# taz.de -- EU-Grenzen nach Coronalockerungen: Urlaubspläne mit Hindernissen
       
       > Die EU-Kommission hat ein Konzept für sichere Sommerurlaube in Zeiten von
       > Corona vorgelegt. Nur leider kann sie lediglich Empfehlungen aussprechen.
       
 (IMG) Bild: Unterhaltungen am Grenzzaun: zwischen Deutschland und der Schweiz am Bodensee in Kreuzlingen
       
       Fünf redselige Kommissare und fünf dickleibige Empfehlungen: Die
       EU-Kommission in Brüssel hat einiges aufgeboten, um nach den langen Monaten
       der Corona-Entbehrungen für Reisen und Urlaub in den Sommerferien zu
       werben. „Europa braucht eine Pause“, so der Slogan, mit dem Behördenchefin
       Ursula von der Leyen für ihren Plan warb.
       
       Doch nach der gut zweistündigen Präsentation am Mittwoch in Brüssel wurde
       klar: Dieser Urlaub wird – wenn er denn kommt – ein Hindernislauf. „Das
       wird für niemanden von uns ein normaler Sommer“, räumte Vizepräsidentin
       Margrethe Vestager ein. „Aber wenn wir alle zusammenarbeiten, dann werden
       wir nicht zu Hause verharren müssen.“ Konkret schlägt die Brüsseler Behörde
       vor, die seit März geschlossenen Binnengrenzen wieder zu öffnen – aber nur
       schrittweise und nicht schon ab dem 15. Mai, wie es eine Gruppe
       konservativer Europaabgeordneter um den CDU-Politiker Daniel Caspary
       gefordert hatte. Nur dort, wo das Virus eingedämmt ist, sollen die
       Grenzkontrollen wegfallen.
       
       Wo das sein könnte, wollten die Kommissare nicht verraten. Nicht einmal zu
       Luxemburg wollten sie sich äußern – dabei gab die Bundesregierung in Berlin
       am Mittwoch bekannt, dass die Kontrollen an der Grenze zum Großherzogtum
       aufgehoben werden. Der Grund ist einfach: Nicht die EU entscheidet über
       Grenzöffnungen, sondern die nationalen Hauptstädte.
       
       Derzeit gelten im Schengen-Raum, in dem die Grenzen normalerweise nicht
       kontrolliert werden, in mindestens 17 Ländern Reisebeschränkungen. Sie
       wurden fast überall ohne Vorankündigung und ohne Rücksprache mit den
       Nachbarn eingeführt. Brüssel will nun dafür sorgen, dass wenigstens die
       Lockerung abgestimmt und einvernehmlich erfolgt. Dabei dürfe auch niemand
       diskriminiert werden, betonte Vestager. Es gehe nicht an, dass die Bürger
       eines Landes wieder nach Deutschland oder Luxemburg einreisen dürfen, aber
       die aus einem anderen Land mit vergleichbarem „Infektionsgeschehen“ nicht.
       
       ## Die Krux der Brüsseler Urlaubspläne
       
       Die EU-Kommission setzt sich zudem dafür ein, dass Reisende vor dem
       Coronavirus geschützt werden – vom Start bis zum Ziel. Die gesamte
       Reiseroute soll gesichert werden: mit Gesichtsmasken, Sicherheitsabständen
       und anderen Verhaltensregeln. Masken werden erstmals auf allen Reisen
       empfohlen – auch in Bussen, Zügen und Flugzeugen.
       
       Doch auch hier liegt die Umsetzung wieder bei den nationalen Behörden. Sie
       sollen sich mit der europäischen Präventionsbehörde ECDC abstimmen – bisher
       allerdings hat das kaum geklappt. Die meisten EU-Staaten haben sich nicht
       einmal an die Exitstrategie gehalten, die Kommissionschefin von der Leyen
       im April angekündigt hatte.
       
       Hier liegt denn auch die Krux der Brüsseler Urlaubspläne: Die EU-Kommission
       hat weder in der Gesundheitspolitik noch bei den Grenzöffnungen wirklich
       etwas zu melden; sie darf nur koordinieren und unverbindliche Empfehlungen
       aussprechen. Doch nicht einmal diese – bescheidene – Möglichkeit schöpft
       von der Leyen voll aus.
       
       So hat die CDU-Politikerin darauf verzichtet, die Mitgliedsstaaten zur
       Öffnung aller Grenzen aufzufordern, wie es ihr Amtsvorgänger Jean-Claude
       Juncker angemahnt hatte. Von der Leyen hat sich auch nicht für eine
       einheitliche, europaweite Tracking-App starkgemacht, die bei Urlaubsreisen
       helfen könnte. Stattdessen ist bloß noch von einer abgestimmten Entwicklung
       die Rede. Immerhin bleibt Brüssel im Streit über die Erstattung von
       Urlaubsreisekosten hart. Die Verbraucher dürften nicht mit Reisegutscheinen
       abgespeist werden, sagte Vestager. Sie werde deshalb alle betroffenen
       Staaten anschreiben und zur Einhaltung des Verbraucherrechts ermahnen, so
       die Dänin. Deutschland steht ganz oben auf ihrer Liste.
       
       13 May 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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