
       größten Städte der Republik werden weiterhin sozialdemokratisch regiert.
       Allerdings: Mehr zeigt Hamburg nicht. [2][Die dortige Sozialdemokratie ist
       etwas Besonderes]: eine Art Staatspartei. Dieser Erfolg ist kein
       übertragbares Modell. Und weder Bestätigung noch Dementi des neuen, moderat
       linken Kurses von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.
       
       Und die AfD? Der Nordwesten ist ziemlich [3][gefeit gegen den
       Rechtspopulismus]. Bei Landtagswahlen haben zwischen Hannover und Flensburg
       nie mehr als 7 Prozent rechts gewählt. Die AfD ist eine Partei des armen
       Ostens und des reichen Südwestens. Insofern ist es keine Überraschung, dass
       die AfD ihre erste Wahlniederlage überhaupt im Norden ereilt. Bislang hat
       sie fast immer von höheren Wahlbeteiligungen profitiert – in Hamburg war es
       umgekehrt. Auch das ist neu.
       
       Die höhnischen AfD-Kommentare zu dem [4][Massaker in Hanau] und die
       Tatsache, dass ein Rechtsradikaler wie Höcke Ministerpräsidenten kürt, hat
       manchen wohl vor Augen geführt, wie gefährlich die AfD ist. Und dass
       Rechtsextremismus doch kein Spielzeug ist, um mal Mächtige zu ärgern. Nein,
       kein Grund zur Entwarnung. Aber dass CDU, FDP und AfD, die an dem Coup in
       Erfurt beteiligt waren, allesamt verloren haben, zeigt: Die demokratischen
       Reflexe funktionieren.
       
       23 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Hamburg-hat-gewaehlt/!5665569
 (DIR) [2] /48-Stunden-an-der-Elbe/!5663178
 (DIR) [3] /Hamburg-vor-der-Buergerschaftswahl/!5662938
 (DIR) [4] /Rechter-Anschlag-in-Hanau/!5663003
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Wahl in Hamburg 2020
 (DIR) Peter Tschentscher
 (DIR) SPD Hamburg
 (DIR) Grüne Hamburg
 (DIR) Grüne Hamburg
 (DIR) AfD Hamburg
 (DIR) Wahl in Hamburg 2020
 (DIR) Wahl in Hamburg 2020
 (DIR) Wahl in Hamburg 2020
 (DIR) Cum-Ex-Geschäfte
 (DIR) Peter Tschentscher
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bürgerschaftswahlen in Hamburg: Hansestadt wird grüner
       
       Die Strategie der Grünen, den SPD-Bürgermeister mit einer Gegenkandidatin
       herauszufordern, hat geklappt. Doch die Partei bleibt unter den Erwartungen
       
 (DIR) Hamburger Bürgerschaftswahlen: Schluss mit der Erfolgsserie
       
       Für die AfD wird es knapp: Sie hat ihr Ergebnis verschlechtert und könnte
       den Wiedereinzug in die Hamburger Bürgerschaft verpassen.
       
 (DIR) Wahlen in Hamburg: SPD triumphiert
       
       Die SPD wird stärkste Partei. Sie trotzt dem Bundestrend und stellt mit
       Peter Tschentscher auch künftig den Bürgermeister.
       
 (DIR) CDU und FDP nach der Hamburgwahl: Schwarz-gelbes Desaster
       
       CDU und FDP erleben ein Wahldebakel. Nicht zuletzt dank ihres Tabubruchs in
       Thüringen können die Liberalen sogar an der Fünfprozenthürde scheitern.
       
 (DIR) Hamburg hat gewählt: AfD und FDP zittern sich rein
       
       Erst am späten Abend steht fest: Die AfD bleibt in der Bürgerschaft. Auch
       die FDP landet 120 Stimmen über der 5-Prozent-Hürde. Grüne gewinnen.
       
 (DIR) Hamburgs SPD in der Cum-Ex-Affäre: Ordentlich schlecht regiert
       
       Hamburg hat nicht nur 47 Millionen Euro Steuern liegen lassen, auch das
       Krisenmanagement der verantwortlichen Politiker ist miserabel.
       
 (DIR) Verjährte Cum-Ex-Millionen: Augen auf und durch
       
       Olaf Scholz und Peter Tschentscher müssen von den Steuertricks der
       Warburg-Bank gewusst haben. Die SPDler hätten eingreifen sollen.