# taz.de -- EU-Rettungsplan in der Coronakrise: Hoch gepokert
       
       > Nur wegen der „geizigen vier“ darf die EU nicht scheitern. Europas
       > Fortschritte fanden schon immer in Krisen statt.
       
 (IMG) Bild: Mehr als eine Corona-Geste: Das EU Parlament will 500 Milliarden lockermachen
       
       Es ist ein großer Moment für Europa: [1][750 Milliarden Euro will die
       EU-Kommission] vor allem in jene Länder investieren, die von der
       Coronapandemie [2][besonders hart getroffen] wurden. Das ist beispiellos in
       der europäischen Geschichte.
       
       Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass noch unklar ist, wie viel Geld am
       Ende fließt. Bisher ist es nur ein Vorschlag der Kommission. Die Zustimmung
       der EU-Regierungen steht noch aus, und die „geizigen vier“ – [3][Dänemark,
       Schweden, Österreich und die Niederlande] – haben Widerstand angekündigt.
       
       Die EU-Kommission pokert daher: Mit ihren 750 Milliarden Euro überbietet
       sie gezielt den Plan von Präsident Macron und Kanzlerin Merkel, die einen
       Coronafonds von 500 Milliarden Euro gefordert hatten. Damals heulten die
       „geizigen vier“ auch schon auf, aber durch die EU-Kommission haben sich die
       Koordinaten verschoben: Der Plan von Macron und Merkel wirkt nun wie ein
       Kompromiss. Niederländern und Dänen wird die Möglichkeit eröffnet,
       substanziellen Hilfen zuzustimmen und zu Hause zu erzählen, sie hätten die
       Pläne der EU-Kommission und damit „das Schlimmste“ verhindert.
       
       Geld wird jedenfalls fließen. Denn die Coronakrise hat geopolitische
       Folgen, die die Europäer nicht ignorieren können. Die USA und China pumpen
       jeweils Billionen Dollar in ihre Wirtschaft, um die Unternehmen zu
       stabilisieren. Da wäre es keine gute Idee, wenn Deutschland als einziges
       großes EU-Industrieland genug Geld hätte, um seine Firmen zu retten.
       [4][Die EU würde für immer abgehängt].
       
       Es ist keine fiktive Sorge, dass Europa den Anschluss verliert – sondern
       Realität. Die EU-Kommission wies mehrfach auf eine Statistik hin, die das
       Drama offenbart: Aus Deutschland stammt fast die Hälfte aller Anträge, dass
       die Regierung die heimischen Firmen unterstützen darf. Vielen anderen
       EU-Ländern fehlt das nötige Geld, um ihre Unternehmen durch die
       Coronapandemie zu bringen.
       
       So viel ist sicher: Europa wird auf seine ökonomische Zukunft nicht
       verzichten, nur weil die Niederländer oder Dänen gerade schlecht gelaunt
       sind. Es werden Milliardensummen fließen, die vor drei Monaten noch völlig
       undenkbar gewesen wären.
       
       Aber so war Europa schon immer: Die großen Fortschritte finden mitten in
       der Krise statt. Auch die EU gibt es nur, weil Frankreich 1956 eine
       Auseinandersetzung um den Suezkanal verloren hatte – und sich anschließend
       nach neuen Bündnispartnern umgesehen hat. Die Coronapandemie kann für
       Europa ebenfalls eine Chance sein.
       
       28 May 2020
       
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