# taz.de -- Grenzöffnungen in der Europäischen Union: Denkt europäisch!
       
       > Die Grenzöffnungen sind überfällig. Abriegelungen machen nur dann Sinn,
       > wenn sie epidemiologisch begründet sind.
       
 (IMG) Bild: Bürgermeister aus der Eifel und aus Luxemburg protestierten am 8. Mai gegen die Grenzschließung
       
       Endlich: Ein Ende der innereuropäischen Grenzschließungen ist absehbar. Die
       Ankündigung der Bundesregierung, die Grenze zu Luxemburg bereits am Samstag
       wieder zu öffnen und die [1][Kontrollen zu Frankreich], Österreich und der
       Schweiz schrittweise zu lockern, ist überfällig. Denn es war von Anfang an
       ein unangemessener nationaler Reflex, unabhängig vom tatsächlichen
       Infektionsgeschehen die Grenzen innerhalb Europas überhaupt zu schließen.
       Deutschland stand damit keineswegs allein in Europa. Aber das macht es
       nicht besser. Die Schlagbäume müssen wieder hoch.
       
       Es gab etliche Öffnungsentscheidungen in den vergangenen Tagen, die höchst
       fragwürdig erscheinen. Trefflich ließe sich beispielsweise darüber
       streiten, ob es wirklich so sinnvoll ist, wenn Nordrhein-Westfalen in ein
       paar Tagen die Freibadsaison eröffnet. Nicht minder bedenklich ist es, wenn
       die dortige schwarz-gelbe Landesregierung jetzt [2][Lehrkräfte aus
       Risikogruppen] und Schwangere wieder zurück in die Schulen zwingen will.
       
       Aber was immer man sonst Armin Laschet vorwerfen kann: Nordrhein-Westfalens
       CDU-Ministerpräsident lag richtig, als er sich Anfang April dem Begehren
       Seehofers widersetzt hat, auch die Grenzen zu Belgien und den Niederlanden
       zu schließen. Damit hat Laschet den in der „Euregio“ lebenden Menschen
       einen großen Dienst erwiesen – ohne dass dies einen negativen Einfluss auf
       das Infektionsgeschehen gehabt hätte. Wären doch auch andere seinem
       Beispiel gefolgt.
       
       Die nationalen Alleingänge der vergangenen Wochen haben nicht nur gezeigt,
       wie fragil die europäische Idee ist, sondern auch unnötige Härten für viele
       Menschen gebracht. Wenn sich an der deutsch-schweizerischen Grenze am
       Bodensee Liebespaare, Freund:innen oder auch getrennt lebende Familien
       plötzlich nur noch an einem Doppelzaun im Zwei-Meter-Abstand begegnen
       können, dann ist das eine Absurdität, die schnellstmöglich beendet werden
       muss – und nicht erst in einem Monat.
       
       Nein, das Virus orientiert sich nicht an Ländergrenzen. So sehr es
       vernünftig war und ist, Risikogebiete abzuriegeln: Wo Infiziertenraten und
       Ansteckungsrisiko diesseits und jenseits einer Grenze ähnlich sind, da sind
       Grenzschließungen nur als Schikane zu begreifen. Der frühere
       EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat es auf dem [3][Länderrat
       der Grünen] Anfang Mai treffend formuliert: „Wer denkt, nur um dem
       nationalen Publikum zu gefallen, es wäre jetzt angebracht, Binnengrenzen zu
       schließen, irrt sich fundamental.“ Höchste Zeit, diesen fundamentalen
       Irrtum zu korrigieren.
       
       14 May 2020
       
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