# taz.de -- Weltkriegsgedenken in Russland: Parade der Superlative
       
       > 14.000 Soldaten marschieren im Gedenken an den Sieg über Nazideutschland
       > in Moskau auf. Kremlchef Wladimir Putin scheint das zu genießen.
       
 (IMG) Bild: Russlands Farben von Kampfjets in den Himmel geblasen
       
       MOSKAU taz | Mit einer Stunde und fünfzehn Minuten war die Parade zum 75.
       Jahrestags des Sieges der Sowjetunion über Hitlerdeutschland Moskaus
       längste Militärparade. Bei strahlender Sonne rollte die Militärtechnik
       hundertfach über den Roten Platz. Kremlchef Wladimir Putin hatte auf der
       Tribüne Platz genommen und zuvor noch coronafreie Veteranen per Handschlag
       begrüßt. Der jüngste Veteran dürfte um die neunzig Jahre alt gewesen sein.
       
       Oberbefehlshaber Putin legte großen Wert darauf, dass [1][die vom 9. Mai
       auf den 24. Juni wegen der Pandemie verlegte Militärschau] noch stattfinden
       konnte. Unter seiner Herrschaft hat die Rolle des Militärischen pompöse
       Dimensionen angenommen.
       
       Wladimir Putin ist mit seiner Begeisterung fürs Militärische jedoch nicht
       allein. Viele Menschen genießen die Paraden von Kindesbeinen an.
       Anscheinend kann man sich in Auspuffschwaden schwerer Technik besonders gut
       entspannen.
       
       Deutlich wird allerdings auch, dass die Bürger den Kult um Armee und
       Militär heute nicht mehr so vorbehaltlos schätzen wie noch zum Zeitpunkt
       des Überfalls auf die Ukraine 2014.
       
       ## Verfeindete Staaten
       
       Fast 14.000 Soldaten aller Waffengattungen nahmen an der Parade teil,
       darunter auch Militärs aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. So defilierten
       die Einheiten der verfeindeten Staaten Armenien und Aserbaidschan direkt
       hintereinander an den Gästen vorbei.
       
       Auf der Ehrentribüne hatten sich geladene Staatsgäste aus dem ehemaligen
       sowjetischen Imperium eingefunden. Darunter die Chefs von Süd-Ossetien und
       Abchasien, die Moskau als selbständige Staaten aus dem georgischen
       Staatsverband herauslöste.
       
       [2][Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko], der die Parade trotz
       Corona am 9. Mai durchgezogen hatte, war auch unter den Gratulanten. Er war
       einer von den sechs vertretenen GUS-Staatschefs. Kirgistans Präsident
       musste unverrichteter Dinge abziehen, nachdem in der Delegation des
       Zentralasiaten Corona entdeckt worden war.
       
       Wladimir Putin hatte sich gegen die Bedenken von Corona-Infektionen vieler
       Experten vorher immun gezeigt und schien die Veranstaltung auch zu
       genießen. Sekundenbruchteile zuckten Regungen über sein Gesicht.
       
       Die Parade war in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Zunächst war es ein Sieg
       über das Virus. Nebenher gelingt es Moskau nun auch, den Fahrplan für die
       Verfassungsabstimmung einzuhalten. Wichtigstes Ereignis für den Präsidenten
       wird die Erlaubnis sein, mindestens bis 2036, wenn nicht sogar bis zu
       seinem Ableben im Amt bleiben zu können. Vom 25. Juni bis zum 1. Juli
       werden die Bürger darüber entscheiden. Das Ergebnis steht wohl schon vor
       dem Urnengang fest.
       
       24 Jun 2020
       
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